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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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unsere leeren Augen begegnen sich, wir verstehen uns auch ohne Worte.
    Ich dränge durch die goldene Drehtür, misstrauisch beäugt vom livrierten Portier. Ob man es mir bereits ansieht? Eigentlich ist so ein Portier doch dafür da, dass er einem das Gepäck abnimmt und die Tür aufhält. Früher haben die das getan. Mit mir geht es bergab, wenn jeder dahergelaufene Portier meint, ich sei kein Gast sondern die Pest. Verflucht. Heute hat sich alles gegen mich verschworen. Die Hotelhalle quillt über mit lärmenden Japanern. Oder sind es Vietnamesen? Oder Koreaner? Egal, jedenfalls gelb, soweit das Auge reicht. Ich kann kaum noch stehen.
    Der aufdringliche Blütenduft der überdimensionierten Blumenbouquets bringt mich fast zum Kotzen. Als ob Martha Stewart hier entrümpelt hätte. Und an der Rezeption steht eine Auszubildende. Jede Wette. Ich schaue auf meine Uhr, ein Gelber pro Viertelstunde. Gleich ist es soweit und ich falle tot um auf ihren verfluchten Marmorboden. Na gut, ist leichter zu reinigen als Teppichboden. Ob ich erst mal einen Drink an der Bar? Damit das Zittern aufhört? Nee, je schneller ich hier durch bin, desto besser. Ach Mädel, nun mach schon.
    Vierzig Gelbe später bin ich endlich dran. Nenne meinen Namen. Die Maus guckt mich an, als ob ich ihr eine Pistole vor die Nase halten würde. Ob sie es weiß, etwas ahnt? Jetzt lächelt sie. Dieses aufgesetzte Hyatt-around-the-world-Lächeln. Ob Hongkong, Hawaii oder Hamburg, sie lächeln alle gleich. Ich könnte ihr die Fresse polieren. Los, gib mir die Karte, rück sie raus, du Schnepfe. Ja, klar, Formular ausfüllen, Kreditkarte, Mensch Mädel, ich schenke dir alle meine Kreditkarten, wenn du nur ein bisschen zu machen würdest. Aber dann: ich halte sie in den Händen, die Eintrittskarte zum Paradies. Gleich, gleich ist es soweit.
    Ich besteige den goldglänzenden Fahrstuhl. Himmel, hätten die die Gelben nicht in einem Stockwerk unterbringen können? Wozu habe ich Club gebucht, ich will einen extra Fahrstuhl, der mich direkt in den Himmel von Manhattan schießt. Ganz in die Ecke gedrängt vom gelbstichigen Dauerzwitschern stottert mich dieses Ding von Stockwerk zu Stockwerk. Aber dann: ich kann es riechen, ich kann es fühlen, ich kann es schmecken. Nur sehen kann ich es noch nicht. Mein Zimmer liegt ganz hinten vom Flur. Mit letzter Kraft schleppe ich mich über zweihundert Meter pastelligen Teppichboden und sinke erschöpft vor meiner Zimmertür darnieder.
    Zitternd fummle ich den Zimmerchip aus der Karte. Finde kaum den Schlitz, um endlich frei zu sein. Stecke den Chip linksrum rein: rot. Rechtsrum: rot. Von vorne: rot. Von hinten: rot. Gleich sehe ich rot. Und zwar dunkelrot. Es riecht nach Blut. Einen Versuch hast du noch, du blöde Tür, dann trete ich dir in die Eier. Davor hat selbst die Tür Angst. Plötzlich und unerwartet öffnet sie sich mit einem satten „Plopp“. Geschafft!
    Ich schmeiße die Tasche in die Ecke, reiße mir den Mantel vom Leibe, werfe ihn aufs Bett. Jetzt. Meine klammen Finger fahren in die Jackentasche. Das Cellophan knistert wie einst die erste Nacht mit Roy. Hoch erotisch. Ich ziehe das Päckchen heraus, versuche, den Anfang des goldenen Fadens zu finden, der mich von meinem Kick trennt. Ich finde ihn nicht, ich bin viel zu aufgeregt. Also reiße ich mit den Zähnen an dem Cellophan, endlich gibt es nach, da fällt mein Blick auf das Schild auf meinem Nachttisch:

    „Sorry, no smoking.“

Cinderella

    Jingle Bells, Jingle Bells…. Die Melodie des amerikanischen Weihnachtsliedes klang immer noch in Sandras Kopf, obwohl Weihnachten schon seit Wochen vorbei war. Sandra besah sich das Chaos auf ihrem Schreibtisch und machte sich daran, die neuen Fotokataloge einzusortieren. Aber mit ihren Gedanken war sie ungefähr fünftausend Kilometer weit weg von der Werbeagentur in Hamburg, wo sie als Grafikerin arbeitete. In ihrer Nase hing der Duft von süßem Popcorn und rosafarbener Zuckerwatte, ihre Ohren meinten, das erwartungsvolle Quieken der Kinder zu hören. Sie schaute aus dem Fenster und sah nicht das Schneegeriesel, sondern den Kopf von Santa Claus, den ein Flugzeug in den wolkenlosen Himmel über Florida malte. Verdammt, Mädchen, sagte sie sich, komm zu dir. Seit Wochen dachte sie an Robert, an Robert und Marc, an ihren ganz persönlichen Weihnachtstraum. Aber dieser Traum war genauso falsch wie das Hochzeitstortenschloss in Disney Land.
    Im Nachhinein betrachtet war Florida einfach keine gute Idee gewesen. Sie

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