Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
n Stadt der Sch w eiz und si e hst dir Haushal t sgeräte von Z a nussi a n.
    Mir fiel auf, daß ich in kein e m S c hauf e nster Ital i ens e i nen Kühls c hrank, ein e n St a ubs a uger oder andere P rodukte von rein praktisch e m Wert ges e h e n hatte. Ich s c hätze, sie fahr e n nicht alle nach Brig, um sich diese D i nge zu k a uf e n. Sicher hab e n s i e auch i n ihr e m eig e n e n Land g e nug davon; i c h konnte mi c h nur ni c ht erinne r n, dergleich e n ges e h e n zu h a ben. In Brig gab es dagegen nichts anderes. Ich trottete durch die leeren Straßen und versuchte, mi c h für Haushal t sgeräte zu begeistern, aber es w ollte mir ni c ht gel i ng e n. D a her zog ich es vor, m i c h in die Hotelbar zu setzen, ein paar Bier zu trink e n und in P hilip Zi e glers kl a ss i s c hen Aufzeichnungen über d e n S c h w arz e n T od zu les e n - g e n a u das Ri c ht i ge für einen e i ns a m e n, verr e gnet e n A b e nd in ein e m fr e m d e n Lan d .
    Die L e k t üre w ar f a sz i nierend, unter ander e m w eil i c h Orte darin w iederf a nd, die Stati o nen me i ner Re i se g e w e s e n w aren - w ie Florenz, w o inne r halb von vier Monat e n 100000 Menschen, die Hälfte der Bevölke r ung, der P est zum O p fer fiel e n, oder Mailand, dessen E i n w ohner durch die Nachricht a us Florenz so i n P anik gerieten, daß sie g a nze F a mili e n i n i hren H ä use r n e i nmauert e n, sobald der Verdacht aufk a m, sie hätt e n ein O p fer in i hren R e ihen.
    Es gibt ke i n w irkungsvoller e s Mittel, um die eig e n e n P robl e m e i n ein a nderes Licht zu r ü c k e n, als über Mensch e n z u l esen, die lebendig begraben w urden. I c h h a lte das Leben s c hon für qualvoll, w e nn ich bei Sainsbu r y's k e inen P arkplatz finde. A ber w ie hart muß es i m Itali e n des vierzehnt e n Jahrhunderts g e w es e n se i n! Zunä c hst regnete es 1345 sechs Monate lang ununterbrochen, so daß sich w eite T eile des Landes i n e i nen St a usee ve r w a ndelten. D er Boden konnte nicht bebaut w erden, die Wirtschaft brach zus a mmen, Banken g i ngen pleite, und T ausende von M e ns c hen starben w ä hrend der folg e nden H ungersnot. Z w ei Jahre später erschü t terten verheerende Erdbeben das Land - in R o m, Neapel, P isa, P adua und Venedig - und brachten ern e ut T od und Chaos. Und dann, als die L e ute dachten, daß es schl i mmer nun w i r kli c h nicht m e hr k o mmen könne, da ging in G e nua e i n unbek a nnter S ee m ann a n L a nd, und mit i hm k a m die P est, um si c h innerhalb kürzester Ze i t über ganz Europa zu verbreiten.
    Und d a m i t nicht genug. Die P est su c hte Itali e n i mmer w ie d er he i m - von 1360 bis 1361, von 1368 bis 1369, 1371, 1375, 1390 und 1405. Das K o m i sche i st, daß in Europa gerade in dieser Zeit vie l e Kirchen gebaut w urden. Ich w e iß ni c ht, w ie Sie das seh e n, aber w e nn ich i n einer Zeit leben w ürde, in d e r Gott j edem dritten m e i ner Mitbürger eiternde Beulen s c hickt, dann w ürde ich nicht glaub e n, daß Er auf me i ner Seite st e ht.
    Am nä c hst e n Mo r gen fuhr i c h w eiter nach G e nf. Der Zug r a ste dur c h eine R e ihe von reizlos e n Industri e städten, d urch Sie r ra, Sion, Martigny - Städte, die aus n i chts ander e m a l s a us kl e in e n Fabriken und un a ns e hnlich e n In d ustr i egeländ e n zu best e hen schi e nen. Ich hatte g a nz ve r gessen, w ie häßlich w eite T eile der Sch w eiz sind. Und überall stand e n Str o mm a sten. A u c h die hatte ich vergessen. I m Drähte-Spann e n sind die Sch w eizer große Klasse. G a nze Berghänge haben sie mit Ho c hspannungsle i tungen überzogen. E ntl a ng j eder Bahnstrecke s c h w i ngen si c h die Kabel von e i n e m Mast z um nä c hsten. Und i n d e n Städt e n h ä ng e n sie w ie Wäsch e lein e n über den Straßen, damit die Straßenbahn e n übers P flaster holpern k ö nn e n. Sche i nbar haben sie hier n o ch ni c h t s davon g e hört, daß m an das L a nd auch a uf dezentere Weise m it Str o m ve r sorgen k a nn.
    Bei Villeneuve erreicht e n w i r den Genfer See und j agten w ähr e nd der folgend e n S t unde m i t einer solchen Ges c h w i ndigkeit a n se i n e m Nordufer entl a ng, daß ich ü b erzeugt w ar, daß der Lokfüh r er tot auf dem Gaspedal z us a mm e ng e sackt w ar. Wir s a ust e n a m Schloß Ch i llon vorbei - sss c hs c h! -, ein vers c h w o mm e n maleris c her Fleck, schossen dur c h die Bahnhöfe von Montreux und

Weitere Kostenlose Bücher