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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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erschien, der sich das feuchte Haar herunterstrich. »Können wir eine mit Peperoni bestellen?«
    Christophe griff in seine Tasche und zog drei Zwanzigdollarscheine heraus. »Hol eine mit Fleisch und eine vegetarische, ohne Zwiebeln oder Oliven. Und fünf Getränke. Geh schon!«
    Dibs schnappte sich das Geld und verschwand. Christophe ballte seine Hand auf dem Tisch zur Faust und entspannte sich sichtlich angestrengt. Der Kontrast zwischen seiner vollkommen ruhigen Miene und der Art, wie er seine Finger zwingen musste, sich nicht mehr zu krümmen, war beängstigend. »Behalte das für dich! Wir unterhalten uns später.«
    Leicht war es nicht, cool auszusehen, während mein Herz hämmerte und ich schwitzte. Ich verschränkte die Arme und sah ihn an, unangenehm eingeengt auf der Bank. Plötzlich wurde mir bewusst, dass Christophe zwischen mir und einem möglichen Fluchtweg saß. »Ich will es jetzt wissen.«
    »Ich weiß selbst zu wenig, um dir irgendetwas Hilfreiches erzählen zu können. Im Orden gibst es einen Verräter, so viel wissen wir. Und jetzt wissen wir außerdem, dass er den hohen Rängen angehören muss und ich nicht das Ziel war. Ich war von Anfang an nicht das Ziel, bloß zufällig mit betroffen.« Er fuhr mit der Zunge über seine Zähne, worauf die Eckzähne sich wieder vollständig zurückzogen. Seine Augen wirkten immer noch kalt. Wie war ich je auf die Idee gekommen, sie könnten auch wärmer aussehen?
    »Was bringt dich darauf?« Die Wärme, die er ausstrahlte, war so steril wie die der blau durchwirkten Flammen. Ich fröstelte.
    »Das ist eine Vendetta. Die Sünden der Eltern suchen die Kinder heim – obwohl deine Mutter frei von Schuld war. Wenigstens das kann ich dir versprechen.« Mit einer schnellen Bewegung rutschte er von der Bank. Er sah mir nicht ins Gesicht, sondern auf meine Brust, auf die kleine Beule unter meinem Pullover. »Steck das weg, Dru! Sprich es nirgends an, wo andere dich hören könnten! Und, Dru, um Gottes willen …«
    Ich wartete, doch er beendete den Satz nicht. Stattdessen ging er zum Tresen, wo Dibs vor Ungeduld fast auf und ab sprang und die gelangweilte Frau hinter der Kasse ihre Tasten in Zeitlupe drückte.
    Das Aroma von krossem Teig, Tomatensauce und geschmolzenem Käse sowie der typisch klebrige Pizzeriageruch umwaberten mich. Ich schob die Mitschrift wieder in meine Tasche und stellte fest, dass meine Hände zitterten.
    Geh zur Schola, hatte er gesagt. Dort bist du sicher.
    Aber ich war nirgends sicher, oder? Und ich hatte nicht einmal einen Schimmer, wieso. Weil jemand im Orden meine Mutter genug gehasst hatte, um sie ermorden zu lassen? Und Jahre später auch mich?
    Verdammt! Wie konnte man jemanden so sehr hassen und trotzdem noch menschlich sein? Oder auch nur besser als ein Blutsauger?
    Graves sank auf den Platz neben mir. »Hi.« Er hatte sich das Haar hinter die Ohren gestrichen, und sein Gesicht glänzte noch vom Regen draußen. »Alles okay? Du siehst ein bisschen blass aus.«
    Ach was, mir geht es prima! Fast. Ich griff unter dem Tisch nach seiner Hand und tauchte meine Finger zwischen seine. Seine Haut war warm, und mein Herz fing an, auf komplett andere Art zu pochen.
    »Alles ist Mist.« Ich drückte seine Finger. »Es ist verdammt schrecklich.«
    Er erwiderte den Druck meiner Finger, und seine eingefallenen Wangen röteten sich, was auch bei seinem asiatischen Teint deutlich auffiel. »Nicht alles. Wir sind hier, und über Tag sind wir sicher.«
    »Ja.« Eine Million Fragen kochten in mir hoch. Alles von »Findest du es schlimm, dass ich dein Leben ruiniert habe?« bis hin zu »Kannst du dir vorstellen, jemanden so sehr zu hassen, dass du ihn an einen Blutsauger verkaufst?«.
    »Hey, hey«, sagte er und drückte meine Hand fester. »Alles wird wieder gut, Dru. Das kommt schon wieder hin!«
    »Ich weiß nicht.« Ich blickte auf die Holzimitatplatte, deren oberste Kunststoffschicht an mehreren Stellen abblätterte. »Wir haben nicht einen Djamphir aus der Schule gesehen.«
    »Ja, das habe ich auch schon gedacht.« Seine Stimme wurde leiser, vertraulicher, denn nun kamen neue Kunden durch die Glasschwingtüren. »Dru, falls etwas passiert …«
    »Was zum Beispiel?«
    »Du weißt, was ich meine. Falls es richtig schlimm wird, Dru, komme ich mit dir.«
    Meine Hand verkrampfte sich. Keiner von uns ließ los. Graves holte tief Luft und sah mir in die Augen. Die grünen Ringe um seine Pupillen leuchteten sogar hier in dem elektrischen Licht.

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