Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
überhaupt von irgend e t w as i n S c h w ed e n sagen läßt.
Ich machte mi c h glei c h a uf d en Weg z ur G a mla St a n, der A ltstadt von Sto c kho l m, an der and e ren Seite der Str ö m bron. S i e besitzt einen a usgesproch e n m itt e leuropäischen Cha r m e: s c hmale, hügel i ge Straßen, an beiden Seiten gesäumt von streng e n, mass i gen Gebäuden, deren Farbe an ausgebli c hene T errakotta erinnert. Stelle n w eise fehlte der P utz an den Wänden, und m a n c hmal w aren an den Eck e n der Häuser g a nze S t ücke herausgebroch e n, als w äre ein Lkw rü c k w ärts dag e gengefahr e n. Das Ganze ha t te et w a s v o m Cha r me des Verfall e nden. Erstaunli c he r w e ise gab es keine r lei Anzei c hen v o n Wohlst a nd. Die m e ist e n F e nster w aren schmutz i g, die N a m e nss c hilder und T ürklopfer aus M e ss i ng w aren s t u m p f, und fast j edes Gebäude brauchte dring e nd ein e n n e uen Ans t rich. So ung e fähr stelle ich mir Krak a u oder Bratislava vor. Viell ei cht l a g e s nur a m R e g e n, der nun w i e der unabläss i g fiel und sich w ie e i n Graus c hieier über die Stadt l e gte. Hört es denn i n S c h w ed e n nie auf zu regnen?
Mit hochgezog e n e n S c hulte r n, den Blick a uf d e n Boden gericht e t, ging ich w eiter, w i c h d e m Wasser a us, das die a b schüss i g e n, kopfste i ngepfl a stert e n Gass e n h i nunte r str ö m te, und w ünschte, i c h hätte ein e n H ut oder einen S c hi r m oder ein T icket auf die Be r m udas. Fröstelnd setzte i c h mi c h i n ein düsteres C a fe, w o i c h m i t beiden Händen e ine T asse K a ffee für drei Dollar umkl a mmert hielt und spürte, daß m ir e i ne Erkäl t ung in den K noch e n saß.
Ich g i ng i ns Hotel z urü c k, nahm ein heißes Bad, zog m ir trockene Sach e n an und fühlte mich gl e ich besser. D e n Na c hmitt a g verbrachte ich d a m i t, über d e m Stadtpl a n v o n Stockho l m zu hock e n und a uf besseres Wetter z u w art e n. G e gen fünf klarte der H i mmel a uf. S o fort sch l üpfte i c h i n meine f e u c ht e n T reter, um die Straßen z w i schen d e m Norr m a l mstorg, ein e m P latz in der Nähe des Hotels, und d e m Kungsträdgarden, ein e m kleinen, rech t w i nklig e n P ark a m Haf e n, zu erkunden. N un s a h die St a dt viel fr e undli c her aus. Es w ar e in S a mstagab e nd, und i n den Straßen tummelt e n si c h gu t gelaunte Mens c h e n. Sie traf e n si c h m i t Freund e n und bevölkert e n die klein e n, über das ganze Viertel verstr e uten Rest a ur a nts und Bistros.
Hungr i g w ie i mmer hielt a uch ich nach e i n e m ge e igne t en L o kal Aussch a u und e nts c hied mich s c hließli c h für e i n Bistro a m Norr m a l mstorg, das mir das gesell i gste und beliebteste von allen z u sein schien. E s hieß Matpal a tset und w ar freundlich, überfüllt und herrlich g e müt l ich, nur d as Ess e n w ar w ahrs c he i nlich das schle c hteste, das ich je m a l s außerhalb einer Kr a nk e nhauskantine geg e ss e n habe - e i n gr ä ul i cher Sal a t mit w äßrig e n G u r ken und P ilzen, die na c h a l t e m Zeitungspapier schme c kt e n, und e i ne Las a gne, die nicht nur überbacken, sondern regelre c ht verbrannt w ar. Ich st a unte still vor mich h i n. In j ed e m a nderen Land E uropas hätte ein R e staur a nt mit e i ner so schle c ht e n Kü c he l ä ngst schließen müss e n, doch hier stand e n die L e ute für e in e n T isch Schlange. Ich aß den T eller le e r, denn erstens w ar ich hungrig und z w e i t e ns w ürde mi c h diese Mahlzeit so t euer zu st e hen k o mmen w ie e i n Wochenende i n Bright o n.
Nach dies e m unerqui c kli c h e n Akt der Nah r ungs a ufnahme brach ich zu e i n e m lang e n Spazierg a ng auf. Seit e s nicht m e hr regnete, fand ich ents c hieden mehr G e fall e n an S tockho l m . Es i st w i r k l ich e i ne außerg e w öhnli c h s c höne Sta d t. Sie verfügt über m ehr Q u a drat m e ter Grünflä c he pro Kopf als j e de andere Stadt Europas und ist von mehr Wasser durchzog e n als selbst Venedig. Die Stadt w urde auf vierzehn Inse l n erbaut, und in i hrer unmi t telbaren Na c hbarsch a ft befinden sich w eitere 25 000 Inse l n, die f a st a usn a hmslos mit kle i n e n Ferienhäusern übersät s i nd - die Wochen e ndd o m i zile der Stadtbevölkerung. Über breite A l l een und kl e ine Neb e nstraßen gelangte ich in den Norden der Innenstadt. Jede Straße w ar ges ä umt von sechsstöckig e n
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