Street Art Love (German Edition)
Kunst …, es gefällt mir nicht, wenn …, also …«
»Versteh schon«, sagt Charly wieder, wie vor dem Beckmann-Bild, aber diesmal klingt es anders. Richtig nett.
Wir gehen zusammen zurück ins Café. Steffen schaut mich nicht mehr an. Dafür starren alle Mädchen nun Charly und mich an. Charly scheint das nicht zu stören. Er legt seinen Arm lässig auf meine Schulter und schaut in die Runde. »Alles klar, wollen wir los?«
[zurück]
AM MONTAG stehe ich mit Maja in der Halle der Schule. Ich will ihr erzählen, was am Sonntag bei der Exkursion passiert ist, aber eigentlich war da gar nichts. Nur so ein Gefühl. Als ob die Feindschaft zwischen Charly und mir in ihr Gegenteil umgeschlagen wäre.
Maja hockt am Boden und schreibt die Mathehausaufgaben von mir ab. Sie schaut hoch. »Ich musste das ganze Wochenende zu Hause bleiben und Mathe üben, aber ich habe gar nichts kapiert. Meine Mutter will einen Nachhilfelehrer suchen.«
»Nimm doch einen aus der Zwölften. Da gibt es extrem nette Jungs.«
Maja grinst. »Stimmt, werde ich ihr gleich vorschlagen.«
»Wo gibt es extrem nette Jungs?«, fragt Charly. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er gekommen ist.
Maja schnellt hoch und starrt mich mit riesigen Kulleraugen an. »Hallo, Charly.«
Er zeigt auf den Hefter. »Ist das Mathe?«
Maja nickt.
Er sieht zu mir. »Kann ich auch abschreiben?«
Ich zucke mit den Schultern. »Von mir aus.«
Gleich in der ersten Pause schleppt mich Maja aufs Mädchenklo. »Sag mal, was war das denn?«
»Was?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, was sie meint.
»Na, du und Charly. Seid ihr plötzlich beste Freunde, oder was?«
Also merkt Maja es auch. Ich erzähle ihr von der Exkursion. Und von Steffen. Maja kichert. »Der findet dich doch schon ganz lange toll.«
»Ja?«
»Na, denk mal an den Schulball vor einem Jahr.«
Pia kommt in die Toilette, und Maja und ich drängen uns schnell hinaus und zurück in die Klasse. Charly sitzt auf einem der Tische der Mädchenreihe.
»Diese große Wand von der Turnhalle, die ist geil. Irgendwann bespraye ich die mal.«
»Aber die gehört zur Schule!«, sagt jemand.
Charly zuckt lässig mit den Schultern. »Na und?«
Er ist immer noch ein Angeber!, denke ich. Aber irgendwie ein ganz netter.
In der großen Pause kommt er zu Maja und mir und stellt sich zu uns. Die Mädchenreihe starrt ihm hinterher.
»Danke, für Mathe!«
»Kein Thema.«
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Steffen uns auch beobachtet. Maja stößt mich an und nickt in seine Richtung.
Charly dreht sich ganz offen zu ihm um. »Hey, was meint ihr, welche Farbe wäre wohl Steffen?«
Ich schweige. Vielleicht ein sehr helles Gelb? Ich schüttele unwillig den Kopf. Nein. Dann hätte er ja fast die gleiche Farbe wie ich. Bin ich auch ein Nerd ? So langweilig wie Steffen? Und Charly mag mich nur, weil er von mir Mathe abschreiben kann?
»Was denkst du denn?«, frage ich Charly.
Er zuckt mit den Achseln. »Wenn du mich fragst, der ist Schwarz! Schau mal, wie finster er uns anstarrt.«
In den nächsten Wochen kommt Charly öfter in der Pause zu Maja und mir, wir reden, und wir grüßen uns, wenn wir uns im Gang begegnen. Er schreibt Mathe und Chemie von mir ab, aber wir unterhalten uns auch über unsere Lieblingskünstler.
Und dann haben wir eine besondere Kunststunde bei Herrn Wende. Wie in jedem Schuljahr möchte Herr Wende, dass wir zu zweit ein Referat erarbeiten. Es soll um Kunststile gehen, Herr Wende schreibt eine Liste an die Tafel und hängt jeweils ein Beispielbild daneben.
Maja und ich sehen uns an. Wir arbeiten immer zusammen. Ich sammele die Informationen und Abbildungen, wir besprechen die Gliederung, und Maja schreibt dann alles auf. Das hat bisher jedes Mal sehr gut geklappt.
»Expressionismus!«, flüstert Maja mir zu. Ich nicke. Wie sich aber herausstellt, wollen alle am liebsten darüber arbeiten. Surrealismus ist auch sehr beliebt und Dadaismus.
»Impressionismus?«, frage ich Maja, aber Pia und ihre Freundin melden sich im gleichen Augenblick dafür.
»Wo ist Street Art?«, fragt Charly laut, und alle Diskussionen verstummen.
Herr Wende stöhnt. »Charly, das ist kein Kunststil.«
»Warum denn nicht?« Charly ist aufgestanden und hat die Arme verschränkt, sein Blick ist entschlossen.
»Mein Gott, weil …, weil es …, also, vielleicht könnte man sagen, dass es eine Form der Pop-Art ist, aber eigentlich …«
»Kann ich trotzdem was darüber machen?«
Herr Wende geht nun
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