Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
aus Brügge g e k o mmen se i n, und w äre das W e tter ni c ht ganz so s c h e ußlich g e w e sen, hätte e s mir dort sicher sehr gef a llen. Ich stand a uf der Brücke über dem F l uß und sah zu, w ie Reg e ntropf e n so groß w ie G e w e hrkugeln a uf das Wasser p rasselt e n. Ursprüngli c h w o llte i c h ein p aar T age durch die südli c h e n A rdenn e n w a ndern, auf den Spur e n m e iner ersten Re i se, doch auf dies e s Wetter w ar i c h ni c ht vorbereitet. Ich w ar sch o n j etzt durchnäßt b i s auf die Haut und zitterte, als hätte i c h vergessen, me i ne M a laria- T abletten zu n e h m e n. So g i ng i c h n a ch nur einer Stunde in D i nant zum Bahnhof z urü c k, setzte mi c h in d e n erst e n Zug na c h N a mur und reiste von da aus w eiter nach Spa. Einer d e r Vorteile Be l giens ist, daß m a n innerhalb v o n ein, z w ei S t unden j ede Stadt d e s L a ndes erreichen k a nn. Es dauert eine Weile, bis m a n si c h an den G edank e n g e w öhnt hat, daß das ganze L a nd prakt i sch ein Vorort v o n Brüssel ist.
Ich fuhr a us kein e m besond e ren Grund nach Spa. A lle r dings ha t te ich sch o n i mmer ve r mut e t, daß sich hinter ein e m sol c h e n N a m en e i n nettes Städtch e n verberg e n müsse. Und so w ar es au c h. Es gefiel mir sofort, w ie es da eingebettet z w i sch e n g r ünen Berg e n lag, mit e i n e m bau m rei c hen P ark, d e m P arc de Sept Heures, einer prunkvollen Spielbank, die i n ke i n e m Verhäl t nis z ur Bescheid e nhe i t des Städtch e ns stand, und e i n paar großen w eiß e n Hotels r und um e ine kle i ne g r üne I nsel, die P lace Verte. Der Reg e n h a tte aufg e hört und in der Stadt eine s a ubere Fris c he zurü c kgelassen, die e i n w e nig a n die Frische v o n Lak e n er i nne r te, die m a n no c h w a r m aus d e m Wäschetrockner n i mmt. U nd über a l l e m s c h w ebte e i n geradezu unhe i mli c h zei t loser Hau c h von Gen e sung. Halb e r w artete i ch, braun un i fo r mierte Soldaten mit f e hlend e n Glie d maßen z u s e h e n, die in Rolls t ühlen dur c h den P ark g e schoben w urden.
Spa ist die Mu t ter aller K urorte und w ar 200 Jahre lang der bevorzugte T umm e lplatz der europäisch e n Kön i gsh ä user. Noch bis zum Ersten Wel t krieg ließ e n si c h dort A rist o kraten und andere Berühmthe i ten ve r w ö hn e n. I n Spa d a nkte Kaiser Wilhe l m ab, w a s nicht nur se i n e n e i gen e n Ni e derg a ng, sonde r n a uch den der Stadt bedeutete. Heute sch e int h i er kaum noch je m a nd ve r w ö hnt z u w erden, z umind e st nicht i n dieser Jahreszeit. I c h suchte das T ouristen- I nfo r m a tionsbüro im P ark a uf, s a h m ir höflich die Ausl a g e n an und fragte den Mann a m S c halter, w o si c h all die Könige und Königinn e n aufh i elten.
»A c h, die komm e n ni c ht m e h r « , s a gte er und lächelte tr a urig. » Die k o mm e n s c hon seit P eter d e m Großen nicht m e hr . «
» Wa r um d e nn ni c ht ? «
Er zuckte mit d e n S c hultern. » Wir sind a us der Mode. Heute sind Sonn e ns c he i n und Meer g e fragt. Meist e ns s i nd es w oh l habende Deuts c he, die no c h z u uns k o mmen. Wir bieten die ve r sch i edenst e n Heilve r fahr e n. Wenn Sie Interesse hab e n.. . « Er deutete auf e i n Sort i m e nt von P rospekt e n und w a ndte si c h d a nn d e m nächst e n Besucher z u.
A lle P rospekte w arben für K urhäuser mit so nü c htern e n N a men w ie P rofessor Henri j eans H y dr o logieinsti t ut oder die A bte i lung für Radiologie und G a stroenterit i s des Spa T he r m a linsti t u t s. D ie P alette der Heilverfahr e n reichte von heiß e n, m a t sch i g e n S chl a mmpackung e n b i s z um Ans c h l uß an e i n freist e h e ndes, e l ektris c hes U m sp a n n w erk und a nschließ e nd e m S tr o m s c hl a g mit T ode s folge; so sah es j edenfal l s auf d e m Foto aus. Diese Behand l ungsart e n erzielen die verschiedenst e n Wirkung e n, von den e n ich ni c ht w ußte, dass ,sie w üns c hens w ert s i nd - sie » w e iten die der m al e n G e fäß e « , » b eruh i g e n die w ä r m er e gulierend e n Z e n t ren« und » l inde r n die periartikularen Kontrakti o ne n « , um nur drei zu n e nnen.
Mir w ar sofort klar, daß m e i ne w ä r meregulier e nden Zentren ruhig genug w aren, m ö gli c he r w eise sogar abgestorben, und daß ich z w ar geleg e nt l ich unter periartikul a ren Kontrakti o nen leide und vornüber in me i ne Sp a gh
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