Streit Ist Auch Keine Loesung
Gesprächganz oben stehen. Es ist eine Chance, sich als Paar in anderen Lebensbereichen gefühlsmäßig zu unterstützen und damit das Gefühl der Verbundenheit zu stärken. Das ist wichtiger als die Steuererklärung, die Wäsche und der Rasen. Lassen Sie die also warten. Und wenden Sie sich lieber Ihrem Partner zu.
Was tun, wenn der Partner den Sinn eines täglichen Gespräches nicht einsieht?
Kritisieren Sie ihn nicht. Werben Sie stattdessen für Ihr Anliegen! Lassen Sie nicht locker. Seien Sie beharrlich. Sagen Sie ihm deutlich, wie wichtig so eine Unterhaltung für Sie ist. Nehmen Sie sich Zeit, Ihren Partner nach seinem Tag zu fragen, wenn er von sich aus nicht viel erzählt. Wenn er merkt, dass er sich danach besser fühlt, wird er diese Gespräche schätzen lernen. Sie werden zu einer guten Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die die Zukunft Ihrer Beziehung sichert.
Gespräche sichern die Zukunft Ihrer Beziehung.
Alles spricht für das Gespräch – und doch, das zeigen Untersuchungen, meiden es viele Paare. Wie kann das sein? Der zentrale Grund hierfür ist, dass solche Unterhaltungen in der Vergangenheit frustrierend verlaufen sind. Paare unterlassen Gespräche, wenn sie bemerken, dass sie den Stress sogar noch erhöhen. Etwa dann, wenn der Partner nicht gut zuhört, wenn er Sie nicht ausreden lässt oder wenn er mit Kritik auf Ihre Erzählungen reagiert. Das alles gilt natürlich auch umgekehrt: Der Stress in Ihrer Beziehung steigt auch dann, wenn Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin nicht gut zuhören, wenn Sie ihn oder sie nicht ausreden lassen oder wenn Sie mit Kritikauf das Erzählte reagieren.
So ein Verhalten hat Folgen. Kurzfristig erhöht es zwar „nur“ den Stresspegelin der Beziehung. Schlimm genug! Langfristig aber sind die Folgen noch unangenehmer: Das Interesse am gemeinsamen Gespräch versiegt – und damit verödet die Beziehung.
Der Partner, der nicht gut zuhört, signalisiert auf diese Weise sein Desinteresse. Er zeigt, dass er nicht bereit ist, Zeit und Energie aufzuwenden, die beiden Bindemittel für zwischenmenschliche Beziehungen. Der Partner, der nicht gut zuhört, vergibt außerdem die Chance, den anderen zu unterstützen.
Das Gleiche gilt, wenn Ihr Partner Sie schnell unterbrichtoder sofort mit Kritik reagiert. Vielen Menschen fällt es gar nicht mehr auf, wie oft sie wichtige oder auch unwichtige Dinge besser wissenoder wie oft sie ihren Partner kritisieren. Beides aber ist alles andere als harmlos. Denn ein Zuviel an Kritik ist der zweite Übeltäter, der in einer Partnerschaft aus dem Hintergrund die Fäden zieht und ein Paar in Richtung Streit drängt.
Streitgrund Nr. 2: Zu viel Kritik
Ines und Markus sind in meinen Augen ein wirklich gutes Paar. Sicher – sie haben so ihre Probleme miteinander. Aber wer, bitte, hat die nicht? Nie aber stand ihre Beziehung in all den Jahren am Rande des Abgrundes. Ines und Markus taten immer wieder genau das, was nötig war und was in ihrer Macht lag, um ihre Liebe zu erhalten.
Destruktives Gesprächsverhalten
Zwischen einem glücklichen Paar – wie Ines und Markus – und einem unglücklichen gibt es manchmal nur sehr geringe Unterschiede. Auch ein unglückliches Paar streitet sich ab und zu und verträgt sich wieder. Auch das unglückliche Paar lacht über gemeinsame Urlaubserlebnisse, plant den Wochenendeinkauf oder den nächsten Kino- oder Theaterbesuch. Aber wenn ein unglückliches Paar nach Hause kommt, dann entspinnen sich oft frustrierende Wortwechsel, wie etwa:
„Carla hat heute wieder so komisch mit Barbara getuschelt“, sagt Doris zu Peter.
„Ach, du und diese Carla. Dass du deren Gequatsche aber auch so wichtig findest!“, sagt Peter, ohne von seiner Computerzeitschrift aufzuschauen.
Als Doris noch einmal nachsetzen will, wirft Peter genervt den Blick zum Himmel und murmelt: „Immer dieser Zickenkrieg bei euch im Büro.“ Damit ist für Peter der Fall erledigt und Doris schweigt zunächst einmal verärgert. Später geht sie dann zur Tagesordnung über. Mit Männern kann man eben nicht reden!
Es sind Szenen wie diese, aus denen der amerikanische Partnerschaftsforscher und Paartherapeut John Gottman seine unglaublich präzisen Prognosen über den Zusammenhalt oder das Zerbrechen einer Partnerschaft ableitet. Was für ein enttäuschender Wortwechsel! Das war zunächst einmal eine Kritik und damit das Gegenteil von Unterstützungund Den-Rücken-Stärken. Es folgte eine abwertende Geste von Peter – die Augen verdrehen
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