Streng vertraulich Kommissar Morry
Grund haben, seine Adresse zu verschweigen?“ fragte der Hausmeister verblüfft.
„Das kann man nie wissen.“
„Vermutlich haben Sie recht.“
„Ich muß Sie natürlich ausdrücklich bitten und ersuchen, den Fall streng vertraulich zu behandeln!“
„Gewiß, streng vertraulich“, murmelte mm der Hausmeister, „Sie können sich auf mich verlassen, Sir.“
„Danke, das ist alles.“
Conacro tippte gegen seinen Hut und verschwand.
Der Hausmeister schlurfte zurück in seine im Erdgeschoß des Apartment-Buildings gelegene Wohnung und überlegte, ob er richtig gehandelt hatte.
Diesem Mr. Conacro — wer immer er auch sein mochte — war offensichtlich sehr an seiner Kenntnis von Mr. Kinleys gegenwärtigem Aufenthaltsort gelegen. Hätte man nicht versuchen sollen, diesen Umstand auszunutzen und die zugesagte Belohnung in die Höhe zu treiben? Noch während der Hausmeister — dessen Name übrigens schlicht und einfach Smith lautete — über dieses Problem nachdachte, klingelte es abermals. Mr. Smith hastete zur Tür, getragen von der Hoffnung, daß der spendable Mr. Conacro mit einem weiteren Wunsch zurückgekommen sei.
Aber draußen stand ein Fremder — ein breitschultriger junger Mann mit hellen Augen und einem jungenhaften Grinsen im Gesicht.
„Ja, bitte?“ fragte Mr. Smith enttäuscht.
„Ich möchte Sie einen Augenblick sprechen, bitte“, meinte der junge Mann und produzierte einen Ausweis, den der Hausmeister nur allzu gut kannte. „Ich bin Leutnant Brown von der hiesigen Kriminalpolizei.“
„Treten Sie ein, Leutnant — wenn Sie erlauben, gehe ich voran.“ Mr. Smith schlurfte durch den Flur und öffnete dann die Tür zum Wohnzimmer. „Bitte, Leutnant.“
Dick trat ein. Er ging ohne Umschweife auf sein Ziel zu. „Sie hatten gerade einen Besucher.“
„Einen Besucher?“ echote Mr. Smith schwach. Er hatte das enttäuschte Gefühl, daß das von Conacro in Aussicht gestellte Fünfzig-Dollar-Geschäft bereits jetzt und hier in die Brüche gehen würde.
„Ja, Mr. Conacro“, sagte Dick lächelnd.
„Ach so — Sie kennen ihn?“
„Flüchtig. Was wollte er hier?“
„O, nur ein paar Auskünfte über einen Mieter. Ich konnte ihm leider nichts sagen, denn der Mieter ist seit ein paar Tagen unterwegs — “
„Um welchen Mieter handelt es sich?“
„Um Mr. Kinley, Sir. Er hat ein Appartement in der dritten Etage — ein sehr guter, pünktlicher Zahler!“
„Und welcher Art waren die Auskünfte, die Mr. Conacro wünschte?“
„Ihn scheint zu interessieren, wo Mr. Kinley sich augenblicklich aufhält.“
„Das konnten Sie ihm nicht sagen?“
„Nein, Sir.“
„Wovon lebt Mr. Kinley?“
„Das weiß ich nicht genau, Sir.“
„Er muß doch einen Beruf haben!“
„Ich glaube, er vermittelt gelegentlich Grundstücke — so viel ich weiß, bezeichnet er sich als Makler. Er hat hier im Hause aber kein Büro.“ „Er ist vermutlich mit Miß Britton befreundet?“
„Das ist mir nicht bekannt, Sir. Natürlich empfängt er gelegentlich Damenbesuch, aber ich habe keine Ahnung, wie seine Freundin heißt.“
„Lesen Sie denn keine Zeitung? Miß Brittons Bild war erst vor ein paar Tagen darin abgebildet.“
„In welchem Zusammenhang, Sir?“
„Auf die junge Dame wurde ein Mordanschlag verübt. Sie stand am Fenster ihrer Wohnung, als von dem gegenüberliegenden Gebäude, einem Lagerhaus, auf sie geschossen wurde.“
„Jetzt erinnere ich mich, Sir. Irgendwie kam mir das Gesicht bekannt vor, aber ich konnte nicht gleich sagen, wo ich es schon einmal gesehen hatte. Ja — die junge Dame, die manchmal zu Mr. Kinley kommt, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mädchen auf dem Foto — aber ich möchte nicht beschwören müssen, daß es tatsächlich die gleiche ist.“
„Pressefotos sind oft alt und unscharf. Hier war es nicht yiel anders. Ich will versuchen, Ihnen die Dame zu beschreiben — “ Er gab einen kurzen, detaillierten Bericht von Patricia Brittons Aussehen. Der Hausmeister nickte. „Kein Zweifel — das ist Mr. Kinleys Freundin!“ sagte er.
„Sie wissen also nicht, wo Mr. Kinley sich aufhält?“
„Nein, Sir — aber ich erwähnte bereits Mr. Conacro gegenüber, daß Kinley mit dem Zug oder dem Flugzeug verreist sein muß. Sein Wagen steht nämlich noch in der Garage.“
„Sie besitzen doch gewiß einen Zweitschlüssel zu seiner Wohnung?“
„Ja, Sir — aber ich bin nicht befugt, Sie einzulassen. Sie müßten schon einen Haussuchungsbefehl vorweisen
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