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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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»Wozu brauchen Sie überhaupt Eis? Ihr Getränk ist schon gekühlt. Gehen Sie wieder in Ihr Zimmer und hören Sie auf, in unangemessener Kleidung in halböffentlichen Räumen herumzuwandern«, wäre das ja völlig in Ordnung gewesen.
    Das Phänomen beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Vereinigten Staaten. Die Einwohner von Skipton im englischen North Yorkshire werden sich vielleicht an den Morgen vor einigen Jahren erinnern, als ein unbekannter, biederer amerikanischer Journalist, in Eile, seinen Zug zu erwischen, dabei beobachtet wurde, wie er sich mit Vehemenz gegen die Tür der Zweigstelle einer führenden Bank in der High Street warf und lautstark heftige Schmähungen in den Briefschlitz schrie. Im Fenster hatte er nämlich einen Anschlagzettel folgenden Inhalts gelesen: »Um Ihnen einen besseren Service anbieten zu können, öffnet die Bank nun wegen Weiterbildung der Belegschaft an Montagen fünfundvierzig Minuten später.« (Ebendiese Bank entließ bald darauf Tausende von Angestellten und behauptete ohne erkennbare Ironie, daß es geschehe, »um unseren Kunden einen besseren Service zu bieten«. Da wartet man doch schon auf den Tag, an dem sie alle feuern und aufhören, sich überhaupt mit Geld zu befassen. Womit der Service tadellos sein würde, weil nicht mehr existent.)
    Hier in den USA trifft man allerdings – wie bei so vielem anderen, ob gut oder schlecht –, auf eine weit größere Scheinheiligkeit als sonstwo. In einem anderen Hotel, diesmal in New York City, bemerkte ich, daß auf der Speisekarte für den Zimmerservice stand: »Um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, erheben wir auf alle Bestellungen eine Gebühr von 17,5 Prozent.«
    Da meine Neugierde angestachelt war, rief ich den Zimmerservice an und fragte, in welcher Weise es für mich angenehm sei, wenn 17,5 Prozent auf meine Zimmerservicerechnung draufgeschlagen würden.
    Schweigen im Walde. »Weil Sie dann die Garantie haben, daß Sie Ihr Essen vor dem nächsten Donnerstag bekommen.« Das war vielleicht nicht der exakte Wortlaut der Antwort, aber die Stoßrichtung.
    Für all das gibt es eine simple Erklärung. Die meisten Firmen können einen nicht besonders gut leiden, außer Hotels, Fluggesellschaften und Microsoft – die hassen einen bis aufs Blut.
    Die Hotels – obwohl das eine sehr harte Aussage ist – hassen einen am abgrundtiefsten, davon bin ich überzeugt. (Ach nein, Microsoft, doch wenn ich anfange über die zu reden, höre ich nicht wieder auf.) Vor einigen Jahren kam ich ausgerechnet in Kansas City gegen vierzehn Uhr in einem großen Hotel an, und zwar ebenso ausgerechnet von den Fidschiinseln. Wie Sie sicher wissen, sind die Fidschiinseln von Kansas City weit, weit entfernt, und ich war müde und lechzte nach einer Dusche und einem Nickerchen.
    »Die Zimmer sind erst ab sechzehn Uhr verfügbar«, teilte mir der Angestellte frohgemut mit.
    Ich schaute ihn mit der schmerzlich hilflosen Miene an, die ich oft an Hotelrezeptionen aufsetze. »Sechzehn Uhr? Wieso?«
    »Das ist unsere Geschäftspolitik.«
    »Warum?«
    »Weil es so ist.« Als er begriff, daß diese Antwort eine Spur unzureichend war, fügte er hinzu: »Die Reinigungsteams brauchen Zeit, um die Zimmer sauberzumachen.«
    »Wollen Sie allen Ernstes behaupten, daß die vor sechzehn Uhr kein einziges Zimmer fertig haben?«
    »Nein, ich sage nur, vor sechzehn Uhr stehen die Zimmer nicht zur Verfügung.«
    »Warum?«
    »Weil das unsere Geschäftspolitik ist.«
    Da spreizte ich zwei Finger, stach ihm in die Augen und stolzierte in den Freßbereich des Einkaufszentrums auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo ich zwei herrliche Stunden verbrachte.
    Wenn Sie was suchen, mit dem Sie in ähnlicher Weise Ihrem Masochismus frönen können, sind Bordmagazine in Flugzeugen genau das richtige für Sie. Bordmagazine enthalten mit tödlicher Sicherheit eine Spalte mit dem Konterfei eines lächelnden Vorstandsvorsitzenden, der erklärt, wie etwas, das unter keinen Umständen als Verbesserung anzusehen ist – daß man zum Beispiel in Cleveland umsteigen muß, wenn man von New York nach Miami fliegt –, deshalb eingeführt wurde, weil man einen moderneren Kundendienst bieten will. Diesbezüglich mein Favorit ist der Brief eines solchen Herrn, der sich nicht entblödet, zu erklären, daß Überbuchen (hier gang und gäbe) in Wirklichkeit eine feine Sache ist. Wie er zu dieser These kommt, erläuterte er wie folgt: Die Fluggesellschaft sorgt dafür, daß

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