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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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lebendes Flickwerk. Ein Stückchen Wange legte sich über Flickos Kieferknochen und kam dort zur Ruhe. Haarbüschel bedeckten notdürftig die nackten Gesichtsknochen. Auch an den Füßen fehlte das Fleisch.
    Der Schädel schlug rhythmisch die Zähne aufeinander und bewegte sich auf Doc zu.
    Doc feuerte mit seinem Revolver.
    Die Kugel traf den Brustkorb des Ungeheuers, trat am Rücken wieder aus und bohrte sich dahinter in die Wand. Die Streichholzflamme erlosch. Doc brauchte kein weiteres anzuzünden. Seine Augen hatten sich genügend an die Dunkelheit gewöhnt, um den Umriss deutlich zu erkennen. Ihm fiel wieder ein, was er in einigen seiner Nachschlagewerke gelesen hatte. Wenn die Toten durch einen Dämon wie den des Indianers zum Leben erweckt wurden, konnten sie nur wieder getötet werden, indem man ihr verwestes Gehirn zerstörte. Dann waren sie sofort tot.
    Doc gab einen weiteren Schuss ab, verfehlte jedoch sein Ziel und traf Flicko nur an der Schulter. Ein Stückchen Fleisch spritzte davon.
    Doc erstarrte. Er konnte sich nicht bewegen. Flicko stand nun direkt vor ihm. Seine Knochenfinger – auf einem saß eine falsch platzierte Nase – langten nach Docs Hals, und gleichzeitig öffnete sich der Mund, um zuzubeißen.
    Doc schob den Revolver hinein, und gerade als Flicko auf die Trommel biss, betätigte Doc den Abzug. Flickos Zähne zerstoben zu einem weißen Pulvernebel, und sein Gehirn wurde in Fetzen aus seinem verrotteten Schädel hinausgeblasen und klatschte wie Tomatenmark gegen die dahinterliegende Wand.
    Der Kopf schwankte, kippte von den Schultern, fiel zu Boden und zerplatzte wie überreifes Obst. Gehirnmasse, geronnenes Blut und fauliges Fleisch klebten an Docs Hosenbeinen.
    Der linke Arm des Dings fiel ab und löste sich am Fußboden in lauter kleine Knochenteile auf. Das rechte Knie gab nach, und Flicko ging endgültig zu Boden. Als er aufschlug, zerfiel er in winzige Einzelteile.
    Von einem Moment auf den anderen war nichts mehr von ihm übrig als ein Klumpen verwestes Fleisch vor Docs Füßen.
    Doc wankte zum Obduktionstisch und klammerte sich mit einer Hand daran fest.
    »Mutter Gottes«, sagte er. »Heilige Mutter Gottes.«
    Zwei
    Abby stand im Nachthemd in der Tür, ihre Silhouette eingefasst vom Lichtschein aus Docs Lesezimmer. In der Hand hielt sie Docs Gewehr.
    »Ich hab Schüsse gehört – mein Gott, was war denn das?«
    Doc blickte auf. Er stützte sich immer noch auf die Tischplatte. »Die lebenden Toten. Genau wie ich es euch erzählt habe. Glaubst du mir jetzt?«
    Abby nickte nur. »Ich – ich hab gesehen, wie es sich bewegt hat. Ich konnte nicht schießen. Nicht mit diesem – zu nah dran – mein Gott. Es ist einfach auseinandergefallen.«
    »Ja. Und jetzt muss ich dich von hier wegbringen. Los, zieh dich an.«
    Drei
    Der Reverend roch Regen. Vielleicht hatte das ihn ja geweckt? Jedenfalls fand er keine Ruhe, konnte nicht wieder einschlafen. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Der Regen fing gerade an – große Tropfen klatschten auf die Erde. Der Wind hatte aufgefrischt, vielleicht drohte ein Gewitter.
    Der Reverend sah auf seine Taschenuhr.
    Verdammt spät.
    Er machte die Lampe an, setzte sich aufs Bett und las in seiner kleinen Bibel.
    Vier
    Nachdem es angefangen hatte, ging alles sehr schnell. Die Toten waren hungrig. Sie stürzten in die Häuser ihrer Freunde, ihrer Familien, ihrer Feinde. Diejenigen unter den Lebenden, die nicht gänzlich verspeist wurden, schlossen sich bald den Reihen der Hungrigen an.
    Fünf
    Der Reverend beschloss, einen Spaziergang zu machen. Er konnte nicht wieder einschlafen, aber aufs Lesen konzentrieren konnte er sich auch nicht. Also zog er sich an, steckte die kleine Bibel in die Tasche und ging die Treppe hinunter.

3. Teil: Das letzte Gefecht
    Im Zwielicht hungrig aufgerissen,
    schrien warnend ihre toten Münder ...
    – Keats

(8)
    Eins
    Als der Reverend an Montclaire vorbeikam, schlief der dicke Mann – wie immer. Auf der Empfangstheke türmten sich vier fettige Teller und die traurigen Überreste eines Hähnchens, über das Montclaire hergefallen war.
    Der Reverend trat auf die Straße, und als hätte alles nur auf ihn gewartet, brach genau in diesem Moment die Hölle los.
    David kam die Straße runtergerannt, so schnell er konnte. Sobald er den Reverend sah, schrie er: »Hilfe, Reverend, helfen Sie mir!«
    Ein beträchtliches Stück hinter dem Jungen konnte der Reverend Joe Bob Rhine erkennen. Vor sich hin stolpernd, jedoch überaus

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