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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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plötzlich stehen und sank dann stumm in sich zusammen.
    Dann kam Wiedeck an die Reihe. Er fiel aufs Gesicht, seine Arme und Beine zuckten noch eine Weile, sein Körper warf sich in zwei, drei Krämpfen empor – bis er still und reglos liegenblieb.
    Es gab keine Deckung. Obermeier rannte und betete. Das Maschinengewehr wirbelte jetzt den Schnee um ihn auf. Er rannte. Und dann hörte das Schießen des MGs auf, und ein krachender Schlag in seiner Nähe warf ihn zur Seite. Er rappelte sich wieder hoch und lief weiter. Und wieder ein Krachen und ein dumpfer Schlag gegen seinen Arm: Die Russen schossen mit der Kanone hinter ihm her. Er war ein schönes, lebendiges Ziel, ein einzelner Mann, der mühsam und schwankend durch den Schnee watete. Eine herrliche Zielscheibe –.
    Die dritte Granate war ein Volltreffer.
    Berlin:
    Wider aller Erwarten hatte Dr. Deutschmanns Aktinstoff gewirkt. Julia Deutschmann erholte sich langsam, ihr Herz arbeitete zusehends besser, der Blutspiegel war weniger katastrophal. Professor Burger und Dr. Wissek verfolgten mit Erstaunen und Unglauben ihre Besserung und schmiedeten bereits Pläne für die Zukunft, Pläne, die sich um Deutschmanns Aktinstoff drehten. Welch einen Segen bedeutete diese Erfindung für die ungezählten Verwundeten mit infizierten Wunden!
    Dr. Kukill wich nicht von Julias Seite. Sein abgezehrtes Gesicht war das erste, was Julia sah, als sie für einige Augenblicke aus der tiefen Ohnmacht erwachte. Zuletzt war es ihm auch noch gelungen, mit Hilfe seiner weiten Verbindungen, über die Schweiz, ein neuartiges englisch-amerikanisches Präparat zu beschaffen, ein ›Antibiotikum‹, wie es genannt wurde, um Julias Behandlung fortzusetzen. Der Aktinstoff war ausgegangen, und in Deutschmanns Haus suchte man umsonst nach Unterlagen, nach denen man neuen herstellen konnte. Deshalb war klar, daß man Deutschmann unverzüglich wieder nach Berlin holen mußte, denn nur er selbst konnte seine Versuche fortsetzen, um schließlich die Fabrikation des ›Aktinstoffes‹ zu sichern. Er und Julia. Aber mit Julia war noch lange nicht zu rechnen; auch wenn es gelang, sie endgültig dem Tode zu entreißen – es konnte immer noch ein Rückschlag eintreten –, war sie für lange Wochen und wahrscheinlich sogar Monate unfähig, das Bett zu verlassen.
    Welch ungeahnte Möglichkeiten!
    Selbst wenn es noch ein Jahr oder sogar zwei dauern würde, bevor die Massenproduktion des ›Aktinstoffes‹ möglich war, bedeutete dies einen ungeheueren Fortschritt in der Behandlung der infektiösen Krankheiten – vor allem aber kam es den Soldaten zugute. Man dachte in Begriffen, die sich immer wieder und fast ausschließlich um den Krieg drehten, und so war es nur verständlich, daß die ersten Gedanken der Ärzte der Wundbehandlung galten.
    Als Julia aufwachte und in das über sie gebeugte Gesicht Dr. Kukills sah, kam in ihre leeren, abwesenden Augen, die wie zwei tiefe, dunkle Brunnen aussahen, erst langsam, nach und nach das Erkennen. Ihre Lippen bewegten sich, ohne daß ein Laut zu hören war. Dr. Kukill beugte sich noch tiefer. Atemlos lauschte er dem Flüstern, das schließlich ganz leise und undeutlich über ihre Lippen kam.
    »Was – ist – geschehen – wo – bin – ich – – – hier …«
    »Sie waren sehr krank«, sagte er begütend. »Jetzt geht es Ihnen wieder besser.«
    »Was – ist – geschehen – mit …«
    »Sprechen Sie nicht, Julia. Schlafen Sie. Versuchen Sie zu schlafen –!«
    In ihre Augen kehrte jetzt Erinnerung zurück, ganz langsam, nach und nach, sie versuchte sich aufzurichten, aber durch ihren erschreckend abgemagerten Körper lief nur ein langes Zittern.
    Sie sagte: »Selbstversuch – ist – ist – es …«
    »Ja. Es ist gelungen. Beruhigen Sie sich, bitte –!«
    »Werden Sie – werden Sie – Ernst …«
    »Ja«, sagte Kukill, »ich werde ihn herausholen. Ich verspreche es Ihnen. Ich – ich habe bereits alle notwendigen Schritte unternommen. Haben Sie keine Angst. Und wenn Sie jetzt schlafen – dann«, er schluckte – »dann sage ich Ihnen etwas Schönes … es wird Sie freuen …«
    »Was ist – es –?«
    »Ich habe mit Ihrem Mann gesprochen«, log er, »nein, nein nicht so, wie Sie denken«, beschwichtigte er sie schnell, als er sie zusammenfahren sah, »er ist immer noch in Rußland, ich habe telefoniert. Es geht ihm gut, er hat es mir gesagt, und er – er freut sich natürlich sehr, daß er zurückkommt …«
    »Weiß – er es!«
    »Nein.« Und dann

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