Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Körper mit Schlamm bedeckt, und darunter schimmerte totenbleiches Fleisch hervor. Es hatte keine Genitalien und war untenrum so glatt wie ein gut geschliffener Flussstein. Das Ding war groß. Bei jeder Bewegung bogen sich die Knie leicht zur Seite, und der ganze Leib erzitterte auf merkwürdige Weise, als würde er jeden Moment zerbrechen und sein Fleisch in alle Richtungen davonspritzen. Der Kopf war klein, und das Gesicht bestand hauptsächlich aus einem breiten Spalt, der das Maul bildete. Dünne Schlitze dienten als Augen, und wo eigentlich die Nase hätte sein müssen, klaffte ein Loch. Das Ding hatte große platte Füße in der Form von krallenbesetzten vierblättrigen Kleeblättern.
    Es drehte und wand sich vorwärts und glitt über den Boden auf Norville und Reverend Mercer zu. Dann beugte es sich vor und schnupperte, wobei das Loch in der Mitte des Gesichts größer wurde.
    Es kann uns riechen, dachte der Reverend. Das ist nur gerecht, schließlich können wir es auch nur allzu gut riechen. Plötzlich riss das Ding das triefende Maul auf und sprang auf sie zu.
    Über den Steinen prallte es, wie von einer unsichtbaren Wand aufgehalten, zurück, und wo es die Grenze in der Luft berührt hatte, kräuselte sich blauer Rauch. Das Ding schlitterte auf dem Bauch über den Boden und hinterließ eine Spur aus Schleim und Matsch.
    »Der Steinkreis hält stand«, sagte der Reverend, und schon kam die Kreatur wieder auf sie zu. Norville schoss mit der Schrotflinte auf das Ungeheuer, aber die Kugeln flogen einfach hindurch und krachten gegen die Wand. Das Loch, das sie in der Brust der Kreatur hinterlassen hatten, blutete nicht, sondern schloss sich sofort wieder, als wäre es nie da gewesen.
    Reverend Mercer stand auf, zielte mit einem der Revolver auf die Brust der Kreatur und drückte ab. Diesmal zeigte der Schuss Wirkung, und mit einem schmatzenden Geräusch trat die Kugel auf der Rückseite des Wesens wieder aus. Schleim und eine dunkle Flüssigkeit sickerten daraus hervor. Doch das hielt die Kreatur nicht auf. Sie sprang erneut brüllend auf den unsichtbaren Schutzschild zu und wurde wieder zurückgeworfen. Dann schleppte es sich um den Kreis herum in Richtung des Pferdes, das hinter den Steinen an der Wand festgebunden war. Vor Angst bäumte sich das Pferd auf, zerriss die Zügel, als gäbe es sie gar nicht, und setzte über die Reihe und den Kreis aus Steinen, die in alle Richtungen davonflogen. Durch die entstandene Lücke drang das Ding in den schützenden Kreis ein.
    Der Reverend schoss erneut. Das Ding wurde zurückgeworfen und schrie dabei wie ein Schwein. Dann machte es einen Satz nach vorn, packte den Reverend am Hals und schleuderte ihn quer durch den Raum gegen die Flanke des Pferdes.
    Norville riss die Schrotflinte herum und schoss der Kreatur eine Ladung Schrot ins Maul, was ebenso viel bewirkte, wie wenn sich eine Mücke dort hinein verirrt hätte. Die Bestie packte den Flintenlauf und warf den sich daran festklammernden Norville quer durch den Raum. Er schlitterte über den rauen Holzboden zur Schlafzimmertür, die daraufhin zuschlug.
    Die Kreatur wollte Norville hinterherstürzen, konnte aber den Kreis nicht verlassen und suchte nun die Lücke, die das Pferd gerissen hatte. Der Reverend hatte sich inzwischen aufgerappelt und feuerte zwei weitere Schüsse ab, der Kreatur direkt in den Rücken. Die Bestie taumelte durch die Lücke im Kreis und fiel gegen die Reihe aus Steinen, die zuvor das Pferd beschützt hatte. Mit dem Kopf schlug sie darauf auf, stieß einen gellenden Schrei aus und sprang mit einer Bewegung, als hätte sie weder Knochen noch Muskeln im Leib, wieder auf die Füße. Auf ihrer Stirn prangte ein zischendes Mal so groß wie der Stein.
    »Gehen Sie zurück in den Kreis und schließen Sie ihn wieder«, rief der Reverend.
    Das musste er Norville nicht zweimal sagen; er stürzte in den Kreis und legte die fehlenden Steine an ihren Platz zurück. Der Reverend stellte sein rechtes Bein vor, warf seinen Mantel nach hinten, zielte sorgfältig mit dem Revolver und schoss zweimal.
    Beide Schüsse trafen ihr Ziel – einer den Kopf, der andere den Hals der Kreatur. Mit einem nassen Klatschen ging sie zu Boden, kroch jedoch sofort über die Dielen wie eine Raupe in einer Bratpfanne. Schnell und wütend griff sie nach dem Schuh des Reverend und richtete sich vor ihm auf.
    Der Reverend zog der Kreatur den Revolver über den Schädel, wich ihrem Griff aus und schlug ihr dann mit der Faust ins

Weitere Kostenlose Bücher