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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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aber man erkennt Charly, sein Lächeln, die schräge Kopfhaltung, den skeptischen Blick.
    Ich löse die Zeichnung vom Block, dann reiche ich ihn an Charly weiter, mit einer neuen weißen Seite. »Jetzt bist du dran!«
    »Ich kann das nicht«, sagt Charly und reißt beide Arme hoch.
    »Doch.« Ich gebe ihm einen Bleistift. »Zeichne das ab«, sage ich und lege ihm meine Zeichnung hin.
    »Wow. Das bin ich?« Er grinst.
    Er malt zwei Augen, eine Nase einen Mund. Es sieht wirklich erbärmlich aus.
    »Siehst du«, sagt er frustriert.
    Dann zeichnet er mit schnellen Strichen eine seiner Comicfiguren und hält sie mir hin. »Das kann ich.«
    Wow! Ja, das kann er.
    »Aber das andere kannst du auch. Nimm ein neues Blatt.« Ich lege ihm meine Zeichnung wieder hin, diesmal allerdings auf dem Kopf stehend.
    Charly will sie richtig herum drehen, aber ich stoppe ihn. »Nein, so ist schon richtig. Versuch sie abzuzeichnen.«
    Charly zögert, verrenkt sich den Kopf. Ich lege die Hände auf das Papier. »Zeichne nur, was du siehst, nicht, was du weißt. Nur die Linien und Kurven.«
    »Okay …« Er nimmt den Bleistift, seufzt und beginnt die Zeichnung zu kopieren.
    »Einfach nur die Linien übertragen?«, fragt er unsicher.
    »Ja, mehr nicht. Aber alle.«
    Je länger er zeichnet, desto entspannter wird er. Ich weiß, wie er sich fühlt, so ist es mir am Anfang auch gegangen.
    »So, fertig!« Charly schiebt mir das Blatt rüber.
    Da ich ihm gegenübersitze, ist das, was für ihn falsch herum ist, schon richtig für mich. Ich drehe die Zeichnung auch für ihn um. »Hier, das bist du.«
    »Was? Das sieht ja geil aus! Ist das ein Trick?«
    »Ja. Mein erster Zeichenlehrer hat ihn mir gezeigt. Weil du dich nur auf die Linien konzentriert hast, hat es geklappt.«
    Charly legt seine erste Zeichnung neben die zweite. Die erste Zeichnung sieht wie eine Kinderzeichnung aus, die zweite ist kein Meisterwerk, aber wesentlich besser.
    Er lächelt. »Dann stell dich doch bitte auf den Kopf, Sophie, damit ich dich abzeichnen kann.«
    Ich mag, wie er meinen Namen ausspricht.
    »Oder du machst Kopfstand und zeichnest mich!«
    »Bevor sich hier jemand auf den Kopf stellt – braucht ihr den Tisch noch?«
    Ein Typ im Anzug beugt sich zwischen uns und fährt mit seinem Finger zwischen uns hin und her, seine Freundin wartet in einem schicken Designerkostüm neben ihm, sieht sich suchend im Raum um, aber eigentlich wissen sie schon genau, wo sie sitzen wollen. Hier. An unserem Tisch. Der Typ winkt sogar dem Kellner.
    »Wir wollen sowieso gerade gehen«, sage ich, stehe auf und suche meine Stifte und Zeichnungen zusammen. Der Kellner schwingt vorbei und legt Charly einen Zettel vor die Nase. Charly wirft seinen zerknüllten Schein auf die Rechnung, und wir gehen. Schnell.
    Draußen prusten wir beide los.
    »Was war das denn?«
    »Wo steht sein Auto, das spraye ich heute Nacht voll«, sagt Charly.
    »Echt?«
    Er winkt ab. »Nee, an Autos bringt das nur Ärger.«
    Wir sehen uns unentschlossen an, plötzlich ernüchtert.
    »Tja, dann, wie kommst du nach Hause?«, fragt Charly.
    »S-Bahn. Und du?«
    »Mein Vater hat ein Treffen mit seiner Galeristin in der Stadt. Ich rufe ihn an, dann holt er mich irgendwann ab.« Charly zögert kurz. »Er kann dich auch mitnehmen.«
    »Nein, schon okay. Ich muss sowieso los«, sage ich, obwohl es nicht stimmt.
    »Also, wollen wir uns dann mal für den schriftlichen Kram treffen?«, fragt er.
    Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. »Nächsten Samstag?«
    »Nee, da bin ich unterwegs mit Freunden. Tags machen«, sagt er abwehrend. »Kannst du nicht auch in der Woche?«
    »Dienstag?«
    Er nickt. »Nach der Kunst- AG . Okay, cool. Ich komme zu dir.« Er sagt es wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage.
    In meinem Magen flimmert es. »Gut, bis Dienstag!«
    Er hebt die Hand, ich hebe die Hand, dann gehe ich.

[zurück]

    »HAST DU CHEMIE?«
    »Hatten wir denn was auf?«
    Maja legt den Kopf schief und lächelt nachsichtig. »Natürlich.«
    »Was denn?«
    »Den Versuch beschreiben. Vom letzten Mal.«
    Es klingelt. Ich versuche mich zu erinnern, wann wir die Hausaufgabe bekommen haben, und frage mich, wie ich das vergessen konnte. Den ganzen Sonntag habe ich mich mit Street Art und Pop-Art beschäftigt, Chemie hatte ich kein einziges Mal im Kopf.
    »Und Mathe?«, fragt Maja, als wir die Treppe hochgehen.
    Ich stöhne. »Da hatten wir auch was auf?«
    »Sophie, was ist los mit dir!« Maja senkt die Stimme. »Ist es wegen …

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