Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
seh e n e r w artet - doch das s i nd die letzt e n, verblassend e n Rel i kte. Schon s e it Jahren geben sich die Gas t w irte die größte Mühe, e i ne anspru c hsvollere Kli e ntel in die N yhavn z u lo c ken, so daß die meisten der a l ten G iebelh ä user h e ute Y uppie-Bars und Designe r- Rest a urants beherberg e n. T rotzdem s i nd es d urch w e g sehr ang e nehme Lokale, w a s w ohl vor allen D i ngen daran li e gt, d a ß es den Dän e n ganz und gar nicht peinli c h i st, gut z u leben. U nd das ist j a auch ri c ht i g so.
Vor den Rest a uran t s entlang d er Straße standen T ische a ufgereiht, an denen blonde, prächtige j unge Leute saßen, trank e n, aßen und si c h des für die Jahreszeit zu w a r men Wetters erfr e ut e n. Es ist mir ein Rätsel, w as sie in Kopenhagen mit den alt e n L e ut e n m a c h e n. Ve r m utli c h halt e n sie sie in i hren Kellern verste c kt oder schicken sie nach A rizona, d e nn auf d en S traßen sieht man ausnahmslos j ugendli c he, herausg e putzte, gesunde, blonde und a usgesprochen attrakt i ve M e nsch e n. In K o penh a gen h ä tte m a n i nne r halb von fünfzehn S e kund e n die k o m p lette Besetzung für ein e n P epsi-Cola- Werbespot zus a mmen. U nd w ie glü c kli c h sie alle auss a hen!
Die Dän e n s i nd so voller Lebensfr e ude, daß sie sie fö r mlich aussch w i tzen. Ihre lo c kere Einste l lung zum Leben i st nicht nur erfrisch e nd, sie i st vor all e m e rstaunli c h, w e nn man bedenk t , daß sie in ein e m T eil Europas leben, dessen E i n w o hner eine traurige Vorstellung v o n Ve r gnügen haben (in No r w e g e n h ä lt m a n drei L e ute und e i ne Fl a sche Bier für e i ne P art y ; der Nationa l sport der Sch w eden ist Selbs t mord). Wissen Sie, w ie l a nge der Z w e ite Weltkrieg für Dän e mark gedauert hat? Ni c ht e i nmal e i n e n T ag. Hitle r s P anzer überquerten die Grenze i m S c hutz der D unke l heit und h a tt e n bereits i m Morg e ngrau e n das g a nze L a nd besetzt. Ein d a mal i ger P olitiker fo r mulierte es so: » Wir w urden per T elegr a mm erobert . « U nd s c hon a m A bend saßen die D ä nen w i eder in ihren Bars und Restau r ants.
Kopenh a gen ist a ußerd e m die einz i ge Stadt, die ich k e nne, i n der die w eibli c h e n Büroangestel l ten ihre Mitt a gspause nutz e n, um oben ohne i n den städtis c h e n P arks e i n S o nn e nbad zu nehm e n. A lle i n deshalb h a t Kopenhag e n i n m e i nen A ug e n den T itel » K ul t urhaup t stadt Europas« verdient, und z w ar Jahr für Jahr aufs n e ue.
Ich aß in ein e m s c hi c ken, überfüllt e n Kellerrest a urant a uf halber Höhe der N yh a vn z u A bend und w ar der einz i ge unter den G ä sten, der nicht a ussah, a l s k ä m e er soeben v o n den Dr e harbeiten zu Miami Vice. A lle M ä nner trug e n bis zum Ha l s geknöpfte H e m d e n, und die Frauen s c hmü c kt e n si c h mit großen Ohrr i ng e n und w irren Frisuren, so daß sie j ede s mal ihr Haar b eiseite s c hieben mußt e n, w enn sie si c h über den T eller beugten. Jeder hier w ar s c hön. Ich k a m m i r vor w ie Barn e y Rubble und rechnete j eden Mo m e nt d a m it, daß d e r Gesch ä f t sführer an me i n e n T isch treten w ürde, um zu s a g e n:
» E n t schuld i gen Sie, me i n Herr, aber w ürde es I hn e n e t w a s ausma c hen, si c h e i n w e n i g von dies e m S c h a umf e stiger i ns Haar zu schmieren ? « Doch das P ersonal behandelte mi c h w ie einen alten Freund, und das Ess e n w ar so ausg e zeichnet, daß ich m i c h leichten Herzens von d e m ansehnl i ch e n Bündel Banknoten trennte, das eine Mahlzeit i n K o penhag e n nun mal k o stet.
Es w ar s c hon dunk e l, als ich die Treppe zur Straße w ieder hin a ufs t ieg. O b w ohl sich die Luft d e utli c h abgekühlt hatte, saßen die L e ute no c h i mmer draußen a n den T isch e n, ha t ten si c h ihre Jacken über die S c hultern g e hängt und unte r hielt e n sich ang e regt. Ich überquerte den grün e n Kongens N y torv, ein e n der H a up t plätze der Stadt, und stand w e nig später auf der Straget, der längst e n Fußg ä ngerzone der Welt. Auf e i ner Länge von kn a pp z w ei Kil o m ete r n verein e n si c h fünf Straßen, um den Kongens N ytorv m i t dem a nderen H a uptplatz der Stadt, d e m Radhus P ladsen a m T ivoli, zu verbinden. J e der Bericht über Kopenhag e n i st voll des Lobes für die Ströget, doch ich bin immer ein w e n i g entt ä uscht. Jedes m
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