Stressfrei arbeiten
Nichts passiert. Immer schneller kommt der Punkt, an dem ich nicht mehr bitte, sondern brülle. Sie schreit zurück. Wir streiten entweder oder sagen nichts zueinander. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Aber ich kann mir nicht alles bieten lassen. Ich kann nichts dafür, wenn sie so mit mir umgeht.“
Wenn wir stets das Gleiche, Nicht-Zielführende tun, hält uns diese Situation stabil gefangen. Albert Einstein bringt es gut auf den Punkt: „Wahnsinn ist, in immer der gleichen Weise zu verfahren und dabei auf neue Ergebnisse zu hoffen.“
Beispiel
Herr K. berichtet: „Es ist immer so, wenn ich Frau S. sehe, dass mir dann sofort der Kamm schwillt. Diese Frau ist ein rotes Tuch für mich. Sie regt mich schon auf, wenn sie den Mund aufmacht! Wir können einfach nicht miteinander und geraten deshalb regelmäßig aneinander.“
Klar erkennbar: Dieses Verhalten ist weder vorteilhaft noch besonders komfortabel. Wir wissen genau, worauf es hinauslaufen wird. Und doch tun wir immer wieder ungerührt genau das, was uns immer wieder in die Bredouille bringt. Im Beispiel von Herrn K. ist das: sich reizen lassen, sich aufregen, mit dem nächsten Clinch rechnen und sich damit abfinden. Wir nehmen selbst keinen Einfluss auf die Situation, um sie zu verbessern oder zu entschärfen. Wir bedauern uns und hadern. Und genau dieses Gefühl des Ausgeliefert-Seins erzeugt Ohnmacht. Wiederholen wir diese Verhaltensweisen oft genug, fühlen wir uns irgendwann in der Rolle des Opfers.
Die Opferhaltung
In die Rolle des Opfers bringt sich, wer einem Umstand oder einem anderen Menschen die Schuld an etwas gibt. Ursachen für ein Problem werden außerhalb der eigenen Person gesehen und gesucht. Bei dieser Sichtweise wird das eigene Verhalten kaum reflektiert und schon gar nicht verändert. DieWelt wird aufgeteilt in Verursacher und Opfer – wobei die anderen die Verursacher sind und wir das leidgeplagte Opfer.
Andere zerstören unsere Gelassenheit?
Diese Verursacher trampeln nur so in unserem Leben herum. Natürlich ist es dann aus mit der Gelassenheit. Wie sollen wir auch ruhig bleiben, wenn andere nerven, uns auf die Palme bringen und mit uns machen, was sie wollen? Das ist genau der Punkt, an dem der Glaube entsteht, dass wir nur dann ein gelassenes Leben führen können, wenn andere Menschen oder günstige Umstände uns das gestatten. Logischerweise hängt die Gelassenheit dabei an einem seidenen Faden: Denn wir haben mit dieser gedanklichen Haltung überhaupt keinen eigenen Einfluss darauf. Fest steht: „Die anderen sind schuld.“ Selbstverständlich müssen wir daran nichts verändern. Wir sollten uns dann nur nicht mehr wundern, dass wir einfach nicht gelassener werden.
Beispiel
Frau J. berichtet von ihrem Arbeitsplatz: „Ich betreue mehrere Projekte gleichzeitig sowie die telefonische Hotline. Glauben Sie, dass meine Kollegen darauf Rücksicht nehmen würden? Dass sie nachsichtiger wären, wenn ich Termine nicht halten kann? Ich kann mich zerteilen und dann kommt noch immer keiner auf die Idee, mir zu helfen. Jeder kümmert sich nur um seine Angelegenheiten. Meine Assistentin bewegt sich keinen Schritt schneller, obwohl sie genau sieht, wie sehr ich im Stress bin. Oder mein Chef, glauben Sie, der würde mich entlasten und die Arbeit mal anders verteilen? Wie sollte ich dabei noch gelassen bleiben?“
Die vorliegende Erwartungshaltung bei Frau J. ist, dass andere etwas tun müssen, damit ihr Wohlbefinden und ihre Gelassenheit erhalten bleiben. Somit entsteht ein fataler Denkfehler: „Wenn andere Personen mich nicht entlasten, kann ich unmöglich gelassen sein.“
Sind es wirklich die anderen?
Doch für unsere Gelassenheit sind ausschließlich wir selbst verantwortlich. Nur wir können dafür sorgen, dass wir besonnen werden oder bleiben. Das kann kein anderer für uns tun. Ebenso wenig kann ein anderer unsere Gelassenheit zerstören.
Wichtig
Ob andere unsere Erwartungen erfüllen, können wir nicht beeinflussen. Wir können nur Wünsche oder Bitten äußern. Was wir aber beeinflussen können, ist unser Denken und Verhalten. Das Fundament für Gelassenheit liegt in unserem Kopf!
Typische Reaktionsmuster
Wird innerer Druck aufgrund von Ärger, Stress oder Angst zu hoch, entsteht der natürliche Wunsch, ihn loszuwerden. Deshalb müssen wir uns von Zeit zu Zeit ab-reagieren. Die Opferhaltung lässt zwei gängige, reaktive Verhaltensweisen entstehen: Offensive oder Defensive.
Variante 1: die Offensive – sich
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