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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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sein würden?«
    »Ich meine nicht uns beide, sondern uns als menschliche Wesen, Norville. Und mit ›denen‹ meine ich die Besitzer dieses Buches. Man nennt es Das Schwarze Buch von Doches . Diejenigen, die es finden, erwerben oder gar töten, um es zu besitzen, glauben daran, dass sie einen Pakt mit dunklen Geschöpfen eingehen – mit noch viel dunkleren Mächten als unserem Gott. Sie glauben, wenn sie diesen dunklen Geschöpfen die Möglichkeit geben, in unsere Welt zu gelangen, werden sie ihre Herren oder wenigstens ihre treuen Diener. Manchmal ist das letztere möglich, das erstere allerdings nie. Und einen treuen Diener kann man schließlich leicht ersetzen.«
    »Wovon reden Sie da?«
    »Auf der anderen Seite des Schleiers lauern Ungeheuer, Norville, an einem Ort, den man nicht sehen kann. Diese Geschöpfe wollen von dort entkommen, und Bücher wie dieses hier enthalten Formeln, um sie zu uns zu holen. Manchmal nutzen Menschen das Buch dazu, sie zu befreien und reich dafür belohnt zu werden. Und wie es scheint, ist eines dieser Wesen bereits hierher durchgedrungen.«
    »Sie meinen dieses saugende Ding?«
    »Richtig«, sagte der Reverend und hob das Buch hoch. »Schauen Sie sich die Seiten an. Sie sind von Hand beschrieben. Fassen Sie mal an.«
    Norville nahm eine Seite zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Sie sind aus Stoff.«
    »Haut. Da steht, es ist menschliche Haut.«
    Norville zog die Hand zurück. »Sie können dieses Gekritzel entziffern?«
    »In der Tat. Vor langer Zeit habe ich eine Übersetzung des Buches gelesen und die Bedeutung der ursprünglichen Symbole gelernt.«
    »Sie haben also auch so ein Buch?«
    »Ich hatte eins. Die Übersetzung ist mir abhandengekommen, und das andere Exemplar habe ich vernichtet.«
    »Wie ist es denn abhandengekommen?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Also, wer auch immer dieses Haus errichtet hat, muss das Buch hierhergebracht haben. Sie haben einen der unbedeutenderen Schrecken befreit, und das Ding hat sie entweder verjagt oder ihnen das Gleiche angetan wie der armen Sissy. Ihr Plan ging jedenfalls nicht auf. Dieses Geschöpf liebt Feuchtigkeit, denn dort, wo es herkommt, ist es nass. Deshalb verbirgt es sich im Brunnen. Außerdem ist es ständig hungrig. Es ist zwar nur ein niederes Geschöpf, aber ein scheußliches.«
    »Wenn diese Bestie eigentlich auf der anderen Seite lebt, wie Sie den Ort nennen, warum sollte irgendjemand es hierher holen?«
    »Sie unterschätzen die Neugierde, Dummheit und Gier der Menschen, Norville.«
    »Aber wenn das Buch solche Geschöpfe freisetzen kann, warum verbrennen wir’s dann nicht?«
    »Keine schlechte Idee, aber ich bezweifle, dass wir damit unser derzeitiges Problem lösen. Ich lese besser noch einmal darin. Ich vermute, dass diejenigen, die das Buch hierherbrachten, auch die Kreatur freigesetzt haben. Dann haben sie begriffen, was für einen schrecklichen Fehler sie begangen haben, und sie haben den Brunnen, also den Rückzugsort des Wesens, mit den Steinen versiegelt, nachdem sie Symbole daraufgezeichnet haben. Jemand vor Ihnen hat den Brunnen wieder freigelegt, und das Wesen konnte erneut entkommen. Einer der anderen Überlebenden, vielleicht sogar der Priester, hat genug darüber herausgefunden und das Ding schließlich wieder in den Brunnen gesperrt. Und dann sind Sie beide gekommen und haben es wieder herausgelassen.«
    »Dann sperren wir es einfach wieder ein«, schlug Norville vor.
    Der Reverend schüttelte den Kopf. »Dann besteht die Möglichkeit, dass in Zukunft wieder jemand den Brunnen freilegt.«
    »Und wenn wir die gemauerte Umrandung zerstören und alles mit Erde zuschütten?«
    »Auch das genügt nicht. So könnte es immer noch irgendwann entkommen, sollte später einmal dort gegraben werden. Wir müssen dieses Wesen auslöschen. Hören Sie zu. Noch ist es hell – holen Sie mein Pferd und verschaffen Sie ihm etwas Bewegung, dann nehmen Sie ihm den Sattel ab und bringen es ins Haus. Hier ist es sicherer.«
    »Ins Haus?«
    »Seit wann sind Sie so pingelig? Ich will das Pferd nicht als Vorspeise für die Bestie im Freien lassen.«
    »Also gut«, sagte Norville.
    »Nehmen Sie auch meinen Sattel mit ins Haus, und bringen Sie die Steine vom Brunnen herein, aber nur solche mit Symbolen.«
    »Haben wir nicht genug davon im Kamin?«
    »Die müssen den Kamin versiegeln. Wir brauchen mehr. Ein Stein schafft es vielleicht, das Wesen in die Flucht zu schlagen, aber nicht, es auszulöschen. Es wird Zeit, Norville, die

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