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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Alkohol riecht er auch nicht.«
    Er versuchte, den Puls zu fühlen. Klaus hatte in der Zwischenzeit schon sein Handy herausgezogen und den Rettungsdienst angerufen.
    Besonders weit hatte es der Rettungswagen Villingen 1/83/1 nicht von der Zentrale bis zur Brigachstraße. Der Zivildienstleistende auf dem Beifahrersitz freute sich: Endlich mal ein bisschen Action. Er genoss diese Fahrten, war nicht wie diese anderen Weicheier, denen das Herz immer bis in die Haarspitzen pochte. Das Einzige, was störte, war das bei dieser Kälte viel zu dünne Weißzeug, das er tragen musste.
    »Bewusstlose Person an der Brigach«, hatte der Funkspruch der Leitstelle gelautet. Das konnte ja was werden.
    »Vergiss die Handschuhe nicht«, rief ihm der den Wagen lenkende hauptamtliche Rettungssanitäter zu, als sie mit Blaulicht – und wegen der Uhrzeit ohne Martinshorn – in die Friedrichstraße einbogen.
    Er nickte und sprang kurz darauf aus dem Wagen in die Kälte, um zu erstarren. Neben einer Gestalt am Boden stand ein dicklicher Kerl in Moonboots: der Mann, der ihn etwa sechzig Stunden zuvor in der Südstadt bei Martina vor die Tür gesetzt hatte.
    Dieser schien nicht weniger erstaunt, machte aber keine Anstalten, wieder auf ihn loszugehen, sondern tat so, als würde er ihn nicht kennen.
    Der mittlerweile ebenfalls eingetroffene Notarzt verfügte die umgehende Einweisung in die Klinik. Von seinem Fachkauderwelsch verstand Hubertus rein gar nichts, außer, dass der Mann offenbar stark unterkühlt war und eine tiefe Platzwunde am Kopf hatte.
    »Haben Sie den Mann gefunden?«, erkundigte sich der Arzt bei Klaus.
    »Ja. Er lag unten am Bachufer. Wir haben ihn hochgeschleppt.«
    Der Notarzt schüttelte den Kopf: »Sie hätten ihn mal besser dort unten gelassen und gewartet, bis wir kommen. Was wäre gewesen, wenn er sich beim Sturz in die Brigach eine Wirbelsäulenfraktur zugezogen hätte?«
    Klaus war um eine Antwort nicht verlegen: »Hören Sie, mein Freund ist Rettungshelfer. Der wusste schon, was er tat.«
    Hubertus errötete, was man bei dem schummrigen Licht zum Glück nicht sah. Wie konnte ihm bloß so ein Schnitzer unterlaufen?
    Kurz darauf traf ein Polizeiwagen ein. Hummel und Riesle beantworteten wahrheitsgemäß, aber etwas kurz angebunden alle Fragen.
    Nein, sie kannten den Mann nicht.
    Ja, man sei nur zufällig vorbeigekommen.
    Nein, der Mann habe seinen Namen nicht genannt.
    Nein, man wisse nicht, wie lange er an der Brigach gelegen habe.
    Nein, auch nicht, ob er sich zuvor im Wasser befunden habe.
    Schließlich wurden noch die Personalien der Freunde aufgenommen, ehe sie gehen durften.
    »Sag mal«, meinte Klaus, als er den Kadett die Kalkofenstraße hochlenkte, »war nicht dieser jüngere Sanitäter Martinas Verehrer aus dem Bistro?«
    Hubertus knurrte.
    »Weißt du, warum ich das frage?«
    Hummel zuckte mit den Schultern.
    »Weil der uns möglicherweise helfen kann. Wir sollten uns diesen Verletzten nämlich mal näher ansehen.«
    »Jetzt lösen wir erst einmal den einen Fall«, sagte Hubertus. »Unser Mann an der Brigach hatte entweder einen Schwächeanfall und ist die Böschung hinuntergefallen, oder ihn hat irgendeine Jugendgang zusammengeschlagen und in die Brigach geworfen. Wahrscheinlich Letzteres. Was ich immer sage: Die Wertevermittlung funktioniert nicht mehr. Und das beginnt schon im Elternhaus. Aber dann werden immer wir Lehrer …«
    Klaus unterbrach Hubertus’ Vortrag, indem er ruckartig rechts heranfuhr.
    »Ich bin mir nicht so sicher, dass es sich um zwei verschiedene Fälle handelt«, sagte er.
    »Was?«, rief Hubertus.
    »Schau mal«, sagte Klaus triumphierend und zog etwas aus seiner Tasche.
    »Das fiel dem Mann aus der Jacke, als wir ihn zum Auto geschleppt haben.«
    Hubertus machte große Augen. In Klaus’ Hand lag ein Fünf-Euro-Jeton mit der Aufschrift »Casino Konstanz«.

14. INTENSIV
     
    »Wie heißt denn dein Freund?«, erkundigte sich Hubertus mit mildem Gesichtsausdruck beim Frühstück.
    Martina schaute ihn an, biss dann in ihr Croissant und rieb sich die Stupsnase. Wenn ihr Vater so freundlich war, führte er etwas im Schilde.
    »Wieso? Willst du dich bei seinen Eltern beschweren?«, fragte sie.
    »Sei doch nicht immer so misstrauisch«, meinte Hubertus. »Ich will ihn nur etwas besser kennenlernen.«
    »Peter. Peter Klingler.«
    »Und er ist momentan Zivildienstleistender beim Roten Kreuz – oder?«, forschte Hubertus weiter.
    Martina staunte. »Hast du dich etwa schon nach ihm

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