Strange Love (German Edition)
hinunter und trat hinter ihn. Nick schien seinen Magen komplett entleert zu haben.
»Hey, alles okay?«
Nick drehte sich um, aber er schien sie nicht zu erkennen.
»Was tust du hier?« fauchte er unfreundlich. »Sieh zu, dass du hier verschwindest!«
Cerys spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Stumm und wütend drehte sie sich zum Waschbecken um und befeuchtete einen Stapel Papiertücher, den sie ihm wortlos reichte. Er nahm die Tücher, wischte sich damit durchs Gesicht. Dann lehnte er sich erschöpft an eine der vollgeschriebenen Wände.
Plötzlich brach ein hysterisches Lachen aus ihm hervor.
»Willst du vielleicht ein Autogramm?«
»Komm, ich helf dir«, sagte Cerys leise, verwirrt. Sie fasste ihn kräftig unter den Armen und half ihm, aufzustehen. Vorsichtig lehnte sie ihn an die Wand.
»Geht’s wieder?«
Er schwieg, starrte sie düster an.
Cerys wusste nicht, was sie machen sollte. Sie wusste nicht einmal, ob er sie jetzt erkannte. Er schien völlig verändert.
»Nick – bist du hier?«
John bog um die Ecke und warf einen Blick in die Herrentoilette, wo er Nick und Cerys stehen sah.
Nick schwieg.
Cerys starrte John hilflos an.
»Ich glaube nicht, dass er schon wieder allein laufen kann«, sagte sie schließlich unsicher.
John nickte, zog Nick näher an sich heran und schlang den Arm um seine Hüfte. Dann hob er ihn auf die Arme wie ein Kind und trug ihn aus der Toilette heraus. Cerys blieb zurück.
»Ich kann nicht mehr«, keuchte Nick – doch John trug ihn weiter.
»Reiß dich zusammen, Nick. Nur noch bis zum Sofa.«
Nick stöhnte, die Schmerzen raubten ihm fast die Besinnung. Warum konnte das nicht endlich aufhören?
Er sah Sterne, die Tür vor seinen Augen schien sich zu bewegen. Sie schien zu wandern. Wie sollte er das bloß ertragen?
John stolperte, als Nick anfing sich zu wehren, aber er fing sich im letzten Moment. Es tat Nick leid, aber er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
Wie auch immer – John schaffte es, ihn durch die sich immer wieder verschiebende Tür zu tragen und bis zum Sofa zu bringen.
Nick ließ sich fallen, seine Augen fielen zu – oder war er hellwach? Fast hätte er gelacht. Aber die Schmerzen raubten ihm den Atem. Seine Hände zitterten.
Er wusste, dass John ihn beobachtete. Aber was machte das schon? – Es war nicht das erste Mal, dass er ihn so sah.
Johns Stimme drang in sein Bewusstsein.
»Ich weiß, ich sollte so was nicht sagen – aber verdammt noch mal, hör auf mit dem Zeug! Irgendwann fällst du tot um.«
Nick grinste müde. Er hatte das Gefühl, er wöge Tonnen. Vielleicht hätte er geantwortet. Aber er glaubte nicht, dass er es konnte. Seine Zunge lag schwer wie Blei in seinem Mund – möglicherweise könnte er sogar an ihr ersticken ... Er sah John lange an, so lange, bis seine Augen wegglitten.
Er spürte seinen Körper nicht mehr, und er hatte Durst. John sagte noch etwas. Was, das konnte Nick nicht mehr hören ...
Nick war so erschöpft, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Heute war es besonders schlimm, aber er zog den Auftritt durch, er war ein Profi.
Seine Stimme war vielleicht sanfter als sonst, sein Auftreten ruhiger. Er dachte darüber nach, dass er Cerys möglicherweise gekränkt hatte. Denn natürlich hatte er sie erkannt, er hatte nur nicht mehr angemessen auf ihr plötzliches Erscheinen reagieren können.
Er fühlte sich schlecht, doch er widerstand dem Drang sich zu setzen. Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr er litt.
Cerys genoss das Konzert, doch sie war noch immer erschrocken über den Vorfall am Nachmittag. Und sie wusste, dass Nick alles andere als gut drauf war.
Torian hielt sich im Hintergrund. Er wollte nicht gesehen werden. Doch er hatte dem Drang nicht widerstehen können, hierher zu kommen. Er konnte überall sein, wenn er wollte. Entfernungen spielten keine Rolle. Er war fasziniert von Nicks Stimme. Sie trug ihn in andere Welten. Und er begehrte Nick so sehr, dass es ihn schmerzte. Sein Engel – und er wusste es nicht einmal.
Phil fuhr Nick und Cerys mit dem Wagen nach London zurück. Nick schwieg während der gesamten Fahrt, er sah entsetzlich aus. Doch Cerys war trotz allem glücklich neben ihm zu sitzen. Es war verrückt, aber sie verdrängte sein kränkendes Verhalten einfach.
Sie schossen schweigend über die dunklen Straßen bis nach London. Phil fluchte einige Male über den Verkehr, der auch um diese Uhrzeit noch erheblich war.
Cerys bekam von alldem nichts mit.
Nick
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