Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
so fr i sch und munter fühlt, als h ä t t e er den Nachmitt a g in e i ner A rt Ionis a tor verbracht.
In dieser g e hobenen St i mmung machte i c h e i n e n lang e n, g l ück l ich e n Spaziergang durch den P ark, w a nderte syst e m a tisch von einer sonn e nbadenden Sekretär i n zur nächsten und erkundigte mi c h, ob sie viellei c ht Hi l fe be i m E i nreihen mit Sonn e nöl brauchten. So g a nz st i mmt das leider ni c ht. F ür ein Sonn e nbad w ar es n ä mli c h noch zu kühl. Außerd e m w aren um v i er Uhr na c hmitt a gs alle Sek r etärinn e n Kopenh a gens i n i hren düste r en Büros e i ngesperrt, so daß ich mi c h auf me i n e m Spazierg a ng mit me i ner P hantasie begnügen mußte.
Am früh e n A bend unte r n a hm ich e in e n S treif z ug durch den überrasch e nd reizlosen Haf e n der Stadt. A ußer Fischfabriken und Kränen gab es dort nicht viel zu seh e n. Auf einer Werft in ein i ger Entfe r nung w e hrte si c h e i n verrosteter Frachter m i t s c hril l en T önen und sprüh e nden F unk e n gegen die eisern e n Werkz e uge und Masch i n e n. Ich ging b i s z ur Klein e n Meer j ungfrau, die e i ns a m und verlass e n, aber s e hr hübs c h a uf ihr e m Ste i n a m R a nde d e s H a fens hockte. D a nn s c hl e nderte i c h dur c h den n a heli e gend e n Kastellet P ark, der nach e i ner ste r nfö r m i gen Fes t ung a m Eing a ng des H a fens benannt w orden w ar, und landete schließli c h i n e i n e m Bis t ro an der Stockho l msgade, w o i c h lei c ht und einfa c h zu A b e nd aß.
Das Essen w ar z w ar ni c ht der Rede w ert, aber das Bier w ar gut, und der Service w ar ausgezei c hnet, denn i c h w ar der einz i ge Gast. Ich brauchte nur auf z us e hen und hoffnungsvoll z u lä c he l n, und s c hon brachte m a n mir eilig e in frisches Bier. Nach e i ner Weile brauchte ich überh a upt ni c h t s m e hr zu tun. Sobald e i ne Fl a sche bis auf den letzten T ropfen g e leert w ar, s t and w ie dur c h Zauberh a nd d i e nächste auf d e m T isch. Kurz ges a gt, es w ar e i n Bistro na c h me i n e m G e schma c k.
So verging e n z w ei S t unden. Z w i s c hen d urch blätterte i c h in einer dänis c hen Zei t ung, die je m a nd auf d e m T isch lieg e ngelassen hatte, und versuchte, d e m Wust unbek a nnter Worte zu e n t nehmen, ob Margaret T hatcher vielleicht aus ein e m fahr e nden A uto g e f a llen w ar oder ob der Dritte Weltkrieg schon beg o nn e n hatte. Doch auf d e m P laneten Erde schi e n in den drei Wochen, die ich nun unte r w egs w ar, i m großen und g a nz e n alles be i m alten geblieben zu sein. Also legte ich die Zei t ung be i seite und s a h a us d e m F e nster, b etrachtete den vorbeif l ießenden Verk e hr und verlor m i c h i n dies e n müß i g e n T räu m erei e n, mit d e nen der eins a me Re i sende se i ne A bende verbringt.
Schließli c h erhob ich m i c h, zahlte die stattli c he Rechnung und w a nkte i n die Nacht h i n a us. I ch w ar meil e n w eit von me i n e m Hotel en t fernt. Auf der lang e n Wanderung hielt i c h mich bei Kräften, ind e m i c h i mmer dann eine P ause e i nlegte, w e nn ich a n ein e m Haus vorbeik a m , dessen helle, e i n l adende Li c hter m ir signal i si e rten, daß man dort Bier aussch e nkte. Von diesen Örtlichkeit e n gibt es in Kopenh a gen e r freuli c h vie l e, so daß ich den A bend da m it verbrachte, alle i n i n i r gen d w e lchen Eck e n z u sitzen, Unm e ng e n von Bier zu trinken, Fr e m de d ä mlich an z ugrinsen und m e i n He m d m it Asche z u beschmutz e n. Irgen d w a nn geg e n e i n U hr m org e ns, als ich über die Ströget torkelte und den Wuns c h unterdrü c kte, e i n Liedch e n zu trälle r n, k a m mir e i n Ire e ntg e g e ng e taumelt, der j ede m , der ihm über den Weg lief, w üste Bes c h i m p fung e n an den Ko p f w arf.
» I hr verd a mmt e n Ä r sch e! « schrie er e i n el e g a ntes P aar an, dess e n Schritte si c h umg e h e nd beschleunigt e n. » D u Wi c hser! D u dänis c her Scheißker l! « ri e f er ein e m j ungen M a nn z u, der den Kopf senkte und w eitere i lte.
Das K o m is c he w ar, daß er einen gepfl e gt e n, grau e n A nzug trug und w ie e i n e r folgrei c her G e sch ä f t s m a nn a ussah. Der H i mmel weiß, w a s in se i n e m benebelt e n Kopf vor sich g i ng. A l s er m i c h erblickte, schi e n er in mir ein e n betrunkenen G e sinnungsg e noss e n z u erkennen und ließ m i c h m it e i ner m üden Handb e w e gung
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