Strandglut 27 Short(s) Stories
antwortete Laura.
„Ja, es hört sich an wie Musik, nicht wahr, wenn die Vögel balzen. Ich lausche ihnen zu gern. Und diese Farben. Ist sehr schön hier wieder geworden im Park, nicht wahr. War lange Jahre ziemlich heruntergekommen. Aber jetzt, wunderschön.“
„Hhm“, meinte Laura und kontrollierte ihren Puls. Hundertzehn, das war schon besser.
„Können Sie erkennen, ob die Narzissen gefüllt sind?“
„Narzissen?“
„Ja, die ganzen Narzissen dort drüben auf der Wiese.“
„Äh, ja.“
„Ach, das habe ich mir gedacht, ich mag die gefüllten am liebsten. Und diese prächtigen Stiefmütterchen, vorn in der Rabatte. So viele waren es noch nie.“
Laura schaute die alte Frau zweifelnd an. ‚Na ja’, dachte sie, ‚wenn man so alt ist, hat man wohl keine anderen Sorgen mehr als Stiefmütterchen angucken. Ich hasse Stiefmütterchen. Totale Spießerblume.’
„Bald werden die wundervollen Kastanien unten am Weiher wieder blühen“, setzte die Alte ungehindert ihren Unterhaltungsdrang fort.
„Mist, dann kann ich nicht mehr laufen, ich bin allergisch gegen diese Pollen.“
„Rote und Weiße. Ich liebe die Weißen ganz besonders. So ein hübscher Kontrast zu den Vergissmeinnicht.“
„Vergissmeinnicht?“
„Ja, die Tausende von Vergissmeinnicht, die unten am Weiher stehen.“
„Ich war noch nie da unten, ich laufe immer auf dem Sandweg“, sagte Laura.
„Oh wie schade, da sollten sie mal hinlaufen. Da hören sie bald die Frösche quaken und dann, nicht lange. nachdem die Kastanien und die Vergissmeinnicht abgeblüht sind, kommen die Seerosen.“
„Dazu habe ich keine Zeit“, sagte Laura, „ich muss schließlich arbeiten.“
„Wieso, wenn Sie sowieso hier jeden Tag laufen, das verstehe ich nicht?“
„Ich laufe ja nicht aus Spaß. Das ist Training, verstehen Sie?“
„Und das macht Ihnen keinen Spaß?“
„Ich muss fit bleiben“, sagte Laura.
„Wofür?“
„Na, ich muss schließlich meinen Lebensunterhalt verdienen.“
„Ach Kindchen“, sagte die alte Dame, „sterben tun sie schon noch früh genug. Warum genießen sie nicht ein bisschen das Leben, seinen Lebensunterhalt muss sich schließlich jeder verdienen.“
„Wie soll man heute noch das Leben genießen? Früher war das sicher anders. Aber bei der Umweltverschmutzung. Essen kann man auch nichts mehr, alles vergiftet. Und dann der täglich Stress, der immer größer wird. Da muss man schon Kondition haben.“
Die alte Dame lächelte. „Früher“, sagte sie, „war es auch nicht besser. Nur anders. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Frühlingsabend.“
Dann stand sie auf, nahm ihren weißen Stock und ging vorsichtig, sich an den Steinen mit dem Stock entlangtastend, davon. Erst jetzt sah Laura die gelbe Binde um den Arm der alten Frau. Laura blickte ihr noch lange nach. ‚Aha’, dachte sie, ‚das sind also Amseln, die da singen.’
Die Party
Sie waren alle gekommen, zur großen Party: Das Leid trug, natürlich, schwarz. Mit einem raffinierten kleinen Spitzenschleier. Beim Glück konnte man kaum hinsehen, sein goldenes Paillettenkleid funkelte und blitzte im Scheinwerferlicht, dass es in den Augen wehtat. Die Sorgen machten mal wieder einen auf ernst. Typisch. Mausgraue Anzüge, selbst die Krawatten waren wenig kreativ, dafür aber von erster, teurer Qualität. Die Freude war ganz in Gelb gehüllt und hatte sich eine riesige Sonnenblume ans Kleid geheftet. Für den Geschmack von Ärger ziemlich vulgär. Aber Ärger war nun mal ein bisschen verkniffen. Das sah man schon an seinem dunkelgrünen Anzug. „Grün, ich bitte sie, das tragen schließlich nur Versager“, flüsterte die Bosheit ihrem Nachbarn, dem Neid, zu.
Die beiden konnten sich wieder mal nicht trennen. Den ganzen Abend gluckten sie in einer Ecke und zogen über die anderen her. „Schau mal, die Liebe“, zischelte Neid der Bosheit zu. „Wo zum Teufel hat sie denn dieses Kleid gefunden? Quietschrosa und diese Volants. Natürlich sündhaft teurer Designer, dabei kann sie es sich gar nicht leisten.“ „Sie sieht aus wie eine Torte“, gab die Bosheit zurück, „fette Buttercreme“.
Als der Sex den hellerleuchteten Saal betrat, ging ein Raunen durch die Gesellschaft. Sein hautenger Schlangenlederbody entblößte seinen wunderschön geformten Körper mehr als dass er ihn verdeckte. Die Erotik trank bei seinem Anblick einen großen Schluck Champagner und machte mit ihrem kehligen Lachen auf sich aufmerksam. Ihr dezentes Abendkleid
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