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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Master Richard! Sie haben ihn gefunden!«
    Im nächsten Augenblick schien der Raum überfüllt zu sein: Bedienstete, Dragoner und Pendrith, der sagte: »Die Soldaten haben ihn entdeckt, wie er auf der Straße herumirrte, mit auf dem Rücken gefesselten Händen und einem Tuch vor den Augen. Ein Wunder, daß er nicht kopfüber die Klippen hinabstürzte!«
    Sie verstummten alle, als Dancer, von Kopf bis Fuß in einen langen Umhang gehüllt, ins Zimmer trat, auf beiden Seiten gestützt von einem Dragoner.
    Bolitho lief ihm entgegen und packte ihn an den Schultern. Er konnte kaum sprechen; beide starrten sich ein paar Sekunden lang wortlos an, bis Dancer sagte: »Das war verdammt dicht dran diesmal, Dick!«
    Harriet Bolitho bahnte sich einen Weg durch die starrenden Menschen, nahm Dancer den Umhang ab und schloß ihn dann in die Arme. Sie zog seinen Kopf an ihre Schulter, wobei ihr die Tränen ungehemmt über die Wangen liefen.
    »Oh, du armer, armer Junge!«
    Die Entführer hatten Martyn alle Sachen abgenommen, bis auf die Kniehose. Barfuß, mit verbundenen Augen und gefesselten Händen, hatten sie ihn auf einer ihm unbekannten Straße ausgesetzt, wo er in der bitteren Kälte bei einem Sturz sicherlich erfroren wäre. Jemand hatte ihn auch geschlagen, denn Bolitho sah Striemen auf seinem Rücken.
    Mrs. Bolitho sagte mit belegter Stimme: »Mrs. Tremayne, führen Sie diese braven Männer in die Küche. Geben Sie ihnen alles, was sie möchten, auch Geld.«
    Die Soldaten strahlten und traten sich verlegen die Stiefel sauber.
    »Danke sehr, Ma’am, es war uns ein Vergnügen, wirklich!« Dancer ließ sich vor dem Feuer nieder und erzählte: »Sie brachten mich in ein kleines Dorf. Ich hörte jemanden sagen, es sei ein verhexter Ort, niemand würde sich herwagen, um nach mir zu suchen. Sie lachten darüber und erklärten mir, auf welche Weise sie mich umzubringen gedächten, wenn ihr Mann nicht freigelassen würde.« Er blickte zu Hugh Bolitho auf. »Tut mir leid, daß ich Sie enttäuscht habe, Sir. Aber unsere Angreifer sahen aus wie wirkliche Soldaten, und sie schlugen erbarmungslos auf uns ein, bevor wir unseren Irrtum erkannt hatten.« Schaudernd rieb er sich die Arme, als schäme er sich seiner Nacktheit.
    Hugh erwiderte: »Was geschehen ist, ist geschehen, Mr. Dancer. Aber ich freue mich, daß Sie am Leben und in Sicherheit sind.« Mrs. Bolitho brachte eine Tasse heißer Suppe. »Trink das, Martyn, und dann ins Bett.« Sie hatte sich wieder vollkommen in der Gewalt.
    Dancer blickte Bolitho an. »Ich hatte die ganze Zeit das Tuch über den Augen. Als ich versuchte, es wegzureißen, fühlte ich ein glühendes Eisen dicht vorm Gesicht. Einer von ihnen sagte, wenn ich es noch einmal täte, wäre das Tuch nicht mehr nötig. Das Eisen würde mich blenden, ein für allemal.«
    Er fröstelte, als Nancy seine Schultern mit einem wollenen Tuch bedeckte.
    Hugh Bolitho schlug mit der Faust gegen die Wand. »O ja, sie waren schlau. Sie wußten, daß Sie zwar ihre Gesichter nicht erkennen würden, wohl aber später vielleicht den Ort, an dem man Sie festgehalten hatte.«
    Dancer erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Seine Füße waren arg zugerichtet worden, bevor die Soldaten ihn gefunden hatten.
    »Ich kenne aber einen von ihnen.«
    Sie starrten ihn alle an und dachten, er werde gleich zusammenbrechen.
    Dancer hielt Mrs. Bolitho seine ausgestreckten Hände hin, bis sie sie ergriff.
    »Es war am ersten Tag. Ich lag in der Dunkelheit und wartete auf den Tod, als ich die Stimme plötzlich hörte. Wahrscheinlich hatten sie ihm nicht gesagt, daß ich dort war.« Er verstärkte den Griff seiner Hände. »Es war der Mann, den ich hier gesehen hatte, Madam, den Sie Vyvyan nannten.«
    Sie nickte langsam, das Gesicht voller Mitleid.
    »Du hast genug gelitten, Martyn, und wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.« Sie küßte ihn sanft. »Jetzt ins Bett mit dir. Du findest in deinem Zimmer alles, was du brauchst.«
    Hugh Bolitho starrte ihn noch immer an, als habe er sich verhört.
    »Sir Henry? Sind Sie sicher?«
    Seine Mutter rief dazwischen: »Laß ihn, Hugh. Dem armen Jungen ist schon genug Leid zugefügt worden!«
    Bolitho sah seines Bruders alte Energie und Entschlossenheit zurückkehren wie eine Bö, die sich plötzlich einem Schiff in der Flaute nähert.
    »Für dich ist er vielleicht ein Junge, Mutter. Trotzdem bleibt er immer noch einer meiner Offiziere.« Hugh konnte seine Erregung kaum verbergen. »Dicht unter unseren

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