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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Wohnh ä use r n, alles a mt ernste, w u c h t ige und dennoch i r gen d w ie he i mel i ge Gebäude, und ungef ä hr drei Viertel aller Fenster w aren dunkel. Von Freitagabend bis Sonnt a gnachmitt a g muß S tockho l m e i n P aradies für Einbrecher se i n.
    Früher w o llte i c h i mmer i n Häuse r n w ie dies e n w o hn e n. Es mußte nicht unbedingt Europa se i n - ich w äre a u c h nach B uenos Aires oder Dar es Sala a m g e gang e n; H auptsa c he, ich w o hnte mi t ten in e i ner großen, fr e m d e n Stadt, i n der es all die D i nge z u hören, z u riech e n und z u s e h e n gab, die i n I o w a unb e kannt w aren. Auch h e ute üben diese Viertel noch eine st a rke Anzi e hungskraft a uf mich aus. Stundenl a ng k a nn i c h durch ihre Straßen w a ndern, so w ie j etzt. A uf dem Rü c k w e g ins Stadtz e ntrum stellte i c h befriedigt fest, daß Stockho l m me i nen E r w ar t ungen voll und g a nz e ntsprach. Ich w ar run d um z ufrieden. Nur mein Magen rebellierte.
    Ich k a m a n d e m Kino vorbei, vor d e m i m März 1986 Olof P a l m e erschoss e n w orden w ar. Der P re m ie r m i nister ha t te si c h mit se i ner Frau e i n e n F il m über Moza r t anges e h e n. A ls sie gerade aus d e m Kino k a m e n, um si c h zu F uß auf den He i m w eg z u i hrer nah e geleg e n e n Wohnung z u m a chen, trat e i n Verrückter a us d e m Schatt e n und s c hoß. Für mi c h zählt dies e s A tt e ntat z u den t r agis c h e n Ereign i ss e n unserer Zeit.
    Die sch w ed i sche P olizei hat sich bei der A ufklärung des F a lles ni c ht gerade m it Ruhm bekle c kert. P al m e w urde um 23.21 Uhr getötet, der Befehl, die S traßen z u beobachten, e r folgte aber erst um 0.50 Uhr, und selbst dann w ußt e n die P olizist e n i n den Streif e n w a gen noch nicht, w ona c h sie such e n sollten. Erst um 1.05 Uhr w u rden die Flughäf e n ges c hloss e n. Die P olizei sperrte den Bereich um das Kino großräu m i g ab, Expert e n der Spurensi c herung w urd e n he r beigeholt und su c ht e n minuziös d e n T atort ab; und dennoch w ar e n es P assant e n, die beide Kuge l n des A tt e ntäters f a nden und d e r P olizei übergaben. Die 300 Mann s t arke P olizeieinh e it, die den F all untersu c hte, brauchte e l f Mon a te und zehn Milli o nen M ark, um schließli c h ein e n Unschuld i gen z u verh a ft e n. Bis heute w eiß m a n nicht, w er es w ar.
    Ich s c hl e nderte ziellos über die K ungsgat a n, e i ne der größten Eink a ufsstraßen der Stadt, vorbei am P UB Kaufh a us, i n dess e n Hutabtei l ung e i nst Greta Garbo gearbeitet hat, und dann über die lange F ußg ä ngerstraße Drottninggat a n, und es k a m mir vor, als befände i c h mi c h i n einer a n d eren Stadt. D ie Drot t ninggat a n i st e i ne fast z w ei e inhalb Kil o meter lange Aspha l tpiste ohne j eden Reiz. Überall lagen v o m R e g e n aufg e w ei c hte A b fälle he r u m , und hier stolperte m ir a uch e i n Betrunkener na c h d e m a nderen über den Weg.
    A l s ich e i n m al steh e nblieb, um mir ein S c hauf e nster anzus e hen, be m e r kte ich ein paar Meter rechts v o n mir e i n e n M a nn mittler e n A lte r s. Er pink e lte direkt a n das Fenster, so diskret w ie das auf e iner beleuchtet e n Straße vor e i n e m beleuchteten F e nster eb e n m ö gli c h i st. Au c h er stand eindeut i g unter A l kohole i nfluß, trug e i nen Anzug und machte e i nen w o h l habenden und gebildeten E i ndru c k. Ich w ar sch w er e ntt ä us c ht - von i hm und v o n all den H und e rten von Mens c h e n, die ihre H a m b urgerschachteln und i hr Knä c ke b rotpapi e r achtlos a uf die Str a ßen g e worfen h a tten. D a s ha t te ich von den Sch w ed e n ni c ht e r w artet. Das w ar i hrer un w ürdig.
    Ich bin voller B e w underung für die Sch w ed e n aufg e w a c hsen, denn sie hatt e n es ges c h a fft, glei c hzeit i g reich und sozialist i s c h zu se i n, w a s m e i ner Ansi c ht nach j eder sein sollte. Da i c h a us e i n e m Land st a mme, i n d e m es passie r en k a nn, daß ein K ind m i t ein e m Gehirntumor na c h H a use geschickt w ird, um dort zu sterben, w e il sein Vater ni c ht das nöt i ge Kleingeld für ein e n Chiru r g e n besit z t, oder daß eine Vers i cherungsgesel l s c haft v o n e i ner s t aatlich e n K o mmission die Erlaubnis erhält, die P olicen ihrer 14 000 kränkest e n Mi t glieder zu kündig e n, w e il sie gerade ein nicht so besonders gutes Jahr hinter si c h hat ( w ie 1989

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