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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Messer geb ich dir bestimmt keins.«
    Der Gefangene dachte einen Augenblick darüber nach, grinste dann, hob den Teller an den Mund und kippte die Bohnen in sich hinein. Er ließ den Teller wieder sinken und sagte kauend: »Mit Löffel schmecken sie vermutlich genauso verbrannt.«
    Jebidiah holte aus seinem Mantel ein Taschenmesser hervor, klappte es auf und spießte damit eines der Brötchen auf, mit dem er sich dann die Bohnen in den Mund schob.
    »Kommen Sie ruhig an den Tisch, junger Mann«, rief Old Timer dem Deputy zu. »Ich nehm meine Schrotflinte, und wenn er eine Bewegung macht, die nichts mit Essen zu tun hat, verpass ich ihm eine, dass er mitsamt der Bohnen im Kamin landet.«
    Die doppelläufige Schrotflinte ruhte auf Old Timers Bein und zeigte in die ungefähre Richtung des gefesselten Mannes. Während er aß, erzählte der Deputy von den Taten seines Gefangenen. Er hatte Frauen und Kinder ermordet, einen Hund und ein Pferd getötet, nur zum Spaß eine Katze von einem Zaun heruntergeschossen und ein Klohäuschen mit einer Frau darin in Brand gesteckt. Außerdem hatte er Frauen vergewaltigt und einem Sheriff einen Stock in den Hintern geschoben und ihn umgebracht. Wahrscheinlich hatte er noch weitere Tiere erschossen, die ihren Besitzern lieb und teuer gewesen waren. Alles in allem war er mit Mensch und Tier gleichermaßen grob verfahren.
    »Tiere konnte ich noch nie leiden«, sagte der Gefangene. »Voller Flöhe. Und die Frau in dem Scheißhaus stank zum Himmel. Da half nur noch Feuer.«
    »Halt’s Maul.« Der Deputy nickte mit dem Kopf in Richtung des Gefangenen. »Dieser Kerl, Bill Barrett, ist einer von der schlimmsten Sorte. Die Sache ist die, ich bin nicht nur müde, sondern auch verwundet. Wir haben ein wenig miteinander gerauft. Hätt ich ihn nicht überrascht, wär ich heute nicht mehr hier. Ich hab einen Streifschuss an der Hüfte. Wir haben uns ziemlich geprügelt, aber ich hab ihn letztlich niedergestreckt, indem ich ihm mindestens ein halbes Dutzend Mal den Gewehrlauf über den Schädel gezogen hab. Schwer verletzt bin ich nicht, aber ich hab ein paar Tage lang Blut verloren. Das hat mich geschwächt. Wenn Sie also mit mir reiten würden, Reverend, würde ich das sehr begrüßen.«
    »Ich werd’s mir überlegen. Allerdings hab ich selbst einiges zu erledigen.«
    »Zu wem, außer uns, wollen Sie denn hier predigen?«
    »Denken Sie nicht mal dran«, sagte Old Timer. »Schon bei dem Gedanken an den ganzen Jesus-Quatsch könnt ich kotzen. Wenn ich Predigten höre, möcht ich am liebsten den Prediger abmurksen und mir selber die Kehle aufschlitzen. Eine Predigt anhören ist, als würde man gefesselt in ’nen Haufen beißender Ameisen geworfen.«
    »So wie mein Leben derzeit aussieht«, sagte Jebidiah, »kann ich Ihnen da nur zustimmen.«
    Daraufhin herrschte einen Augenblick lang Schweigen, und dann wandte sich der Deputy an Old Timer: »Wie kommen wir denn am schnellsten nach Nacogdoches?«
    »Na ja, Sie können weiter dem Weg folgen, auf dem Sie hierher gelangt sind«, sagte Old Timer. »Ungefähr nach dreißig Meilen stoßen Sie dann auf eine Straße, die nach links abzweigt. Die sollte nach weiteren zehn Meilen ganz in die Nähe von Nacogdoches führen. Irgendwo müssen Sie kurz vorm Ziel noch mal abbiegen. Kann aber nicht genau sagen wo, wenn ich den Weg nicht vor mir seh. Bei normalem Tempo müssten Sie in zwei Tagen ankommen.«
    »Sie könnten uns begleiten«, schlug der Deputy vor. »Uns die richtige Abzweigung zeigen.«
    »Könnt ich«, sagte Old Timer, »werd ich aber nicht. Ich kann nicht mehr lang auf ’nem Pferd sitzen, ohne dass mir die Klöten wehtun. Als ich das letzte Mal eine weite Strecke geritten bin, musste ich mich danach über eine Schüssel mit warmem Salzwasser hocken und meine Eier für ’ne Stunde einweichen, damit sie wieder in die Hose passten.«
    »Da tun mir ja meine schon weh, wenn ich das nur höre«, sagte der Gefangene. »Obwohl deine so angeschwollen bestimmt zum ersten Mal überhaupt eine ordentliche Größe hatten. Hättest sie so lassen sollen, alter Sack.«
    Old Timer spannte die Hähne der doppelläufigen Flinte. »Die könnte ganz leicht losgehen.«
    Bill grinste nur, lehnte den Rücken an den Kamin und beugte sich sofort wieder vor. Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob Old Timer ihn erledigen würde, aber dann begriff er, was passiert war.
    »Tja, du Trottel«, sagte Old Timer, »da ist es heiß. Kamin nennt man so was.«
    Bill setzte sich so

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