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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Aufschub. Ich wusste es längst. Nicht mehr lange, und ich würde reden müssen.
    Und dann gab es nur noch Gott, der mich retten konnte.
    *
    Pierre Renais war tot.
    Sancha, die uns diese traurige Nachricht überbrachte, weinte dabei. Diego betrachtete sie mit unbewegter Miene.
    »Länger hätte er der Fragstatt kaum widerstehen können. Und sein Tod hat uns eine stolze Summe gekostet. Ich musste zweimal nachlegen. Die Gier des Folterknechts war kaum zu stillen. Hoffen wir, dass die Schwarzkutten keinen Argwohn schöpfen.«
    »Gibt es Grund dazu?«, fragte Roger.
    »Pierres Peiniger war etwas übereifrig. Er hat ihm mit glühenden Zangen die Zunge herausgerissen, bevor er etwas sagen konnte. Und zum Schreiben war unser Freund schon zu zittrig. Jetzt haben die Hunde des Herrn zwar einen Toten, aber noch kein Geständnis.«
    »Sie werden weitermachen«, sagte ich besorgt. »Bis sie gefunden haben, wonach sie suchen. Sie werden nicht ruhen, bis sie uns alle haben. Ich habe Angst, Diego!«
    »Versuchen werden sie das sicherlich - wie hungrige Ratten, die nach Aas wühlen. Aber sie werden nichts finden, wenn wir weiterhin vorsichtig sind.« Sein brennender Blick streifte mich. »Die Klügste von uns allen ist meine Schwester Blanca, was mich zunächst erstaunt hat. Aber ich liebe sie und baue auf ihren Verstand. Deshalb ist die Versammlung unserer Gemeinde auch bis auf weiteres vertagt.«
    Erleichterung trieb mir die Tränen in die Augen.
    »Das ist gut, Diego«, sagte ich. »Wenigstens ein Lichtblick. Du wirst sehen, es ist die richtige Entscheidung.«
    Jetzt ruhte sein Blick auf Roger. Danach fasste er wiederum mich scharf ins Auge.
    »Was jedoch nicht länger hinausgeschoben werden darf, ist unsere Feuertaufe. Roger hat meine Endura für beendet erklärt. Da ich mir jedoch nichts sehnlicher wünsche, als das Sakrament zusammen mit dir zu empfangen, wird er dich ebenfalls einer Prüfung unterziehen. Bestehst du sie, steht unserem Ziel nichts mehr im Weg.«
    »Bist du bereit, Blanca?«, sagte Roger. »Von mir aus können wir gleich beginnen.«
    Ein Gefühl, als würde sich der Boden unter meinen Füßen auftun. Nach dem Consolamentum gehörte ich den Reinen mit Haut und Haar. Was konnte ich tun, um die Feuertaufe zu verhindern?
    »Gib mir noch ein paar Tage der Einkehr«, sagte ich und wunderte mich, wie fest meine Stimme klang. »Durch meine Krankheit habe ich viel Zeit und Kraft verloren. Ich lasse es dich wissen, sobald ich so weit bin.«
    Er neigte den Kopf zum Einverständnis, aber ich spürte dennoch, dass meine Antwort ihn verärgert hatte.
    Ebenso wie Diego.
    »Gott ist Geist und reine Liebe«, sagte er unwillig. »Aber er mag es nicht, wenn wir uns vor Entscheidungen drücken. Hat er nicht das Recht, alles von uns zu verlangen?«
    »Gott sieht in unsere Herzen«, erwiderte ich. »Ihn können wir nicht täuschen. Deshalb weiß ich auch, er wird mich verstehen.«
    Mein Gang war unsicher, als ich hinauf in mein Zimmer stieg. Schon beim Öffnen der Tür überkam mich ein seltsames Gefühl - und ich hatte Recht gehabt.
    Angelita starrte mir entgegen, auf meinem Bett sitzend, eng beschriebene Blätter auf ihren Knien. Ein Sonnenstrahl fiel durch das geöffnete Fenster und brach sich blitzend in dem Smaragd. Sie presste den Ring an ihre Brust, als sei er ihr Eigentum und ich ein dreister Eindringling.
    »Was tust du hier?« Ich versuchte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. »Leg sofort die Sachen weg und verschwinde!«
    »Ich kann Diego alles erzählen, wenn du das willst.« Ihre Unterlippe bebte, aber ihre Augen waren kalt. Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Das von dem Ring. Und das, was hier geschrieben steht. Ich weiß auch, was du mit dem Öl machst, das du aus der Küche gestohlen hast. Du reibst es heimlich auf deinen Bauch. Ich bin auf den Baum vor deinem Fenster geklettert und hab dir dabei zugesehen. Du warst nackt, hast vor dich hingemurmelt. Und dich an Stellen berührt, die man nicht anfassen darf.« Ich sah, wie die Neugierde in ihrem Blick erwacht war. »Tust du das, damit dein ... Oswald wiederkommt?«
    »Was weißt du?« Ich packte ihre Schultern und schüttelte sie. »Raus damit!«
    »Eine ganze Menge, obwohl deine Schrift so steil ist, dass man nur langsam vorankommt. Von deinem Ritter und dass du ihn geküsst hast...«
    Ich versetzte ihr eine Ohrfeige, die sie taumeln ließ.
    »Nur ein einziges Wort davon«, flüsterte ich, »und ich zerre deinen Vater und dich an die Pforte des

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