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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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mit einer Botschaft an die Pforte der Komturei zu schicken wagte ich nicht, denn Diego überwachte jeden seiner Schritte. Aus dem gleichen Grund nahm ich auch Abstand davon, Consuelo zu benachrichtigen. Schon der kleinste Anhaltspunkt würde ihn vollends zur Raserei bringen. Mein Bruder war besessen davon, herauszufinden, wer mich geschwängert hatte.
    »Den Namen. Ich will seinen Namen!«, verlangte er, wenn er in mein Verlies eindrang, vorzugsweise nachts, wenn ich bereits im Schlaf lag. Ich schrak hoch, geblendet von einer Öllampe.
    Und starrte in seine hassverzerrten Züge.
    »Ich reiße es dir aus dem Leib und ertränke es im Bernesga! Dann seid ihr beide erlöst.«
    »Das wagst du nicht!« Ich schützte meinen Bauch mit meinen Händen. »Es ist mein Kind. Und es wird leben!«
    »Unsere Feuertaufe zu schänden! Jahrelang habe ich diesen heiligen Tag herbeigesehnt. Und du hast alles verdorben und besudelt.«
    Seine Wut steigerte sich in nackte Abscheu.
    »Dich besteigen zu lassen wie eine läufige Hündin! Wo habt ihr es getrieben? Mit wem hast du mein Haus entweiht? Ich werde ihn finden, auch ohne deine Hilfe. Bei lebendigem Leibe werde ich ihn vierteilen lassen, und mit dir möchte ich am liebsten das Gleiche tun, Blanca. Also rede, sonst ...«
    Drohend hob er die Hand, aber er schlug nicht zu. Noch nicht. Das Verlies war erst der Anfang. Mir graute vor dem, was noch folgen würde.
    Eher wollte ich unter der Folter sterben, als meinen Liebsten zu verraten. Ich schwieg.
    Aber wie lange würde es dauern, bis die anderen redeten?
    Sancha hatte er längst bearbeitet. Ich betete, dass sie so ahnungslos war, wie ich hoff t e. Mit Consuelo konnte er nur vorsichtig verfahren. Manuel Esteban war einer der einflussreichsten Männer Leons und seiner jungen Frau ergeben. Außerdem musste Diego sich hüten, durch auffällige Fragen verdächtig zu wirken.
    Und da war noch der perfide kleine Engel.
    Angelita, die meine Aufzeichnungen gelesen hatte. Angelita, die von dem Smaragdring wusste. Angelita, dieser falsche Engel, sicherlich mit Freuden bereit, Diego alles zu verraten, was er nur wissen wollte ...
    Täglich rechnete ich damit.
    Doch die Tage vergingen, die Nächte wurden kälter und länger. Noch immer suchte mein Bruder vergebens nach dem einen Namen.
    *
    Es war nach Martini und dämmerte bereits, als er mich plötzlich aus meinem Verlies zerrte. Sein Blick verriet Abscheu.
    »Du bist schmutzig«, sagte Diego. »Und du stinkst.«
    »Dann lass mir ein Bad bereiten.« Ich streckte meine Glieder. Die mangelnde Bewegung hatte sie steif werden lassen. »Das wäre wirklich einmal eine hübsche Abwechslung.«
    »Um dich für deinen Buhlen aufzuputzen?« Angewidert warf er mir einen feuchten Lappen zu. »Für Gesicht und Hände. Und kämm dein Haar. Ich will, dass du anständig aussiehst.«
    Auf dem Hocker neben ihm lag ein braunes Kleid, grob und weit geschnitten, als gehöre es einer dicken Frau. Ein Büßergewand, schoss es mir durch den Sinn. Als sollte ich damit zum Galgen geführt werden.
    »Zieh das an. Beeil dich! Sie werden allmählich ungeduldig.«
    »Wer?«, wagte ich zu fragen. »Von wem redest du?«
    Es war so warm im Haus, so heimelig! Durch die geöffnete Tür hörte ich das Knacken des Holzes, das langsam im Kamin verbrannte. Am liebsten hätte ich mich rücklings davor ausgestreckt. Mir grauste vor dem Gedanken, wieder zurück in die Kälte zu müssen.
    »Die Schwarzkutten«, knurrte er. »Sie wollen uns vernehmen. Reiß dich zusammen! Ich muss dich wohl nicht daran erinnern? Ein einziges falsches Wort ...«
    In diesem Augenblick hasste ich ihn abgrundtief.
    »Es ist genug«, fuhr ich ihn an. »Lass mich in Ruhe!«
    Roger und seine Tochter saßen am Tisch; neben ihnen Sancha, flankiert von einer blassen Carmela. Gegenüber hatten die Dominikaner sich niedergelassen. Ich erkannte sie sofort wieder: Julio mit dem frisch rasierten Schädel, Titus, der seit seinem letzten Besuch bei uns fett geworden war, Francisco, in dessen Blick etwas aufflackerte, was mich frieren machte.
    Drei gierige Jäger auf der Suche nach Beute.
    Mein Gefühl sagte mir, dass wir diesmal nicht so einfach davonkommen würden.
    »Du bist Diego Alvar, der Hausherr?«, sagte Julio.
    »Das bin ich.«
    »Und wer sind diese Leute?« Eine Geste, die den Tisch umschloss.
    »Meine Verlobte Sancha«, sagte Diego. »Carmela, unsere Magd. Ich denke, ihr kennt die beiden bereits. Der Mann ist Roger Lefebre und die Kleine neben ihm seine Tochter

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