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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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Morgan. Joanie und Fred sahen zu uns auf, wegen der grellen Sonne mussten sie die Augen zusammenkneifen.
    »Möchtet ihr etwas trinken? « fragte ich.
    Fred, der sitzen blieb, streckte die Hand aus. »Entspanne dich, Owen. Keine Drinks für uns, danke. Setz dich und erhol dich einen Augenblick von der Parade. « Der Kellner entfernte sich.
    »Wir trinken nicht «, sagte Joanie. »Niemand macht das mehr. Nun, ihr wisst schon, was ich meine. « Sie kicherte. »Das andere Zeug, wisst ihr, das andere. « Sie schien durchei n ander zu sein, wahrscheinlich die Nachwirkungen des Streits mit ihrem Vater.
    Morgan und ich stellten behutsam die Teller ab, und ich schüttelte Fred die Hand. Unter seinem wilden Haarschopf machte er einen liebenswürdigen Eindruck, aber ich konnte den Grund für Maxines unausgesprochene Befürchtungen s e hen. Er entspach nicht ihrer Vorstellung vom perfekten Schwiegersohn. Aber ich hatte ihn in Boston gemocht, und ich stellte fest, dass ich ihn immer noch mochte. Fred schien offen und freundlich zu sein, man sah ihm auch den New Yorker an. Er war ganz eindeutig jüdisch.
    »Komm schon, setz dich, Mann «, sagte er. »Es ist ve r dammt zu heiß, um zu stehen. «
    Ich setzte mich neben ihm ins Gras, und Morgan folgte meinem Beispiel, wobei sie das weiße Kleid glatt strich . »Ich bin schrecklich froh, dass du zurückgekommen bist «, sagte sie. »Sie rissen sich schon die Haare aus. Papa hat in seinen wa r men Kleidungsstücken einen Spaziergang gemacht, und als er zurückkam, hat er mindestens eine halbe Stunde lang g e duscht. «
    Joanie kicherte erneut. »Na und? Was ist daran Neues? Das macht er doch immer. Ich kann dieses Herumkommandieren einfach nicht mehr ernst nehmen. Gefällt dir mein Aufzug? « Sie legte die Hand über die Augen, damit sie Morgans Gesicht sehen konnte. Dann kicherte sie wieder. »Ich bin sicher, sie wollte, dass ich aussehe wie eine dieser alten Schreckschra u ben. Wenn ich ein Peck & Peck-Kleid wollte, dann hätte ich mir auch ein Peck & Peck-Kleid gekauft. «
    »Es ist sehr schön «, sagte Morgan. »Mir ist es einerlei, was du anhast. «
    »Sag mir eins «, sagte ich zu Fred. »Warum habt ihr die Te l ler so aufgestellt? « Ich fand, es hatte schon Spannungen genug gegeben, und ich hatte gespürt, dass Morgans Worte nicht eh r lich gewesen waren. Ihre Schwester war ihr nicht einerlei, und aus diesem Grund war sie sauer wegen Joanies Benehmen vor der Hochzeit.
    Joanie antwortete, bevor ihr Mann es konnte. Morgans Vorwurf schien keinerlei Wirkung bei ihr zu zeitigen. »Das ist unser Hexenring. Um böse Geister fernzuhalten. « Plötzlich brach sie in schallendes Gelächter aus, und ihre Brüste hüpften unter der weißen Bluse.
    »Sei still, Joanie «, sagte ihr Mann zu ihr. »Man könnte auf uns aufmerksam werden. «
    Joanie presste einen Finger auf die Lippen und beugte sich in meine Richtung. »Du törnst dich doch an, nicht?
    Möchtest du dich mit Gras antörnen? « Sie sah über die Schultern zu den Leuten im Zelt, dann zu denen, die sich im Garten aufhielten. »Schon gut «, sagte sie zu ihrem Mann. Sie legte ihm eine Hand aufs Knie. »Es schaut niemand her. «
    Sie drehte sich wieder zu mir um, und der Goldring an i h rem Ohr funkelte. »Wir haben eine Menge Gras von Boston mitgebracht. Ich verrate euch ein Geheimnis. Als wir gingen, sind wir einfach eine Weile in der Gegend herumgefahren, damit ich mich beruhigen konnte, und dann parkten wir in der Nähe des Hauses, damit wir sehen konnten, wann der Richter kommt. Wir waren beide unheimlich high. « Sie lachte erneut, wobei sie den Mund mit einer Hand bedeckte. »Ich bin immer noch high. « Nach diesem Geständnis sah Morgan amüsiert und verärgert zugleich aus.
    »Nun, da jeder in das Geheimnis eingeweiht ist, möchtet ihr etwas? « sagte Fred. Er nahm die Hand hinter dem Rücken hervor und streckte sie aus. Eine verformte Zigarette lag auf der Handfläche. »Einfach einen tiefen Zug nehmen und so lange wie möglich in der Lunge halten. « Er führte es vor, i n dem er den Rauch hinunterschlang, bis seine Wangen vor A n strengung ganz eingefallen wirkten. Er hielt den Atem an und reichte mir die Zigarette. »Guter Stoff «, keuchte er, ohne dabei den Rauch herauszulassen.
    Ich sah zu Morgan. Sie nickte. »Versuchen wir es «, sagte sie. Ich ahmte Freds Zug an der deformierten Zigarette nach und gab sie Morgan. Der süßliche, weinartige Geschmack war ein angenehmer Schock für mich. Ich hatte eine

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