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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ist nicht bekannt, dass in diesem Haus eine christliche Hochzeit stattgefunden hätte.«
    Sein bohrender Blick glitt zu Diego und Sancha.
    »Das Kind ist ...«, begann ich zu stottern.
    »Ich.« Roger trat zu mir und berührte meinen Arm. »Ich bin der Vater. Und seid gewiss, verehrte Fratres, mein Sohn wird kein Bankert werden.«
    Die Schwarzkutten starrten ihn an.
    »Angelita braucht eine Mutter«, fuhr er fort. »Und sie soll nicht allein bleiben. Ich bete, dass der Allmächtige ihr zahlreiche Geschwister schenken wird.« Er lächelte mich liebevoll an. »Wir sind Verlobte. Binnen kurzem werden wir uns vermählen.«
    Die Schwarzkutten tauschten einen schnellen Blick.
    »Dann lasst mich euch das heilige Sakrament spenden.« Fra Julio grinste viel sagend. »Am besten beiden Paaren zugleich, das wäre dann ein doppelter Freudentag. Nächsten Sonntag? Zum feierlichen Hochamt in Sankt Isidoro? Wir erwarten euch!«
    Wie betäubt blieben wir zurück.
    »Das haben wir einzig und allein dir zu verdanken!« Diego fand als Erster die Sprache wieder. »Und dieser Teufelsbrut in deinem Leib. Aber bevor ich mich diesem Pfaffen beuge, bringe ich mich lieber um! Und dich dazu!«
    »Wir könnten es doch tun, um den Schein zu wahren«, sagte Sancha. Die Aussicht, Señora de Alvar zu werden, und sei es nur nach außen, schien sie zu entzücken. »Dann denken sie, sie hätten gewonnen. Und lassen uns künftig in Ruhe.«
    »Das glaubst auch nur du!«, spie er ihr entgegen. »Wie kann man nur so dumm sein? Hast du nicht gehört, was sie über das Gold gesagt haben? Sie wissen Bescheid. Wahrscheinlich kontrollieren sie bereits jeden unserer Schritte.« Immer mehr geriet er in Erregung. »Ich werde niemals heiraten!«
    »Ich wüsste vielleicht einen Ausweg«, sagte ich leise. Mir war etwas eingefallen.
    »Was sollte das sein?«, fragte Roger, während Angelita neugierig den Kopf hob.
    Unwillkürlich fragte ich mich, was in dem kleinen Schädel vor sich ging. Sie wusste viel. Und hatte bislang nicht ein Wort gesagt, mich mit keiner Silbe verraten.
    »Ich weiß, wovor sie Angst haben«, sagte ich. »Vor Typhus.«
    »Typhus?«, wiederholte Diego verächtlich. »Dein Zustand macht dich nicht nur hässlich, sondern auch dumm ... Tariq, bring sie wieder nach unten! Ich will dieses wahnsinnige Weib nicht länger sehen müssen.«
    »Ja, Typhus«, wiederholte ich eigensinnig, unbeeindruckt von der Wucht seines Hasses. »Die Schwarzkutten haben sich bei ihrem letzten Besuch schlagartig aus dem Staub gemacht. Sie fürchten eine Ansteckung mehr als den Teufel. Was, wenn einer von uns krank würde? Dann würden sie dieses Haus in Frieden lassen.«
    »Aber es ist bald Winter«, wandte Sancha ein. »Und Typhus breitet sich nur im Sommer schnell aus.«
    »Wir müssen es einfach versuchen.« Ich redete um mein Leben. Um unser Leben. »Sie werden nicht den Mut aufbringen, sich selber davon zu überzeugen.«
    »Blanca hat Recht. Das würde zumindest Aufschub bedeuten«, sagte Roger ruhig. »Inzwischen könnten wir unser weiteres Vorgehen überdenken. Ich glaube, die Idee ist gar nicht so übel.«
    »Ach, sie werden sich nicht täuschen lassen!«, rief Diego. »Ihr macht euch etwas vor.«
    »Wetten, dass doch?« Meine Beine zitterten. Meine Stimme aber war fest. Das Ungeborene bäumte sich in mir auf, als wolle es mich bekräftigen.
    »Und wie sollte das vonstatten gehen?« Inzwischen hatte auch Sancha ihre Sprache wiedergefunden.
    »Ganz einfach. Die weiße Fahne mit dem roten Kreis«, sagte ich. »Das Seuchenzeichen. Beim letzten Mal hatten wir Angst, sie zu hissen, um nicht aufzufallen. Aber jetzt wollen wir genau das. Solange sie auf unserem Dach flattert, wird keiner der Fratres unser Haus betreten.«
    *
    Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Dann das Geräusch leichter Schritte.
    Aber es war nicht Tariq.
    »Was willst du?«, sagte ich, als ich Angelita erkannte. Die dünne Flamme der Öllampe in ihrer Hand flackerte. »Bist du gekommen, um dich an meiner Not zu weiden?«
    Ich hatte gehofft, meine Idee mit der Fahne würde mich aus dem Verlies befreien. Aber Diego gestand mir nach wie vor lediglich eine Stunde Freiheit täglich zu.
    »Ich wollte dir etwas bringen.« Beinahe schüchtern streckte sie mir meine Aufzeichnungen, ein paar Federn und ein Glas Tinte entgegen. »Und den Ring.« Sie zog ihn von ihrem Finger. »Obwohl ich den Stein sehr schön finde. Aber ich denke, du brauchst ihn jetzt dringender.«
    Überrascht setzte ich mich

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