Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
man Brü c k e n und T unnels b a uen - z w i sch e n s ä m t lich e n H a uptinse l n Dän e marks, z w is c hen Kopenhag e n und S c h w eden, und sogar m it dies e m S t ückchen Wasser z wisch e n P u t tgarden und Röd b yhavn hat man große P läne, da m it die Leute in z e hn M i nuten von e i ner Küste zur anderen flitz e n k ö nn e n und k a um no c h merk e n, daß sie e i ne Grenze passier e n. Dies e n neuen europäis c hen E h r geiz, die L a ndesgrenz e n ve r w i sch e n z u w o l len, halte ich für zi e m li c h überf l üss i g.
In Rödbyh a vn sti e gen w ir al l e w ieder in den Zug und rollten durch den Nachmitt a g nach Kopenhag e n. D ä n e m a r k k a m mir w e sen t lich gepfl e gter und leerer vor als der Norden Deutschl a nds. Es gab w eder Fabriken, w ie i c h sie in D e utschl a nd ges e h e n hatte, noch Bauernhöfe, a uf d e nen alte T raktoren und a ndere Gerätsch a ft e n vor sich h i n rosteten, w ie in Belgi e n und Holland. Statt dessen verte i lten si c h große, elektris c he E nergie e r zeug e nde Windräder über d i e Hüge l lands c haft, oder sie st a nden aufgereiht entl a ng der Buchten. I hre Rotoren dreht e n si c h tr ä ge i m Wind, und i c h dachte f l ü c ht i g darüber nach, w as für ein J a mmer es doch ist, daß sie diese Windräder nicht ästhe t is c her gesta l ten konnten - w ie überd i m ensionale hol l ändis c he Win d mühl e n me i ne t w e gen.
Jahrhundertelang i st e s der Menschheit mühelos ge l ungen, die L a ndsch a ft mit Bau w erk e n zu s c hmü c k e n, die si c h i n die Natur einfügt e n, als w ären sie für sie g e macht - die kle i nen, g e w ölbten Brücken, Baue r nh ä user aus Stein, Ki r chen, W i n d mühlen und g e w und e ne Straßen. Warum bringt sie h e ute kaum n o ch e t w a s zust a nde, das ni c ht e i ner Bel e idigung der Lands c h a ft glei c hk o mmt? Die heu t ig e n Konstruktionen sind bestenfalls e i nfach und nützli c h, w ie die ph a nt a sielosen, aber praktis c hen Windräder, an denen i c h gerade vorbeirauschte, oder sie sind s c häbig und provisorisch, w ie die Wellblechschuppen und Betonhall e n, die a m R a nd j ed e r mitte l großen S tadt als Ri e sensupe r m ä r kte di e nen. Früher haben w ir Kul t uren ges c h a ff e n. N un bauen w ir Einkaufszentren.
U m kurz na c h fünf li e f der Zug i m Kopenhag e ner H a up t bahnh o f e i n.
Das T ouristen-Info r m a tionsbüro i m Bahnhof hatte bereits geschlossen. Vor se i ner T ür st a nd eine T afel m it d e n N a men von e t wa dreißig Hotels, und neben j edem N a men gab ein rotes L ä mpch e n an, ob das j e w e i lige Hotel bereits voll w ar oder ni c ht. E t w a z w ei Drittel der L ä m p c h e n leu c htet e n. So weit, so gut. A ber ni r gen d s w ar e i n Stadtplan z u s e h e n, auf d e m die Hotels e i ngezeichnet waren. Für einen M o ment überlegte ich, ob ich m ir ein i ge der N a m en und A dressen notieren sollte. Da i c h dieser T afel j edoch alles in a lle m w e nig Vertrauen e n t g e genbrachte und all die A dressen s o w ieso bedeutungslos w aren, sol a nge ich ke i n e n Stadtplan hatte, l i eß ich es bleiben.
A l s ich mi c h von der T afel ab w a ndte, stand i c h einer Stadts t reicherin geg e nüber, die sofort m ein e n A r m e r griff und fröhli c h plappernd auf mi c h einredete. Woher w issen diese L e ute i mmer, w ann i c h irgen d w o eintreffe? Es ist beinahe unhe i mli c h. Ich s c hätze, es ku r sieren irg e n d w el c he Rundschreiben oder so w a s. Geme i ns a m irrten w ir d urch d e n Bahnhof; i c h ver z w e i felt auf der S uche nach ein e m a usg e hängt e n Stadtplan, w ä hrend sie si c h an m ei nen A r m kl a m m erte und mir verrü c kte Vertrauli c hk e iten z uf l üst e rte. Wir müss e n e i n k o mis c hes Bild abgegeb e n haben.
Weit und breit w ar ke i n Sta d tplan z u seh e n, a l so gesta t te t e ich der D a m e, mich bis z um H a upte i ng a ng zu begle i ten. Dort löste ich m i c h aus i hr e m Gr i ff und drückte ihr ein paar kle i ne Münzen der vers c hiedensten W ä hrung e n i n die Hand, w oraufhin sie i hrer Wege ging, ohne sich noch e i nmal umzudrehen. Ich s a h ihr na c h und fr a gte mi c h, w arum es verrü c kte L e ute i mmer in die Bahnh ö fe z i eht. Man könnte me i nen, Bahnhöfe s ei en i hr A rbei t splatz. ( » S c hatz, ich geh zum Bahnhof, e i n biß c hen i m M üll rumstochern und Fr e m de a nquats c hen. U m fünf bin i c h z urü c k! « )
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