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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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wieder in ihrem Büro.
    Charly nimmt seinen Rucksack. Ich würde ihn gerne bitten, noch etwas zu bleiben, aber ich traue mich nicht. Ich habe ihm das alles eingebrockt, ich kann verstehen, dass er schnell wegwill.
    »Tut mir leid!«, sage ich heiser.
    Charly nickt. »Schon okay.«
    »Und ich hab noch deine Jacke.«
    »Kein Problem.« Er steht auf. »Dann bis zu diesem Superfreitag.«
    Ich sehe ihm nach, wie er die Treppe herunterschlenzt, und spüre einen kleinen Stich in meiner Brust. Wie bringe ich das alles wieder in Ordnung?
     
    Etwas später kommt mein Vater.
    »Aha, das war also das Kunstprojekt«, sagt er, als ich zu ihm ins Auto steige. »Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest uns eingeweiht.«
    »Es ist gemeinschädliche Sachbeschädigung.«
    »Ich weiß, aber mein Gott, ein Bild auf einer Wand! Wo leben wir denn eigentlich, dass so etwas schon verboten ist!«
    Ich sehe ihn überrascht an. Ich hatte mit mehr Ärger, genauer gesagt mit richtig viel Ärger gerechnet.
    »Kommt ihr denn am Freitag?«
    Er startet energisch den Wagen. »Da kannst du sicher sein!«
     
    Zu Hause berät sich mein Vater mit meiner Mutter. Er hat mein Wandbild von oben bis unten durchfotografiert, und nun sprechen sie über die Beweisführung und bereiten meine Verteidigung vor. Ich gehe nach oben in mein Zimmer und werfe mich auf mein Bett.
    Wieso enden meine Pläne in der letzten Zeit immer im kompletten Chaos? Warum konnte ich nicht vorhersehen, dass die ganze Sache so schiefgehen würde? Vielleicht ist das aber auch ganz normal, und ich bin einfach nicht so super organisiert und klar, wie alle immer denken. Charly hatte recht. Ich bin gar nicht weiß und klar, sondern eher neblig grau.

[zurück]

    MEINE ELTERN haben den Freitag zum Großkampftag erklärt. Sie werden beide an der Sitzung mit Frau Moos und der Mediatorin teilnehmen, was bedeutet, dass ich zwei Spitzenanwälte an meiner Seite habe. Nur beruhigt mich das nicht. Sie haben mich gar nicht gefragt, was genau geschehen ist und wieso ich das alles gemacht habe, und schon gar nicht, ob Charly tatsächlich an der Sache teilgenommen hat. Ich kann ihnen nicht erzählen, dass Maja dabei war, das habe ich ihr versprochen, aber ich werde auch nicht zulassen, dass Charly die Sache ausbaden muss. Doch das alles ist mein Problem, denn für meine Eltern geht es nur um eines: den Freispruch ihres Kindes.
     
    Die Sitzung findet an dem großen Tisch im Lehrerzimmer statt. Ein neutraler Ort, so erklärt uns Frau Moos, aber so richtig neutral finde ich ihn nicht.
    Als wir ankommen, sind die anderen schon da. Charly sitzt mit seinem Vater an der Breitseite des Tisches, die Mediatorin an einer Kopfseite, Frau Moos an der anderen, und so können wir nur gegenüber von Charly und seinem Vater Platz nehmen. Charly sieht nur kurz auf, als wir uns setzen.
    Auf einem Flipchart steht eine Vergrößerung des Wandbildes in Farbe. Mir fällt auf, dass es eigentlich ein richtig gutes Kunstwerk ist, obwohl das leider nicht zur Diskussion steht.
    Die Mediatorin stellt sich als Frau Liebig vor, eröffnet das Gespräch und bittet uns um eine kurze Stellungnahme. Frau Moos beginnt und erklärt den Sachverhalt, die Haltung der Schule, den »Tatbestand« (das sagt sie wirklich) der Sachbeschädigung. Dann kommt Charly an die Reihe.
    »Was sagst du dazu?«, fragt die Mediatorin freundlich.
    »Nichts.«
    Sie schaut zu mir.
    »Also, ich wollte nur sagen, dass Charly damit nichts zu tun hat. Ich habe das Bild gemacht mit jemandem, dessen Namen ich nicht nennen kann.«
    Meine Eltern reißen ihre Köpfe zu mir herum. Okay, der Angeklagte sollte besser schweigen, aber das ist nun mal die Wahrheit.
    »Herr Menz?«
    Charlys Vater ist unrasiert und sieht ein wenig verkatert aus. Mir fällt die Rotweinflasche im Atelier wieder ein. Er fährt sich müde über sein Kinn. »Also, wenn Charly nicht an der Sache beteiligt war, dann können wir eigentlich gehen.«
    Meine Eltern fahren hoch. »Noch ist gar nichts geklärt!«, ruft mein Vater. Die Mediatorin übergeht seinen Einwurf und blickt zu meiner Mutter.
    »Frau Seiler, was möchten Sie sagen?«
    Meine Mutter richtet sich auf. Sie trägt eines ihrer Businesskostüme und eine Perlenkette. Die perfekte Mischung aus Autorität und Weiblichkeit.
    »Als Erstes möchte ich sagen, dass diese Sache ganz untypisch für unsere Tochter ist. Und egal, wer ganz konkret an dieser Sache beteiligt war, hier besteht offenbar ein negativer Einfluss.«
    »Charly ist kein

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