Streiflichter aus Amerika
nicht entzückt, wenn mich die Leute drängten, einen schönen Tag zu haben.
»Es ist ihnen doch schnurzpiepe, was für einen Tag man hat«, erklärte ich meiner Frau immer wieder. »Sie sagen es automatisch.«
»Weiß ich ja«, antwortete sie dann immer. »Aber trotzdem ist es nett.«
Und sie hatte natürlich recht. Es mag eine leere Floskel sein, aber sie entspringt einem richtigen Impuls.
Im Laufe der Zeit ist auch mir vieles ans Herz gewachsen. Als von Natur aus knickriger Mensch bin ich von dem ganzen Gratiszeug hier sehr eingenommen – gebührenfreies Parken, Gratisstreichholzheftchen, kostenloser Nachschlag bei Kaffee und nichtalkoholischen Getränken, Bonbons zum Mitnehmen in Körbchen neben der Kasse in Restaurants und Cafes. Freie Eintrittskarten fürs Kino, wenn man in einem Lokal in der Stadt ißt. Im Fotokopierladen steht an einer Wand ein Tisch, der von Dingen, derer man sich gratis bedienen kann, überladen ist – Töpfchen mit Kleber, Tacker, Tesafilm, eine Guillotine, um Seitenkanten gerade zu schneiden, Schachteln mit Gummibändern und Büroklammern. Für nichts davon muß man extra bezahlen, ja, man muß nicht einmal Kunde sein. Es ist einfach für alle da, die hereinspazieren und es benutzen beziehungsweise nehmen möchten. In Yorkshire sind wir manchmal zu einem Bäcker gegangen, bei dem man einen Extrapenny – einen Penny! – bezahlen mußte, wenn man das Brot geschnitten haben wollte. Ein solcher Kontrast ist doch einfach bezaubernd.
Weitgehend das gleiche könnte man zu der amerikanischen Lebenseinstellung sagen, die, pauschal betrachtet, bemerkenswert optimistisch ist und kaum negativ – etwas, das ich hier leider, gebe ich zu, meist für selbstverständlich halte, an das ich aber in Großbritannien gelegentlich erinnert werde. Als ich das letztemal in Heathrow ankam, schaute mich der Beamte, der meinen Paß kontrollierte, von oben bis unten an und fragte: »Sind Sie der Schreiberling?«
Gebauchpinselt, daß man mich erkannte, erwiderte ich voller Stolz: »Ja, der bin ich.«
»Dann wollen Sie jetzt wohl noch mehr Geld hier scheffeln, was?« sagte er verächtlich und gab mir meinen Paß zurück.
So was erlebt man in den Vereinigten Staaten selten. Im großen und ganzen haben die Menschen hier eine geradezu instinktiv positive Haltung zum Leben und seinen Möglichkeiten. Wenn man einem Amerikaner mitteilt, ein riesiger Asteroid stürze mit zweihunderttausend Stundenkilometern zur Erde und der Planet werde in zwölf Tagen in seine Einzelteile zerfetzt, würde er sicher sagen: »Echt? Na, dann sollte ich mich wohl besser doch noch schnell für den Kochkurs ›Mediterrane Küche‹ anmelden.«
Ein Brite würde auf dieselbe Ankündigung erwidern: »Das ist doch mal wieder typisch, was? Und hast du den Wetterbericht fürs Wochenende schon gesehen?«
Gewiß, der gnadenlose Optimismus der Amerikaner wirkt bisweilen einen Hauch einfältig. Ich denke zum Beispiel an die feste Überzeugung, daß man nur seinen Cholesterinspiegel kontrollieren, regelmäßig Sport treiben und Wasser aus Flaschen trinken muß, und schon lebt man ewig. Ich kann auch nicht behaupten, ich wolle den Rest meines Daseins in einem solchen Umfeld verbringen, aber es ist ein gewisser erfrischender Aspekt, den ich vorläufig noch rundum genieße.
Neulich habe ich meine Frau gefragt, ob sie je bereit sei, wieder zurück nach England zu ziehen.
»O ja«, sagte sie, ohne zu zögern.
»Wann?«
»Eines Tages.«
Ich nickte, und ich muß sagen, ich war ob dieser Antwort nicht mehr so verzweifelt, wie ich es einst gewesen wäre. Alles in allem ist es kein schlechtes Land, und meine Frau hatte mit einem recht: Es ist nett, daß man nicht immer auf Kuhfladen aufpassen muß.
Und nun – und das meine ich ehrlich – wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.
Danksagungen
Folgenden Leuten schulde ich für allerlei Beweise von Freundlichkeit, Geduld und Großzügigkeit sowie einen Schluck zu trinken großen Dank: Simon Kelner bei Night & Day und all seinen lieben, wunderbaren Kollegen, als da sind: Tristan Davies, Kate Carr, Ian Johns, Rebecca Carswell und Nick Donaldson. Patrick Janson-Smith, Marianne Welmans, Alison Tulett, Larry Finlay, Katrina Whone, Emma Dowson und vielen, vielen anderen bei Transworld Publishers. Meiner Agentin Carol Heaton, meinem alten Kumpel David Cook, ferner Alan Baker sowie Allan Sherwin und Brian King, die mich Kolumnen haben schreiben lassen, obwohl ich für sie hätte arbeiten müssen. Und vor
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