Streit Ist Auch Keine Loesung
einem unerwarteten Stau auf dem Heimweg nach einem anstrengenden, langen Arbeitstag. Es geht über schulische Katastrophen der Kinder oder deren erste Mutproben – die leider im Krankenhaus enden –, über das lange Warten auf einen Laborbefund bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, die das Gesamtgefüge einer Partnerschaft bedrohen. All diese Ereignisse, so unterschiedlich sie auch sind, können Streit in einer Partnerschaft auslösen, sie müssen es allerdings nicht zwangsläufig.
Schwierige Lebenssituationen
Die Fähigkeit von Paaren, mit Stress fertig zu werden, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Manche Paare sind regelrechte Schönwetterpaare. Ohne äußere Belastungen – im Urlaub etwa – funktioniert die Beziehung perfekt. Doch sobald die Anforderungen der Arbeit und des Haushalts dazukommen, bricht das Unwetter schon los. Streit – dieser unliebsame Gast – erscheint, klopft heftig an die Tür und beide fragen sich: „Wie lässt sich das nur verhindern?“
Wie gut eine Partnerschaft ist, zeigt sich in schwierigen Situationen.
Wie gut eine Partnerschaft in Wahrheit ist, zeigt sich für die meisten Paare erst in wirklich schwierigen Situationen. Einer der Partner verliert seine Arbeit; die eigenen Eltern werden alt und pflegebedürftig; Kinder erkranken ernsthaft; ein Umzug bringt eine große Zahl von Veränderungen mit sich; eine Frühverrentung wirft die eigene Lebensplanung ebenso durcheinander wie den gewohnten Tagesablauf; Kinder kommen in die Pubertät und werden schwierig. Oder die lang geplante Rentenzeit mit „viel Erholung“, langen „Spaziergängen“ und viel Zeit fürs Lesen gerät schon bald zu einer Durchhängepartie, weil die Arbeit, die Kollegen und die Lust fehlen, morgens aufzustehen.
Das war jetzt nur eine kurze Auflistung möglicher Ereignisse, die eine Partnerschaft und ihren Zusammenhalt grundlegend auf die Probe stellen. Paarberater und Paartherapeuten wissen: Der Stress einer schwierigen Lebenssituation bedroht beinahe jede Partnerschaft irgendwann einmal. Jede längere Partnerschaft kann von ihm regelrecht zerrieben zu werden – wenn es dem Paar nicht gelingt, die auftretenden Probleme gemeinsam zu lösen.
|| | Einzelne Schwierigkeitensind noch kein Problem
„Viele Hunde sind des Hasen Tod”, sagt ein Sprichwort. Und so ist es wohl auch in Partnerschaften. Taucht eine einzelne Schwierigkeit auf und ist nur ein Partner betroffen, entsteht dadurch häufig noch kein Problem. Der andere hilft, unterstützt und stärkt den Rücken – bis die schwierige Situation gemeistert ist. So läuft es zumindest im Idealfall. Kommen aber mehrere Schwierigkeitenzusammen, addieren sich, geraten gar beide Partner in unruhiges Fahrwasser, kollabiert die Beziehung leicht unter dem von außen auf ihr lastenden Druck. Gehetzt von allzu vielen Feinden, gibt der Hase am Ende auf.
Stehen beide Partner unter Druck, spitzt sich die Situation bei vielen Paaren zu. Beide Partner erhoffen sich Rückhalt vom anderen. Beide empfinden sich als bedürftig. Beide wollen Unterstützung und Anerkennung durch den Partner. Und beide bekommen genau das nicht. Denn angesichts der Belastungen von außen brechen die Unterstützung und die Anerkennung des anderen zusammen. Oder um es noch einmal mit dem Bild des Partnerschaftskontos zu sagen: Beide Partner heben zwar unablässig hohe Geldbeträge ab, vermeiden aber strikt jedwede Einzahlung.
„Viele Hunde sind des Hasen Tod“ – das klingt logisch. Doch irgendetwas stimmt nicht an diesem Bild von dem Hasen und den Hunden. Warum findet der arme Hase denn nirgendwo Schutz? Einen sicheren Bau, sodass die Hunde ihm nichts mehr anhaben können? Warum muss er sich hetzen lassen von der gierigen Meute?
Wie finden Partner Schutz in schwierigen Situationen? Auf diese Frage hat die bekannte amerikanische Psychologin Judith Wallersteinmit ihren Forschungen eine interessante Antwort gefunden. Wallerstein hat als eine der Ersten schon Anfang der 90er-Jahre versucht herauszufinden, was glückliche von unglücklichen Paaren unterscheidet. Das war ein völlig neuer Ansatz. Bis dahin hatten sich Psychologen beinahe ausschließlich mit unglücklichen Partnerschaften beschäftigt und die glücklichen einfach links liegen lassen. Die kamen ja auch nicht in ihre Praxis!
Beschuldigen Sie sich nicht gegenseitig.
In ihrem Buch „Gute Ehen“ gibt Judith Wallerstein auf die Frage nach den Unterschieden zwischen glücklichen und unlücklichen Paaren eine spannende
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