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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Maschine«, sagte der »President«. »Damit könntest du bei uns glatt als ›Supporter‹ mitfahren. Allerdings müssten wir da noch an deiner etwas ungewöhnlichen Kleidung feilen.«
    »Na ja, vielleicht kommst du ja wieder als ›Hangaround‹«, mischte sich der untersetzte Rocker nochmals ein.
    »Als wa?«, fragte Winterhalter.
    »Jemand, der öfter bei uns rumhängt, also ein Anwärter ist. War nur ein Scherz. Andererseits: Einen Bullen haben wir erstaunlicherweise noch nicht bei unseren Brüdern. Das brächte ja sicher gewisse Vorteile«, sagte der Bandenchef.
    »Wobei i als Bulle vum Name her ja eher zu dene ›Bulls‹ passe würd …«, sagte Winterhalter.
    Das war sein einziger Fehler. Sofort verfinsterten sich die Mienen, Muskeln spannten sich an, und die Augen mehrerer »Heroes« verformten sich zu Schlitzen.
    »Meinst du das ernst?«, fragte der »President«.
    Scherze verstand man hier ganz offensichtlich nicht. Zumindest nicht, wenn es um die verfeindete Motorradgang ging.
    »In keinschter Weise«, bemühte sich Winterhalter zu versichern. »Entschuldiget Sie.«
    Schnell stieg er auf.
    »Also dann.« Diesmal tippte er sich an den Jethelm, den er auf dem Sitz abgelegt hatte. Der Filzhut befand sich wieder in seinem grauen Wanderrucksack.
    »Ruf Häringer an«, befahl der »President« seinem »Security Chief«, als Winterhalter mit tuckerndem Auspuffgeräusch in Richtung Hegau davonfuhr.

13. AM UFER DER BRIGACH
     
    Fast zur gleichen Zeit, als Winterhalter mit seinem Motorrad der kühlen Schwarzwaldluft entgegenfuhr, parkte Klaus seinen Kadett in der Brigachstraße nahe der Villinger Innenstadt.
    Auch wenn jemand vor ein paar Jahren mal eine Statistik veröffentlicht hatte, nach der Villingen-Schwenningen über die größte Gaststättendichte Deutschlands verfügte: Sofern nicht Wochenende war, blieb die Zahl der Kneipengänger eher überschaubar.
    Das galt auch für das Bistro, in dem es an diesem Abend wahrlich nicht schwer war, einen Platz zu finden. Hubertus und Klaus entschieden sich für die hohen Tische direkt an der Bar. Dort erhielt man einen besonders schnellen Nachschub an Getränken.
    »Ich weiß nicht«, meinte Klaus, als das erste Bier vor ihm stand, »so richtig kommen wir in der Sache nicht weiter.«
    Hubertus nickte. »Häringer schien wirklich keinen zwingenden Grund zu haben, Mielke ermorden zu lassen – oder?«
    »Vielleicht wollten Suney und Mukmin aussteigen, und Mielke wollte ihnen dabei helfen.«
    Besonders überzeugt klang dies jedoch nicht. Die Mädchen hatten nicht unbedingt den Eindruck gemacht, als seien sie verzweifelt.
    Plötzlich musste Klaus grinsen. »Der Schnurrbart sieht ohnehin schon bescheuert genug aus – du musst ihn nicht auch noch in Bier tränken.«
    Hubertus erschrak, riss sich das gute Stück, an das er sich schon gewöhnt hatte, ab und sah sich verstohlen um. Nein, glücklicherweise war niemand da, der ihn kannte.
    »Vielleicht sollten wir uns doch noch mal Willy vornehmen«, schlug Klaus etwas ratlos vor, als das breite Grinsen wieder aus seinem Gesicht verschwunden war. Er bestellte einen kleinen Wurstsalat und meinte dann: »Kennst du eigentlich Mielkes Frau?«
    Hubertus rieb sich die Stelle, an der der Bart so gut gehaftet hatte und die sich jetzt schon fast nackt anfühlte, und nickte. »Ich habe sie ein- oder zweimal gesehen. Du hast schon recht, wir müssen sie auch befragen. Aber damit sollten wir warten, bis ihr Mann beerdigt worden ist. Pietät nennt man so was.«
    Klaus runzelte die Stirn: »Pietät, Pietät. Schließlich geht es hier um Mord!« Er überlegte. »Wenigstens in der Beziehung haben diese Kommissare sicher einen Vorsprung. Ich nehme doch mal an, dass sie ihr bereits einen Besuch abgestattet haben – zumindest, um ihr die Todesnachricht zu überbringen.«
    Sie drifteten zum Thema Eishockey ab, fieberten gemeinsam dem letzten Spiel entgegen und wogen Für und Wider einer Ravensburger Verstrickung in den Fall ab. Klaus zog das zerknitterte Phantombild des Unbekannten, der Ziegler von der Affäre zwischen Mielke und Kirk Willys Frau erzählt hatte, aus seiner Hosentasche.
    »Meinst du, ich soll noch mal mit Frau Willy sprechen?«, fragte er zögerlich. »Vielleicht hat sie ja Kontakte zum Rotlichtmilieu … Oder zum Casino.« Er blickte Hummel an und trank das Bier in einem Zug aus. »Gelangweilte Spielerfrau«, konstruierte er dann. »Geht ab und zu mal ins Casino, trifft dann Mielke, beginnt eine Affäre mit ihm …«
    Hubertus

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