Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gestanden hatten. Was soll er im Ernstfall mit diesen paar Pinzetten und Scheren anfangen?
    Stabsarzt Dr. Bergen kam in den Raum.
    »Haben Sie alles zusammen?« fragte er Deutschmann.
    »Jawohl, Herr Stabsarzt.«
    »Wenn Sie genau wissen, wo das Lazarett hinkommen soll, versuchen Sie schon, Quartier zu suchen.«
    »Wenn Herr Oberfeldwebel mir das erlaubt.«
    »Oberfeldwebel?« Dr. Bergen richtete sich auf. »Sie haben von mir den dienstlichen Befehl, für das Lazarett Quartier zu suchen. Mit der 2. Kompanie haben Sie nur verwaltungstechnisch zu tun. Befehle haben Sie nur von mir entgegenzunehmen! Übrigens – was sind Sie – was waren Sie früher von Beruf?«
    »Arzt«, sagte Deutschmann.
    Dr. Bergen fuhr herum. »Arzt?« fragte er überrascht. »Wieso … warum?« Er wirkte auf einmal unbeholfen.
    »Jetzt bin ich hier«, sagte Deutschmann trocken.
    »Ja – jetzt sind Sie hier, jetzt sind Sie hier«, sprach Dr. Bergen hilflos und gab sich schließlich einen Ruck. Jetzt war er wieder so, wie ihn alle kannten: kühl, ruhig, abwesend. »Also tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Jawohl, Herr Stabsarzt.«
    Deutschmann exerzierte das gleich durch, als er auf die Stube kam, wo er Wiedeck und Schwanecke traf. Er packte die Kognakflasche aus und ließ sie kreisen. Und wie stets im unrechten Augenblick tauchte auch diesmal Krüll überraschend auf.
    Der Oberfeldwebel zwinkerte überrascht mit den Augen, als er die drei Soldaten um den Tisch sitzen sah; offenbar wollte er sich vergewissern, ob ihm seine aufgeregten Sinne nicht nur irgend etwas vorgaukelten. Aber es stimmte: Auf dem Tisch stand eine Flasche Kognak.
    »Schütze Deutschmann«, schrie er, »was haben Sie da?«
    »Kognak, Herr Oberfeldwebel.«
    »Kog…« Krüll machte ein paar Schritte in die Stube und starrte auf die Flasche. Ein guter Dreistern, ein vollendeter, reiner Kognak! Bei diesen drei Schurken! Ein echter Kognak bei Soldaten von 999! »Her damit!« brüllte Krüll auf. »Wo haben Sie den Kognak her? Schwanecke – geklaut, was? Das gibt einen Tatbericht!« Er wollte die Flasche sicherstellen, aber Schwanecke war schneller, griff hämisch grinsend nach der noch halb gefüllten Flasche und gab sie Deutschmann, der sie in seiner Tasche verschwinden ließ.
    »Die Flasche ist Eigentum des Reviers, Herr Oberfeldwebel«, sagte Deutschmann erklärend. »Ich wurde gerufen, weil – weil Schütze Schwanecke einen Schwächeanfall bekam. Kognak ist dagegen das beste Mittel.«
    Krüll wurde weiß im Gesicht. »Eine Frechheit – Sie – Sie auch – und der Schütze Wiedeck, he?« fragte er gefährlich leise.
    »Hatte Sodbrennen, Herr Oberfeldwebel. Auch dagegen verordnete ich einen Schluck Kognak.«
    »Geben Sie sofort die Flasche her!« Krüll beugte den roten Kopf vor. Doch Deutschmann sah ihm fest in die zusammengekniffenen Augen.
    »Darf ich den Herrn Oberfeldwebel noch einmal darauf aufmerksam machen, daß ich der Kompanie nur zugeteilt bin und nur Befehle des Herrn Stabsarztes entgegennehme. Denn ich habe ausdrückliche Weisung des Herrn Stabsarztes.« Seine Stimme zitterte leicht. Und noch während er redete, fragte er sich, über sich selbst erschrocken, woher er den Mut nahm, mit Krüll so zu sprechen. Er wollte sich mitten in der Rede stoppen, die Flasche aus der Tasche nehmen und sie dem wütenden Spieß geben. Aber er tat es nicht, er sprach weiter, als würde jemand anders aus ihm sprechen, über den er keine Gewalt hatte.
    Schwanecke sah Deutschmann bewundernd an, als wollte er sagen: Mensch, das habe ich dir aber nicht zugetraut, alle Achtung!
    Und Krüll? Er war wie ein aufgeblasener Ballon. Er konnte schreien und seine Untergebenen schinden und schikanieren wie kein zweiter, aber er hatte kein Gewicht. Er gab nach. Sicher hätte er es nicht getan, hätte er alle drei über den Appellplatz gejagt – wenn auf ihm nicht die Gewißheit lasten würde: Rußland. So aber ging er und ließ die drei mit der Kognakflasche allein.
    Um 19.00 Uhr empfingen die Unteroffiziere ihre Pistolen und Karabiner und jeder Zug zwei Maschinenpistolen. Die ausgegebene Munition wurde dreimal durchgezählt und dreimal quittiert. Außerdem bekam jede Gruppe einen Kasten mit zwölf Stielhandgranaten. Der WuG – Unteroffizier für Waffen und Geräte – schüttelte den Kopf, als er sie über den Tisch hinwegschob und die unterschriebenen Empfangsbescheinigungen einsammelte.
    »Als ob ihr damit die Partisanen aufhalten könnt, wenn sie einmal losgehen!« Er war viermal

Weitere Kostenlose Bücher