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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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alles Mögliche heißen konnte. »Würde es Sie überraschen zu hören, dass Christophe Reynard schon seit über siebzehn Jahren kein offizielles Ordensmitglied mehr ist? Die Verhandlungen, ihn wieder bei uns aufzunehmen, sind … kompliziert.«
    »Keiner vertraut ihm.« Neben ihrem vorsichtigen, höflichen und melodischen Tonfall klang meine Stimme schroff. Na ja, ich hatte mir ja auch den Hals wundgehustet. »Dylan hat gesagt, wenn er zurückkommt, bildet er mich aus, weil …«
    »Dylan steht auf Christophes Seite. Er tritt seit langem für ihn ein und war Reynards Förderer. Er hat für ihn gesprochen, ist für ihn eingetreten und hat alles getan, damit Reynard die Ehre zuteil wird, in unsere Gemeinschaft einzutreten, trotz seiner … inadäquaten Ahnen.«
    »Seiner was? Noch mal langsam und Klartext, bitte!« Ich setzte mich aufrechter hin. Ich war müde und hungrig und wollte Graves sehen. Und, oh ja, ich wollte mich im Bett zusammenrollen und in Ruhe vor mich hinschlottern! Ich wollte meine Tür verriegeln, die Fensterläden verrammeln und ein bisschen Zeit einfach mit Zittern verbringen. Ja, das klang wahrlich verlockend!
    Ein unangenehmes Schweigen trat ein. »Sie können es ihr gleich sagen«, brach Dylan es schließlich, »falls Sie es sowieso wollen.«
    »Ja, ich denke schon.« Sie betrachtete mich mit ihrem glasklaren Blick, und ich hatte das Gefühl, als würde sich jeder Pickel, den ich jemals gehabt hatte, an die Oberfläche kämpfen. »Hat Christophe Ihnen gegenüber je seine Familie erwähnt?«
    »Nur, dass seine Mom auch tot ist, glaube ich.« Es war schwer, mich zu erinnern, weil ich das Gefühl hatte, meine Gedanken müssten durch Suppe waten. Aber wenn man es genau bedachte, hatte er mir überhaupt nicht viel erzählt. »Abgesehen davon, nichts. Worum geht’s hier eigentlich? Er hat mir schon nichts erklärt, und seit ich hier bin, sagt mir auch keiner was.«
    »Dann dürfte es Sie überraschen zu hören, dass Christophes Geburtsname Krystof Gogol lautet.« Sie legte eine bedeutsame Pause ein, obgleich ich keinen Schimmer hatte, worauf sie hinauswollte. »Und der Nosferat, dem Sie vor zwei Wochen knapp entkamen, der anerkannte König jener, welche die Nächte heimsuchen, war ein geborener Sergej Gogol.«
    »Häh?« Ich war zu erledigt für diesen verschwurbelten Quatsch. Deshalb brauchte ich geschlagene zehn Sekunden, ehe ihre Worte es durch den Nebel in meinem Kopf schafften. »Wie war das?«
    Annas Schultern sackten ein kleines bisschen ein. Zum ersten Mal wirkte sie auch müde, was natürlich ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. »Sie haben es nicht gewusst. Christophe ist Sergejs Sohn. Der älteste und, eine Zeitlang, der Stolzeste und Verschlagenste seiner Sippe. Er hat Sie vor seinem Vater gerettet und verschwand. Aber schon vorher hatte Reynard mit Ihrer Familie zu tun.«
    Mein Herz hämmerte sehr laut, und ich bekam keine Luft mehr. »Wie?«, quietschte ich heiser.
    Anna sprang vom Schreibtisch und stellte sich vor mich, die Hände vor ihrem Leib verschränkt. Sie sprach aus, wovor ich mich bereits fürchtete. »Wir haben Grund zu der Annahme, Miss Anderson, dass es Reynard war, der den Aufenthaltsort Ihrer Mutter an Sergej verriet. Und wir brauchen Ihre Hilfe, um herauszufinden, ob dem so war.«

    Sie legte die braune Aktenmappe auf den chaotischen Schreibtisch. Ihre pinklackierten Fingernägel schabten leise über das Papier. »Wir glauben, dass es folgendermaßen vonstattenging: Ihre Mutter war an einem sicheren Ort«, begann sie und klappte die Mappe auf. Die Erde unter mir hörte auf, sich zu drehen.
    Meine Zähne knirschten gegeneinander, und mein Gesicht war wie eingefroren. Wieder meldete sich das Kribbeln, und rote Funken erschienen an den Rändern meines Sichtfelds. Ich schluckte, als ich Gefahr und Wut schmeckte.
    Was Anna mir zeigte, war ein Dreizehn-mal-achtzehn-Foto, Hochglanz, von einem gelben Haus mit einer Eiche vorn neben den Eingangsstufen. Ich starrte das Bild an und wurde eiskalt, dann heiß und wieder kalt. Jeder Muskel schmerzte, und mir wurde übel.
    Wem jemals so schlecht gewesen war, dass sein ganzer Körper sich übergeben wollte, dürfte wissen, wie ich mich fühlte.
    Das letzte Mal hatte ich dieses Haus in einem Traum gesehen.
    Oder war es gar kein Traum gewesen? Als ich danach wieder zu mir kam, war ich jedenfalls mit Christophe und Graves zusammen im Zimmer gewesen, die einen Traumräuber abwehrten: eine geflügelte Schlange, die mir den Atem aussog und

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