Strandglut 27 Short(s) Stories
zukam. Sabine schrie auf.
„Die Tür zum Kühlrsaum schließen. Bitte bestätigen.“
„Nein, nicht schließen, bitte, öffnen.“
„Die Anwendung reagiert nicht. Bitte das Menu neu starten.“
Der Fleischportionierer raste auf sie zu. Schnick. Es ging so schnell, dass Sabine keinen Schmerz spürte. Der Portionierer hatte ihr die Hand abgehackt. Und noch mal. Schnick. Ein Teil des Unterarms war weg. Sabine schrie:
Neeeeiiiiin, neeeiiiin!. Gleichzeitig wurden ihre Gebeine fein säuberlich in durchsichtige Tütchen luftdicht verschweißt.
Bevor Sabine die Besinnung verlor, hörte sie noch mal die Computerstimme.
„Bitte bestätigen.“
Das letzte Wort, das Sabine in ihrem jungen Leben von sich gab, war:
„Okay“.
Der Selbstreinigungs-Mechanismus entfernte ihre unverdaulichen Überreste.
Fröhlich pfeifend kam Peter nach Hause. Sofort ging er in seine blitzsaubere High Tech-Küche. Er trat zum Computer, gab ihm einen freundschaftlichen Klaps und drückte auf Escape. Dann band er sich eine Schürze um, hob den Topf vom Boden auf und schälte erst mal Kartoffeln. Als er den Kühlschrank öffnete, freute sich über seine vielen Vorräte. Die Päckchen waren alle gut beschriftet. Da fand er Schnitzel, Gänsekeule, Leber, Fleischknochen für Brühe und mehrere Tüten mit der Aufschrift Mausepfötchen. Auf allen Päckchen gab es ein Verfallsdatum. Peter grinste. Das Verfallsdatum war sein nächster Hochzeitstag.
Er schnappte sich eine Tüte, gab ihren Inhalt in eine Schale und stellte sie der Katze hin. Mausepfötchen schnurrte.
Danach dünstete er in heißem Schweineschmalz die Zwiebeln glasig, gab das Sauerkraut hinzu und ließ es zwanzig Minuten köcheln. Peter verrührte die Erbswurst mit Wasser und ließ den Brei aufkochen. In der Zwischenzeit bereitete er mit Lorbeer, Piment und Pfefferkörnern einen Sud für das Fleisch. Als er siedete, gab er die Blut- und Leber-Würste, das Kassler und den Bauchspeck hinzu. ‚Zeit für einen kleinen Schluck Wein im Sauerkraut und für mich,’ dachte Peter.
Während alles vor sich hin köchelte, schnitt Peter den fetten Speck in kleine Würfelchen, briet sie in ein bisschen Schweineschmalz braun und knusprig und schlürfte dabei genüsslich seinen Terri di Tufo. Er prostete seinem Spiegelbild in dem Heißluftofen zu. „Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter.“
NY City Blues
Ich werde wahnsinnig. Ich werde gleich verrückt. Ich werde ausrasten. Der Schweiß tropft mir aus allen Poren. In meiner Jackentasche fühle ich das beruhigende Paket, meine Finger streicheln sanft über das Cellophan, das mich vom siebenten Himmel trennt. Ich habe es durch den Zoll geschafft. Rastlos irren meine Augen durch die graue Halle des Flughafens, suchen einen Rolli, verdammt, schon wieder das Kleingeld vergessen. Also schultere ich meine Reisetasche, ich muss raus hier, allein sein, mir endlich Erleichterung verschaffen.
Auf dem Klo stehen sie in Sechserreihen an. Nein, lieber nicht, die Türen sind so niedrig, man weiß ja nie, die holen sofort die Bullen. Ich hetze zum Busterminal, Himmel, wie soll ich diese Fahrt nach Manhattan durchstehen? Aber mit dem Taxi geht es auch nicht schneller. Ich könnte morden. Mit zitternden Fingern löse ich mein Ticket.
Los, macht schon, steigt endlich ein, ihr Idioten, ich habe einen Affen, wie seit Jahren nicht mehr. Es stinkt nach Kerosin, und dann schlendern da noch zwei Schwule händchenhaltend auf den Bus zu. Leute, gebt Gas, ich sterbe. Der Typ vor mir in seinem beigefarbenen Regenmantel stinkt wie ein dreistöckiger Puff in Algier. Er nimmt einen tiefen Schluck aus einer braunen Papiertüte. Hustensaft, wetten dass? Endlich fahren wir, stehen endlos im Stau, ich sehe kaum den Hudson River, die Lichter verschwimmen vor meinen Augen.
Ich schließe die Augen und denke an das Päckchen in meiner Tasche. Wie ich vorsichtig das Cellophan entfernen werde. Oh verdammt, Scheiße, Mist, Kacke. Ein Unfall. Das kann Stunden dauern. Ich will hier raus. Sirenen zerren an meinen Nerven, warum hört sich hier jedes Martinshorn an, als ob sie Bombenalarm ausgelöst hätten. Endlich! Die Fahrt war länger als der Flug von Frankfurt.
Grand Central Station. Gleich habe ich es geschafft. Ob ich schon auf der Straße? Nee, lieber nicht, die verstehen hier überhaupt keinen Spaß mehr. Ich reiße meine Tasche aus dem Bus. Nur noch wenige Schritte und das Martyrium ist überstanden. Vorbei an den bettelnden Obdachlosen. In der Ecke steht ein Junkie,
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