Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
und l ieß m i c h aber m a l s P latz n e hmen, um es aus z ufü l len. Es w ar e i n äußerst umf a ngreicher und ä r gerli c her Fragebogen. Man w o llte ni c ht nur in allen Einz e lhe i ten von mir w i ss e n, w ie i c h so lei c hts i nnig hatte se i n können, die mir von Visa a nvertr a uten Re i ses c he c ks z u verlieren, sondern fr a gte na c h der Nummer des P olizeiberichts, nach der A dresse der P olizeistation, bei der ich Anzeige e r stattet hatte, und stellte darüberhin a us j ede M enge a b solut irrelev a nter F r agen. So mußte i c h m e ine Größe, me i n G e w i c ht und m e i ne Hau t farbe angeb e n. » W a s zum T eufel hat m e i ne Hau t farbe mit den Reis e sche c ks z u t un ? « s c h i mpfte ich, w oraufh i n die sympathis c he Obersch w ester neb e n m ir erschreckt v o n m ir abrückte. Obendrein sollte ich a uf d e m Fo r mul a r z w ei Bü r gen und eine p e rsönliche Refer e nz ben e nn e n.
Ich konnte e s ni c ht fass e n. Was w ar das für e i ne verrü c kte L o gik? Warum sollte ich R e ferenzen angeben, um e t w as w iederzubek o mmen, das mir gehörte? » Bei Americ a n Express haben sie das nicht v o n m ir verlang t « , erklärte ich der D a me, die w ie e i ne Krank e ns c h w e ster aussah, und w ieder brachte sie sich fünf Z e nt i meter w e iter in Si c herheit. Ich bean t w ortete j ede Frage m it einer Lüge. Ich schrieb, ich sei 1,30 Meter groß, 400 P fund sch w er und st a mme a us A bess i ni e n, w o i c h m ei nen Lebensunterh a lt m it d e m Einf a ngen v o n Wildpferden verdiene. Bei H a u t farbe setzte ich » o c ke r « e i n. Me i ne R e ferenz e n in G e ldfrag e n w ar e n Micha e l Milk e n und Iv a n Boesky. Als persönliche R e ferenz gab ich natür l ich mich selbst a n. Wen sonst? Ich sch ä umte über vor Entrüs t ung, a l s ich mi c h w ieder a ns E nde der Warteschlange stellte, die in z w is c hen um e i ne Delegati o n von Di a mantenh ä ndlern a us Ru a nda und z w ei T y pen m i t K a m el e n ang e w a c hs e n w ar.
» Wa r um muß i c h all diese dä m li c hen Frag e n bean t w o r ten ? « fr a gte ich, als ich mein Fo r mular abgab. » E i n e n solch e n Qua t s c h hab ich noch nie erlebt. Das ist doch w i r klich... Quats c h . « Wenn ich mich ärgere, bin ich i mmer so w ortg e w a ndt. Die Frau m a c hte m i ch darauf aufme r ks a m, daß sie das ni c ht zu veran t w ort e n habe; sie folge nur ihren An w e isung e n. » D a s hat H i mmler a uch g e sag t! « s c hr i e ich und hob fast v o m Boden ab. D a nn begr i ff i c h, daß es ke i nen S inn h a tte. Ich mußte die Sache m it sch w eizeris c her Gelassenheit zu Ende bring e n, sonst w ürde sie mich nur w ieder auffordern, P latz zu nehm e n, und m i c h bis z um Sank t -N i mmerleins- T ag w ar t en lassen. Z ä hn e knirs c hend n a hm i c h die Reises c he c ks e ntg e g e n.
A ber von nun a n gibt es für m i c h nur no c h Re i ses c hecks von Americ a n Express, das k a nn ich Ihn e n sag e n. Und sollte die Gesells c h a ft es für nöt i g halt e n, sich für dies e s Bekenn t nis mit e i n e m Koffe r set oder ein e m S k i u r laub i n den Rocki e s e r kenntli c h z u zeigen, dann nehme i c h dank e nd an.
Z w ei T age streifte ich dur c h Genf, und z w ei T age verspür t e ich die unbest i mm t e S e hnsu c ht, i r g e n d w o a nders z u se i n. I c h weiß selbst nicht gen a u, w arum, d e nn eigentli c h i st Genf eine ganz angen e hme Stadt - übersi c htli c h, sehr g e pflegt, fußg ä ngerfreundli c h, mit e iner eh r w ürd i gen A l t stadt, e i n i gen hü b sch e n P arks und d e m ries i gen blauen See, der si c h a m A b e nd, w e nn die bunt e n Lichter der Stadt auf se i n e m W a sser funk e ln, von s e iner s c hönst e n Seite z e igt. Doch die Stadt ist t e uer, und die L e ute s i nd kühl und z ugeknöpft. Eilig und mit ho c hgez o gen e n S c hultern lauf e n sie durch die Straßen, als dürfe ihn e n ni e mand i n die Quere komm e n. F r üh l ing l a g in der Luft, doch auf ihr e n Gesichte r n w ar es Februar. Anders als in Amst e rdam und Kopenh a gen b e lebten hier auffall e nd w e n i g j unge L e ute die Kneipen und Bistros. Der Stadt f e hlte der Sch w ung, die gute L a une. Sie hatte keine Seele. Dafür ha t te sie s a ubere Straßen.
Ve r m utli c h sollte m a n die Sch w eizer für ihr e n Fleiß be w un d ern. Das L a nd ist kle i n und gebirg i g, besitzt praktis c h ke i ne Natu r s c hätze und hat es
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