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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Mutter ein.
    »Okay, er darf uns aber nicht stören.«
    Das Brot springt aus dem Toaster, und meine Mutter lächelt erleichtert. »Danke, Sophie. Ich sage es Max. Er kann ja vielleicht eine DVD sehen, wenn ihr arbeitet.«
     
    In der Schule bin ich abgelenkt und unsicher, ob ich Charly unter den Umständen noch zu mir nach Hause einladen will. Ich habe mir das anders vorgestellt. Aber wie eigentlich? Wir sind doch nur Kumpel. Mit Maja kann ich darüber jedenfalls nicht mehr reden.
    Bei Schulschluss bin ich mir sicher, dass Charly unsere Verabredung vergessen hat.
    Auf dem Weg zum Kunstraum und zur Kunst- AG tippt mir jemand auf die Schulter. Ich drehe mich erleichtert um und erwarte Charly, aber es ist Steffen.
    »Hast du schon gehört?«
    »Nein, was?«
    »Der Kunststudent kommt heute.«
    »Zum Aktzeichnen?«
    Steffen nickt und grinst breit. »Meinst du, er macht das ganz nackt?«
    Ich mag nicht, dass Steffen das Wort ›nackt‹ überhaupt in meiner Nähe ausspricht, und ich habe keine Lust, mit ihm darüber zu reden. »Keine Ahnung.«
    »Das wär krass, oder?«
    Charly überholt uns auf der Treppe und ignoriert mich. Nun bin ich ganz sicher, dass er unsere Verabredung vergessen hat.
    Im Kunstraum steht ein schmächtiger Typ in einer farbverschmierten Hose und unterhält sich mit Frau Kruger. Alle Mädchen kichern und suchen sich einen Platz auf einem der kreisförmig aufgestellten Stühle. Charly kramt in seinem Stapel Blätter und ignoriert mich immer noch. Ich hole meinen Zeichenblock und setze mich. Eine Sekunde später ist Steffen neben mir. Ich könnte mich umsetzen, aber das finde ich unhöflich und grob.
    »Setzt euch bitte!«, sagt Frau Kruger und schickt den Kunststudenten hinter eine der Aufstellwände.
    »Ist hier frei?«
    Ich nicke, und Charly setzt sich auf meine andere Seite.
    »Ich bin sehr froh, dass es endlich geklappt hat!«, sagt Frau Kruger, und eines der Mädchen lacht. »Das ist eine ganz normale Sache und eine ganz normale Aktzeichenstunde«, betont Frau Kruger, und ein anderes Mädchen kichert.
    Der Kunststudent kommt hinter der Aufstellwand hervor. Er ist schlank, gut trainiert, gebräunt und trägt zum Glück einen kleinen Slip. Er setzt sich auf den Hocker in die Mitte und bietet Frau Kruger einige Posen an, die sich dann für eine einfache Sitzposition entscheidet. Die Stimmung im Raum entspannt sich.
    Charly stößt mich an. »Na, wie gefällt dir der Typ?«, flüstert er leise.
    Ich werde rot. »Genau mein Typ!«, behaupte ich und sehe Charly nicht an.
    Er schweigt, was ich nicht erwartet hätte. Ich hole meine Stifte heraus und schlage den Block auf.
    Charly beugt sich wieder zu mir herüber. »Welche Farbe?«, fragt er kaum hörbar.
    Ich betrachte das Model. Und überlege. »Fleischfarben!«
    Er lacht laut und fängt sich von Frau Kruger einen strengen Blick ein. Und plötzlich ist alles wieder so wie im Museum. Charly zeigt mir seine Zeichnung, ich zeige ihm meine, und wir albern herum, bis Frau Kruger sich hinter uns stellt und wir nur noch zeichnen.
    Als die Stunde um ist, packt Charly seine Sachen, kommt zu mir und wartet, bis auch ich meine Sachen zusammengesucht habe.
    »Wie kommen wir zu dir?«, fragt er, und ich wundere mich, wieso ich den ganzen Tag gedacht habe, er hätte es vergessen.
    »Mit dem Fahrrad.«
    Er verzieht das Gesicht. »Ich habe einen Platten. Mein Vater hat mich heute hergefahren. Ist es weit?«
    Wir gehen zusammen zu den Fahrradständern, und er wartet, bis ich mein Rad aufgeschlossen habe.
    »Ist nicht weit, nur durch den Park«, sage ich und schiebe mein Rad vom Schulgelände. Wir überqueren die Straße an der nächsten Ampel.
    »Ich könnte mich auf deinen Gepäckträger setzen«, schlägt Charly vor.
    Ich habe ein altes, schweres Hollandfahrrad. Ich habe es von meiner Mutter geerbt und fahre damit lieber zur Schule als mit meinem Mountainbike, das man mir eher klauen würde.
    »Okay.« Ich nehme meinen Rucksack vom Gepäckträger und setze ihn mir auf.
    Charly schwingt sein Bein über den Gepäckträger, setzt sich aber nicht. »Fahr los, ich spring dann auf. Das geht am besten.«
    Ich trete an und spüre, wie er sich sanft auf den Gepäckträger sinken lässt und sich bemüht, die Balance zu halten. Als er ganz sitzt, trete ich schneller. Es flimmert in meinem Bauch, am liebsten würde ich losjubeln. Es ist ein irres Gefühl, Charlys Gewicht auf dem Gepäckträger zu spüren. Ich biege in den Park ab, noch sind die Blätter grün, aber es riecht

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