Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
al, w e nn ich sie s e he, s c he i nt sie ein kle i nes bißchen schäbiger g e w orden z u se i n. Z w ar gibt es i n der N ä he des K o ng e ns N ytorv noch i mmer viele todschi c ke Gesch ä fte, aber die a ndere Hälfte der Straget ve r k o mmt al l mäh l ich zu einer A ns a mmlung von billig e n Souv e nirläden, M c Donal d ' s, Burger K i ngs und and e ren hell erleucht e ten Fas t -food- T e m p e ln. Die Straße k ö nnte e i n p a ar Bänke vertrag e n, und a u c h e i n paar Kübel m i t den gut e n, alt e n Geranien w ürden i hr ni c ht schad e n. Jedenf a lls ist es e i ne Sch a nde, d aß sie es in e i n e m so w o h l habend e n und a uf gut e n Ges c hmack b edachten L a nd w ie D ä n e mark ni c ht ges c hafft hab e n, dieser Str a ße m ehr Cha r me zu verle i hen.
Dennoch i st es a ngen e hm, von e i n e m E nde der Inn e nstadt zum anderen z u lauf e n, ohne a u c h nur e i n e m Auto zu b e gegnen. U nd w e nn man das w e stli c he E n d e der Ströget errei c ht hat und gerade me i nt, daß die Gegend nun a b er w irk l ich z u trostlos w ird und daß es an der Ze i t sei umzuk e hren, steht m a n a uf d e m großen, bunt e n Radhus P ladsen, d e m Ra t h a usplatz. Es hat m i c h i n Europa schon i mmer beeindru c kt, daß sie auf den Dä c hern und an d e n oberen Stock w erk e n der Gebäude, d i e rund um i hre größten P lät z e st e hen, farbenprächtige Ne o ns c hilder anbringen. T agsüber fall e n sie nicht auf, w eil sie so hoch angeb r acht s i nd, und die strenge W ürde der Gebäude, die ihrer Funkti o n entspricht, bleibt g e w ahrt. Aber w e nn die Dunke l heit here i nbricht und w ir e i n w e nig optische Aufheiterung gebrauch e n k ö nn e n, dann e r strahl e n dieselben Gebäude i m Glanz dieser Leu c htr e kl a men, die den g a nzen P latz erhell e n und deren Farben si c h auf den Gesichtern der Leute w iderspi e ge l n.
Ich g i ng z um T ivoli h i nüber, o b w ohl ich s c hon von w ei tem s e h e n konnte, daß es g e schloss e n war. Am Eing a ng ve r kündete e i n S c hild, daß der Vergnügungspark e r st i n e i n i g e n Woch e n w ied e r öffn e n w ürde. A uf d e m Weg z urü c k über den P latz i n Ri c h t ung St r aget k a m ich a n ein e m kle i n e n Mens c hen a ufl a uf vorbei und blieb neugier i g steh e n.
Z w ei P olizist e n, ein Mann und eine Frau, beide j ung und blond und so prächtig w ie j ede r m ann in dieser Stadt, redeten r uh i g und verst ä ndn i svoll auf e i n e n Jungen v o n e t w a siebzehn J a hren e i n. Er stand offenbar unter der Ein w irkung j ener Sorte von Droge, die das mens c hli c he Gehi r n in e i n e n Hochges c h w i ndigkei t sf a hrstuhl zum P luto ve r w a ndelt. Von se i ner Blitzreise durch den Kosmos ve r w irrt, mußte der Junge ins S tolpern gerat e n s e in und hatte si c h den Kopf aufg e schl a g e n; e i n paar T ropfen Blut rann e n i hm v o m H aaransatz auf die fl a um i ge Wange. D ie beiden Ordnungshüter trugen die flottest e n P olizeiunifo r men, die ich j e gesehen habe - m a r ineblaue Overalls mit U nmeng e n v o n Reißvers c h l üssen und T aschen und Schl a ufen, in den e n T asch e n la m pen, Notizbücher, tragbare T elefone und sogar Ente r hak e n und R a kete n w erfer ste c kten. Sie ma c hten den Eindruck, a l s w ü r den sie g e me i ns a m mit all e n Ev e n t uali t äten fertig w erden, ob es nun darum ging, das Lass a fieber e i nzud ä mmen oder ein A t o m- U -Boot zu en t w affnen.
Dabei haben sie es nur selt e n m it s c h w e r w i e g e nderen D e likt e n zu tun, denn die D ä n e n sind ger a dezu absurd gesetz e streue Bü r ger. Das schl i mmste Verbrechen i n dies e m L a nd ist der Fahrradklau. Zufäl l ig habe ich gerade die St a tist i ken des Jahres 1982 zur Han d . D a m a l s w urden in Kopenhag e n se c hs Morde verzeichne t ; d e mgeg e nüber stand e n 205 Morde in Ams t erda m , e ine Stadt von ve r g l eichbarer Größe, und 1688 m N e w Y o rk. Die Stadt ist so ungef ä h r lich, daß Königin Margare t he f r üher j eden Morgen das Schloß Am a lienborg verließ, um w ie e i n no r maler Bürger z u F uß Blum e n und Gemüse einzuk a ufen. Als i c h e i nmal einen Dän e n fragte, w er sie bei dieser Geleg e nhe i t beschützte, sah er m ich überrascht an und an t w ortete:
» Wi e so? Wir beschütz e n sie d och alle . « Ist das nicht rühr e nd?
Die P olizeibea m t e n half e n d e m Jung e n auf die Beine und führt e n i hn zum Stre i
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