Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
t s t ark die Nase und dachte flü c ht i g darüber nach, w a s für ein rei c her Mann ich w äre, w enn si c h m it Rotz Geld verdien e n ließe. S c hließ l ich sah i c h w i e der zum unfr e undlich e n H i mmel hin a uf und traf e i ne w i c htige Ents c heidung.
Ich w ürde na c h R o m fli e g e n.
Rom
Ich muß mi c h bei I hnen en t s c huld i g e n. Ursprüngli c h hatte i ch j a die A bsi c ht, mi c h R o m so syst e matisch und log i sch z u n ä hern, w ie m a n es e r w arten könnte - e i n m a l der Länge na c h durch Deutschl a nd, durch Österreich und die Sch w eiz, d a nn d urch e i n e n Zipfel Frankrei c hs, durch die L o mbardei und die T oskana, um e ndlich vers c h w itzt, schmutz i g und e r schöpft dort an z uk o mm e n. D och na c h fast e in e m M o nat unter dem regneris c h e n H i mmel N o rdeuropas sehnte i c h m i c h nach S o nn e nsche i n. So einfa c h w ar das. Ich w o llte in H e mdsä r meln d urch die Straßen lauf e n, i m Frei e n s i tzen und Cappuccino tr i nken und mir die Sonne ins G e sicht s c he i nen lass e n. A l so w arf i c h meine gepl a nte R e iseroute über den H a uf e n und übe r w a nd, von gel e gentli c h e n G e w i ssensbissen geplagt, mit e i n e m einz i gen Satz die 2500 Kilom e ter z w i sch e n Sto c kho l m und R o m . Denn w a s w äre schlie ß lich das Reis e n - w a s w äre das g a n z e Leben - ohne Spont a neität?
Es w ar m e i ne erste Re i se n a ch R o m . Dabei w ol l te ich diese Stadt schon k e nn e nlern e n, seit i c h denken kann, zum i ndest s ei t ich als T eenager zum erst e n Mal L a Dolce Vita gesehen habe. Ich liebe italien i s c he Fi l me, vor all e m die w irkli c h mi e sen - die, die von L e uten in Sz e ne g e setzt w ur d en, die es e i nfach ni c ht z ul a ssen, daß ihr absoluter M a ngel a n sch a uspi e lerisch e n F ä h i gk e i t en i hrer Karriere irgen d w ie i m Wege steht. Die H a uptrollen s i nd immer m it Giancarlo Gi a nnini und der reizenden Ornella M uti b e setzt. Da schon die T itel verraten, w i e schle c ht die Fi l me s i nd - In einer Regenna c ht, Ein Sommer vol l er Zärtlichkeit -, braucht man gar ni c ht erst zu für c hten, m a n könn t e von so e t w a s w i e e i ner Handlung abgelenkt w erden, sondern k a nn si c h g a nz auf die beiden w i cht i gst e n Dinge konz e ntrieren: auf Ornella Muti, die dann und w a nn die Hüll e n f a llen läßt, und auf die gut e n Außenaufn a hmen, von denen es in ita l ien i sch e n Fi l men j ede Menge gibt. Me i st e ns kn a tte r n Orn e lla und Gi a ncarlo dann auf e i ner Vespa a m Coloss e um vorbei und a n der P iazza Navona und an den anderen tou r istis c h e n Seh e ns w ürdigkeit e n R o ms, um si c h ans c hließ e nd auf i r g e ndein e m Bett zu t umme l n oder m it vi e l Gefühl zu erörtern, w ie es mit i hnen w e i terg e hen soll, denn g e w ö hn l ich lebt e i ner v o n b eiden mit Marcello Mastroianni z us a mmen.
Früher w ar e n alle Fi l me voll von dieser A rt L o ka l kolorit - w e nn ich nicht irre, existierte i n den sechziger Jahr e n in Großbritanni e n e i n Gesetz, d e mzufolge j eder Fi l m m i nd e stens e i ne Szene enth a lten mußte, i n der vier lach e nde junge Leute in e i n e m o ff e n e n Morgan über die To w er Bridge fahren. Bis a uf die It a liener sche i n e n in z w i sch e n a lle diese T echnik abgel e gt z u hab e n, w a s i c h j ammers c hade f i nde, denn me i n g a nzes Weltbild w urde von den Außen a ufn a hmen in Fi l men w ie Über den Dächern von Nizza und Außer Atem und D rei Münzen im Brunnen und sogar den I nspektor- Clouseau-F il m e n geprägt. H ätte i c h diese Fi l me ni c ht ges e hen, w ürde ich h e ute in P eoria, Il l inois, leben und gl a uben, das P ar a dies auf Erden gefunden z u haben.
R o m w ar so s c hön, w i e i c h gehofft hatte, z i gmal besser a l s P eoria. Es w ar all e s, w a s Stockho l m nicht w ar - w a r m , sonn i g, t e m per a m e n t voll, an j eder E c ke gab es gut z u essen und billig zu trink e n. An me i n e m erst e n A b e nd traf i c h mi c h m i t ein e m a m erik a n i sch e n Fr e und zum Essen, der s e it z w a nz i g Jahr e n i n R o m lebte. Er beklagte si c h die ganze Ze i t darüber, w ie t euer und unm ö glich das Leben dort g e w orden sei. Mir dageg e n k a m alles herrlich bill i g vor, vor all e m nach e i ner Stadt w ie Stockho l m , und ich fragte i hn, w ie er an e i n e m w a r men Frühl i ngsabend vor
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