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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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abstrakte Weise darüber nach, w ie ich ohne Bus und ohne T axi j e w i eder da hinaufk o mmen sollte. Schließli c h ri c htete i c h mich m it H i l fe der Sch e un e n w a nd auf und humpelte z u e i n e m C a fe hinüber, w o i c h mich a uf den e rstbesten Stuhl f a llen ließ und eine Co l a bestellte. Ich zog Schuh und Stru m p f aus und untersuchte me i n e n Kn ö chel, in der E r w ar t ung, gen a ugen o mmen sogar i n der Hoffnung - g a nz i n der perversen A rt und Weise des verletzten M a nn e s - ein e n zersplittert e n Kn o chen z u entdeck e n, der w ie e i ne Zel t stange unter der Haut hervo r steht und bei j e dem Betrachter ein G e fühl der Übelkeit auslös e n w ü r de. Doch der Fuß hatte si c h led i gli c h blaßbläulich ve r färbt, w ar e m p f i ndli c h und g a nz lei c ht anges c h w oll e n. Und w ieder ein m a l mußte ich m i c h damit abf i nden, daß ich unter schreck l ich e n S c h m erz e n gelitt e n hatte, o hne e i ne Verle t zung auf w e i sen zu können, die fur c htbar genug w ar, um mi c h per R e t t ungshubs c hrauber i n e i n Kr a nk e nhaus fli e gen z u l a ss e n, w o j unge Krank e ns c h w e stern i n erotis c h g e stärkten U n i fo r m e n si c h me i ner ann e hmen w ürden. E i ne hal b e Stunde nippte ich niederg e schlag e n an m e i ner Cola, bis ich dann be i m Aufst e h e n m e r kte, daß ich d as Schl i mmste überstand e n hatte und w ieder einige r maßen l a ufen konnte.
    So humpelte i c h denn d urch Durbu y . E s w ar ein a ußerg e w ö hn l ich hübs c h e s Städtch e n, mit e ng e n Gass e n und schi e fergedeckt e n Häuse r n. Am Stadtr a nd stand ein Schloß, das ein e m Märchen b uch entsprungen z u sein schien. Zu se i n e n F üßen rauschte ein seichter, aber reißender Fluß, die Ourthe, und rundherum erhoben sich sel t s a m herris c h die grün e n Berge, die j ahrhundertelang die Außen w elt ferngeh a lten hatt e n. Der Größe der P arkplätze nach zu ur t eilen w ar Du r buy ein beliebtes Ausflugsziel. Mir beg e gnete allerd i ngs k a um j e m a nd, und die m eist e n Gesch ä fte w aren g e schloss e n. Ich verbrachte m e hrere S t und e n i n der Stadt. Die m e i ste Zeit saß ich auf einer Bank a m F l uß, versunk e n i n die Sch ö nh e it der Lands c haft und in den G e sang der Vögel. Daß dieser stille Ort mehr oder w e niger i m Epizentrum der A rdenn e noff e ns i ve gel e g e n hat, k o nnte i c h mir be i m besten Will e n ni c ht vorstell e n. Ich kr a mte Gilberts Bu c h über den Z w eit e n Weltkri e g hervor und überflog das Sti c h w or t v e rzeichn i s. Durbuy und Barvaux w u r den ni c ht e r w ä hnt, aber viele der Nachbarorte w ar e n darin z u finden - Ma l me d y , w o eine E i nhe i t der SS z w e i undsiebzig gef a ngene a m er i kanis c he So l daten a uf e i nen A c ker g e schleppt und erschossen hat, statt sie w ie Kriegsgefang e ne zu behande l n; St a velot, w o z w ei T age später die n i mme r m üd e n Unmensch e n der SS 130 belgische Z i vil i st e n töteten, darunter dreiund z w a nz i g K i nder; Bast o gne, w o a m er i k a nis c he Strei t kräfte e in e n Monat l a ng belagert w ord e n w ar e n, w as H undert e n d as Leben gekostet hat; und viele a ndere Städte und Dörfer. Es w ollte m ir einfach nicht in den Kopf, daß diese schreck l ich e n, graus a men Dinge hier g e sch e h e n w aren, i n diesen Bergen und in di e sen Wä l dern, und daß sie Mensch e n ges c h e hen w ar e n, die mir zeitlich so n a hestand e n w ie mein Vater. U nd j etzt war es, als w äre das alles nie passiert. Deuts c he, die in dies e n Dörfern Frau e n und Kinder abg e schlachtet hatt e n, konnten nun als T ouristen w iederk o mm e n, m i t Kameras vor den Bäu c hen und E h e frau e n a n den A r men, als hä t te all das Grau e n nur i n ein e m Hol l y w ood-St r eif e n stat t g e funden. M e hr als einmal habe ich g e hört, daß es für die Einhe i m i sch e n na c h d e m Krieg zu den sch w ier i gst e n D i ng e n i m Zus a mm e nleben mit den Deuts c h e n gehörte, mit a ns e h e n z u müssen, w ie sie z urückk a m e n, um i hren Frauen und Fr e und i nn e n mit g e sch w ellter Brust die Orte zu zeig e n, bei deren Zerstörung sie m i tg e holf e n h a tten.
    Geg e n drei U hr dachte i c h, es w äre an der Zeit, mi c h auf d e n Rü c k w e g nach Barv a ux zu mach e n. Weg e n der vi e len P ausen, die ich unte r w e gs einleg e n m u ßte, und w e gen der schme r zerfül l ten

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