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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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und reichte das Foto an die anderen Rocker weiter. Es wanderte durch die Reihen. »Kennt ihr den?«
    Einer nach dem anderen schüttelte den Kopf. Die einen lauernd, die anderen amüsiert.
    Winterhalter überlegte: Hatte er vorhin das Casino Konstanz überhaupt erwähnt? Woher wusste der Bandenchef, dass Mielke dort regelmäßig verkehrte? Immerhin gab es doch noch das Casino Lindau, das Casino Bregenz und mittlerweile auch Spielbanken in der benachbarten Schweiz. Er schwieg aber lieber, um die Gesprächsatmosphäre nicht zu gefährden. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie die Bande reagierte, wenn man sie provozierte.
    »Sonst noch was?«
    »Dieser Mielke hat offenbar en Haufe Spieschulde g’habt. Wo leiht mer sich denn i de Rotlichtszene und im Spielermilieu Geld?«
    »Also in der Rotlichtszene kennen wir uns nicht ganz so gut aus. Das ist mehr das Metier unserer lieben ›Bulls‹-Brüder. Wir verdienen unser Geld hauptsächlich mit seriösen Sicherheitsdienstleistungen.«
    »Ihre liebe Brüder?«, fragte Winterhalter arglos.
    »Das war eher scherzhaft gemeint.«
    »Sicherheitsdienschtleischtunge? Also Leibwächter?«, fragte Winterhalter.
    »So ähnlich«, meinte der Bandenchef und nickte.
    »Gibt’s denn Gläubiger i de Szene, die vor nix zurückschrecke? Die also viellicht au G’walt a’wende, wenn einer nit zahlt?«
    Die Rocker grinsten sich gegenseitig an.
    »Was däte Sie mache, wenn Ihne jemand viel Geld schuldet und nit zahle will oder kann?«
    Die Frage war vielleicht einen Tick zu forsch formuliert.
    »Na, na, Herr Kommissar. Ich sag mal so: Wenn einer nicht zahlen kann, dann würden wir mit uns reden lassen. Wenn einer nicht zahlen will, dann würden wir bestimmt ungemütlicher werden. Aber sicher würden wir überzeugende Methoden finden. Ohne Blut, versteht sich.«
    Wieder warfen sich die Rocker vielsagende Blicke zu.
    »Aber für unsere ›Bulls‹-Brüder würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Die schrecken vor nichts zurück – auch nicht vor einem Mord«, sagte der Chef.
    »Genau, ›President‹.« Ein anderer Rocker hatte sich eingemischt. »Auf dich haben sie sogar schon einen Anschlag verübt.«
    »Aha, dann habet Sie doch bestimmt Strafanzeige g’stellt?«, fragte Winterhalter.
    »Natürlich haben die das so angestellt, dass man ihnen nie etwas hätte nachweisen können. Sie haben meine Maschine manipuliert. Plötzlich hat sie blockiert. Zum Glück habe ich mich nur leicht verletzt.«
    »Kennet Sie Häringer?«, erkundigte sich Winterhalter. »Den Puff… i mein, den Bordellbesitzer aus Blumberg?«
    »Klar kennen wir den. Ein guter Mann – ehrlich, respektvoll. So wie wir. Er nimmt öfter unsere Sicherheitsdienstleistungen in Anspruch und zahlt immer pünktlich. Wieso fragst du nach ihm?«
    Winterhalter blieb konsequent beim Sie, obwohl ihn der Rockerchef permanent duzte. Er hatte sich über die Rockerszene und ihre Werte grob eingelesen.
    Bestimmt empfand der »President« diese Höflichkeitsform als respektvoll.
    »De Herr Mielke soll öfter in de Etablissements vom Herr Häringer verkehrt habe«, erläuterte Winterhalter. »Er isch jetzt nit direkt tatverdächtig. Aber Sie müsset verstehe, dass mir in alle Richtunge ermittle müsse.«
    »Natürlich auch in unsere Richtung«, mischte sich jetzt ein kleinerer, untersetzter »Hero« ein.
    »Nei, nei«, beeilte sich Winterhalter zu betonen. »Bei Ihne gibt’s jo überhaupt kei Anhaltspunkte.«
    »Na, dann ist’s ja gut«, sagte der Bandenchef und ließ eine Spur von Ungeduld in seinem Blick erkennen.
    Winterhalter registrierte dies sofort. »Meine Herre, i darf mich empfehle. I dank Ihne, dass Sie mir Ihre Zeit g’schenkt habe. Die Pflicht ruft.«
    »Ja, ja, auch die Pflicht im Stall, nicht wahr?«, meinte der Bandenchef grinsend, woraufhin die Rocker wieder in Gelächter ausbrachen.
    »Dafür, dass du so ein Kauderwelsch sprichst, kannst du dich aber ganz schön höflich ausdrücken. Normalerweise verhalten sich deine Kollegen uns gegenüber nicht so freundlich.«
    »Des isch doch keine Frage der Berufsgruppe. Gute und Schlechte git’s jo überall. Auch bei uns Polizischte«, sagte Winterhalter. Er tippte sich an den Filzhut, ließ sich von einem der Rocker die schwere Tür aufhalten, marschierte über den Parkplatz und versetzte die Bande ein letztes Mal in Erstaunen.
    Er hatte seinen alten Harley-Davidson-Chopper aus der Scheune geholt, mit dem er in jungen Jahren durch den Schwarzwald getuckert war.
    »Schicke

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