Striptease: Roman (German Edition)
Anwaltskammer von Florida war nicht gerade dafür bekannt, irregeleitete Mitglieder schnell und entschlossen zu verfolgen.
Der Mann sagte: »Wir erhielten einen Tip. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.« Er reichte ihr eine Visitenkarte. »Wenn Sie etwas von ihm hören sollten, dann überreden Sie ihn, schnellstes zurückzukehren und den Schaden wiedergutzumachen. Je länger er weg ist, desto schlimmer ist es am Ende.«
Beverly fühlte sich verlassener als je zuvor. »Was erzähle ich denn den Leuten über die geschlossene Praxis? Was soll ich an die Tür hängen?«
Der Mann von der Anwaltskammer klappte seinen Aktenkoffer zu und ließ die Messingschlösser zuschnappen. »Wir empfehlen ›Wegen eines Todesfalls in der Familie‹. Die meisten Klienten verlangen dann nicht mal eine Aufklärung.«
Sie zogen von der Bar in Orlys Büro um: Orly, Al García, Shad und Erin. Angela blieb mit einer der vollständig bekleideten Moniques in der Garderobe.
García hatte Orly in die Enge getrieben. »Ich möchte mehr über die Telefonanrufe erfahren.«
»Ich auch«, sagte Erin.
»Irgendein Typ, den ich nicht kenne.« Orly schlürfte ein Dr. Pepper. »Er erkundigte sich nach einem bestimmten Gast.«
»Jerry Killian.«
»Ja, was soll’s schon. Es gab auf der Bühne eine Schlägerei, und dieser Killian saß unter den Zuschauern, als würde ich darauf achten. Ein Mann ruft an, und ich erzähle ihm, was er wissen will.«
»Woher kannten sie Killians Namen?«
»Kreditkartenquittungen«, antwortete Orly. »Wie dem auch sei, also dieser Typ, der da anrief, bat mich, ihm Bescheid zu sagen, falls der Gast wieder auftauchen sollte.«
Als García nickte. »Weshalb waren Sie einverstanden?«
»Weil ich an meine Lizenz denken muß, und dieser Kerl meinte, er könne mir Schwierigkeiten machen. Er sagte, er arbeite für einen Kongreßabgeordneten. Na ja... ein paar Tage später tauchte Killian wieder auf. Diesmal blieb er draußen und hing bei Erins Wagen herum. Ihr erinnert euch, oder?«
Shad und Erin nickten gleichzeitig.
»Sehen Sie«, fuhr Orly fort, »ich kann es nicht zulassen, daß Gäste meine Tänzerinnen belästigen. Der Typ am Telefon versprach, er werde dafür sorgen, daß es nie wieder passiert. Das war’s. Ende der Story. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört, bis heute.«
García hatte sein Notizbuch gezückt, aber er schrieb nicht viel. »Warum verraten Sie mir nicht den Namen des Mannes?«
»Weil Sie es offenbar nicht begreifen. In meinem Geschäft kann ich keinen Verdruß brauchen. Ich muß auf meine Ausschanklizenz aufpassen.«
Erin erklärte Orly, daß Killian ermordet worden sei.
»Scheiße«, sagte Orly und sog zischend die Luft ein. Er sah García fragend an. »Sind Sie deshalb hier?«
»Wie scharfsinnig von Ihnen. Und jetzt nennen Sie mir endlich den verdammten Namen.«
Orly sah aus wie ein in die Enge getriebenes Wild. »Vielleicht sollte ich erst mal mit meinem Anwalt reden. Und Sie kommen morgen noch mal her.«
García zuckte die Achseln. »Wenn ich morgen wieder herkommen muß, bringe ich ein paar Jungs von der Schnapsbehörde mit. Klar? Dann machen wir den Laden zu, chico .«
»Mistkerl.« Orly fühlte sich ausgelaugt und wurde unvorsichtig.
Shad schaltete sich ein. »Mr. Orly, Sie sollten es lieber tun. Das ist keine leere Drohung.«
Al García trommelte mit einem Kugelschreiber auf seinem Knie. »Der Punkt ist, daß Erins Leben in Gefahr ist. Ich habe ihr geraten, die Stadt zu verlassen, aber es gibt einige Komplikationen.«
Der neue Richter hatte Erin verboten, Angela über die Grenzen Floridas zu bringen. »Solange ich sowieso hier festhänge, kann ich genausogut arbeiten«, sagte sie, »zumal ich pleite bin.«
Orlys Verwirrung nahm zu. »Wer will dich denn umbringen? Ich meine abgesehen von deinem Ex.«
Jemand klopfte an die Tür, und bevor Orly öffnen konnte, stürzte Sabrina herein. Sie trug ein dünnes ärmelloses T-Shirt und ein pinkfarbenes Bikinihöschen. Sie war mit einer gelblichen Masse bespritzt, die Erin resigniert als süßer Mais mit Sahne identifizierte. Vereinzelte Maiskörner klebten auch in Sabrinas platinblonder Perücke, die sie in einer Hand hielt.
»Ich kann das nicht!« jammerte sie.
»Später«, sagte Orly. »Wir haben hier eine Besprechung.«
»Aber mir ist das Zeug in die Nase geraten...«
»Später, sage ich.«
Die Tänzerin rannte wieder hinaus. Eine kurze Stille folgte. Schließlich sagte Orly: »Erin ist die beste von der ganzen
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