Straub, Peter
erinnern versuchte, was sie uns zur Hochzeit geschenkt hatten.
»Ihr seid beide so nett «, sagte sie. »Vielen Dank für das re i zende Geschenk, das ihr uns gemacht habt. Es ist wirklich eine schöne Schüssel. «
»Schüssel «, wiederholte die Frau. »Silberschüssel. Wir h a ben der Tochter der Fleischs auch so eine geschenkt, als sie geheiratet hat, und sie sagte, es sei das Schönste gewesen, was sie bekommen hat. « ’
»Klingt gerade so, als würde sie sich die Füße darin w a schen «, bemerkte ihr Mann.
Dieses Paar hielt uns fünf Minuten auf. Als wir sie loswu r den, war Papa von seinem Platz am Tisch verschwunden.
Die vier Zelte standen parallel, und die zweihundert Gäste, die Maxine eingeladen hatte, gingen von einem zum anderen. Im Garten selbst schienen sich nur etwa fünfzig Personen au f zuhalten, die mit Drinks in Händen umherspazierten oder Te l ler voll Köstlichkeiten trugen. Ich war am Verhungern.
»Ich frage mich, wo mein unglücklicher Vater ist «, sagte Morgan. »Schlendern wir ein wenig herum. Wir können auch etwas essen, denn ich sehe an deinem Gesichtsausdruck, dass du hungrig bist. Vielleicht treffen wir Joanie und Fred. Wir haben noch etwa eine halbe Stunde, bevor wir den Kuchen anschneiden müssen. «
Ich sagte ihr, dass ich diese Zeremonie vollkommen verge s sen hatte.
»Warte, bis du sie gesehen hast. Sie ist Die Kinder des Olymps der Torten. «
Wir nahmen Teller vom Stapel, und ich häufte meinen voll mit Roastbeef, Brötchen, zwei verschiedenen Salaten, pros i cutto. Essend gingen wir zum zweiten Zelt, wobei wir am Rande nach Joanie und Fred Ausschau hielten.
Wir kamen langsam voran. Jedes Mal , wenn wir ein Paar oder eine Gruppe verließen, wurden wir vom nächsten a n gehalten. Morgan überraschte mich, weil sie fast jedem für das Geschenk danken konnte, das er oder sie uns gemacht hatte. Sie schien dabei aber immer völlig spontan und auf eine fr i sche, charmante Weise dankbar zu sein, als hätte uns das Paar, zu dem sie gerade sprach, das wirklich einzig wertvolle G e schenk gemacht.
Als wir eine Minute allein waren, fragte ich sie: »Wi e u m alles in der Welt erinnerst du dich nur an die zahllosen Sala t schüsseln, Gabeln und Toaster? «
»Ich habe zwei Wochen damit verbracht, Dankesschreiben zu verfassen «, sagte sie. Sie hielt die Hand hoch, als wären ihre Finger verkrampft. »Ich bin fast fertig damit. Oh – da ist Sandy Bosch. Bitte, Owen, tu so, als würdest du ihn nicht s e hen. Er verwechselt mich immer mit Joanie, er säuft wie ein Loch, und etwas an ihm bringt mich immer durcheinander. Wenn ich ihn sehe, denke ich immer an Ärger. «
Wir mussten Sandy jedoch nicht aus dem Weg gehen, denn er winkte uns lediglich zu und verschwand im zweiten Zelt. Er schien sich wegen eines Problems zu grämen, was immer das auch sein mochte.
»Heute morgen fühlte ich mich so, wie er aussieht, aber das Essen wirkt wahre Wunder auf meine Verfassung «, sagte ich. »Möchtest du noch etwas trinken? Diesesmal etwas anderes als Champagner? «
Morgan nickte, und das blaue Blumenband in ihren Haaren bewegte sich in der Sonne auf und ab. Sie schien gleichzeitig müde und aufgekratzt zu sein, ihr schmales Gesicht war so schön, wie ich es noch nie gesehen hatte.
»Diese ganzen alten Damen haben recht «, sagte ich. »Du bist wunderschön. Ich liebe dich. Wie hat er diese ganzen Blumen nur dazu gebracht, in deinem Haar zu halten? «
Ihr Gesicht schwebte vor mir. »Ich kann es gar nicht erwa r ten, von hier fortzukommen «, sagte sie. »Ich denke schon den gan zen Tag an dich. Dies alles hier ist eigentlich nur für Mu t ter. «
Sie presste die flache Hand auf meine Brust. »Wir werden nie jemand anderen brauchen, nicht? «
»Niemals «, sagte ich.
Wir hielten die Teller ungeschickt in Händen, während wir uns küssten . Ich liebte sie so sehr. Zum ersten Mal a n d iesem Tag wurde mir klar, dass ich wirklich verheiratet war.
Ich hörte jemanden aus dem sonnigen Garten rufen.
»Morgan! Oh, Morgan ! Komm her! «
»Joanie «, sagte sie. »Gehen wir mit ihr reden. Das andere folgt später. «
Die beiden waren dreißig Meter entfernt, sie saßen inmitten von weißen Ringen auf dem grünen Rasen. Als wir näher k a men, entpuppten sich die Ringe als Teller voll Essen. Morgan und ich stiegen über die Teller und gesellten uns zu ihnen. G e rade als wir drinnen waren, kam ein Kellner mit Getränken herbei, und ich nahm einen Gin Tonic für mich, und einen für
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