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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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was klarstellen. Ich kann die hochnäsige Ziege nicht leiden. Ich habe von Anfang an gesagt, dass sie Dreck am Stecken hat. Aber führ mich nicht an der Nase rum.«
    Ich wollte etwas sagen, ließ es dann sein und warf den Motor an. Wir fuhren durch den von Zypressen, Weiden und Gummibäumen gesäumten Kanal und stießen dann auf den weiten, mit Seerosen gesprenkelten See.
    Es war ein seltsamer Abend. Im Osten und Süden war der Himmel wie mit schwarzer Tinte getüncht, doch die Wolken über uns waren von schwefelgelben Lichtstreifen durchzogen. In der Ferne sah ich den grünen Uferdamm, die Eichen, in deren Schatten Connie Deshotels Pfahlbau stand, und die Wellen auf dem See, die über das Gras und die wilden Blumen am Fuße ihres Grundstücks schwappten. An ihrem Anlegesteg war ein Außenborder vertäut, der an der Leine zerrte, dann gegen einen der Stützpfähle stieß. Helen saß vornüber gebeugt da und hielt den Lauf der Flinte schräg nach hinten, weg von der Gischt, die über den Bug spritzte.
    Ich stellte den Motor ab und ließ uns zum Ufer treiben, stakte dann mit dem Paddel über den Grund, bis der Rumpf auf festen Boden stieß.
    Im Haus brannte Licht, und ich konnte Radiomusik hören. Ein Schatten strich an einem der Fliegendrahtfenster vorbei. Helen stieg ins seichte Wasser, watete zu dem vertäuten Boot und legte die Hand auf das Motorgehäuse.
    »Er ist noch warm«, sagte sie und kam auf mich zu, hielt die Schrotflinte mit beiden Händen. Die Haut unter ihrem linken Auge zuckte leicht, während sie das Haus musterte.
    »Sollen wir Verstärkung holen?«, fragte ich.
    »Ich habe ein komisches Gefühl«, sagte sie.
    »Du hast das Sagen, Helen.«
    Sie dachte drüber nach. »Scheiß drauf«, sagte sie, lud die Flinte durch und schob dann mit dem Daumen eine Ersatzpatrone in das Magazin.
    Doch sie war angespannt. Sie hatte drei Straftäter in Ausübung ihres Dienstes erschossen, und in allen drei Fällen war sie unverhofft unter Beschuss geraten.
    Wir liefen im Schatten der immergrünen Eichen die Böschung hinauf. Die Luft war kühl und vom herbstlichen Geruch der überfluteten Wälder durchsetzt, und die Fenster des Hauses funkelten golden im Schein der tief im Westen stehenden Sonne. Ich zog meinen 45 er, und wir stiegen die Treppe hinauf und blieben zu beiden Seiten der Tür stehen.
    »Sheriff-Dienststelle Iberia, Miss Deshotel. Kommen Sie bitte auf die Galerie heraus«, sagte ich.
    Keine Antwort. Ich hörte hinten im Haus die Dusche laufen. Ich zog die Fliegendrahttür auf, und Helen und ich traten ein, gingen durch das kleine Wohnzimmer und schauten in die Küche und auf die hintere Veranda. Dann begab sich Helen in den Flur und zum hinteren Schlafzimmer. Ich sah, wie sie stehen blieb und den Lauf der Schrotflinte hob, sodass er zur Decke gerichtet war.
    »Komm mal lieber hierher, Dave. Pass auf, wo du hintrittst«, sagte sie.
    Johnny Remeta lag in Boxershorts auf einem weißen Läufer und hatte fünf Einschusswunden an der Brust, der einen Wange und am Arm. Eine abgesägte Remington, Kaliber zwölf, lehnte in der Ecke. Es war derselbe Vorderschaftrepetierer, den er bei sich gehabt hatte, als er zum ersten Mal an meinem Bootssteg gewesen war. Er war nicht gleich tot gewesen. An den Wänden, am Boden und auf der Bettwäsche waren Blutspritzer, und er hatte die Vorhänge an der Doppeltür heruntergerissen, die auf die überdachte Veranda führte.
    Die Tür war auf, und draußen auf der Veranda sah ich einen Redwood-Tisch, auf dem eine grüne Weinflasche und eine Platte mit Sandwiches standen, dazu eine Packung Filterzigaretten, Connies goldenes Feuerzeug mit den eingelegten Lederstreifen und eine große Schachtel Streichhölzer, auf der eine Glock-Automatik lag. Die ausgeworfenen Aluminiumhülsen zum Wiederladen glitzerten wie fette silberne Zähne auf dem Holzboden.
    Ich hörte, wie im Badezimmer ein Hahn quietschte, dann hörte das Rauschen der Dusche auf. Helen stieß die Badezimmertür auf, und ich sah, wie sie jemanden von oben bis unten musterte.
    »Ziehen Sie sich einen Bademantel an und kommen Sie raus, Ma’am«, sagte sie.
    »Keine Sorge. Ich habe Sie längst gehört, noch bevor Sie hier drin herumgepoltert sind. Erstatten Sie bitte für mich Meldung. Mein Telefon ist außer Betrieb«, hörte ich Connie Deshotel sagen.
    Helen nahm einen rosa Bademantel vom Wasserkasten der Toilette und warf ihn Connie zu.
    »Schwingen Sie Ihren Arsch hier raus, Ma’am«, sagte sie.
    Im nächsten Moment kam

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