Striptease: Roman (German Edition)
erklärte Darrell Grant.
»Für mich klang das aber nicht nach einem Scherz.« Der Streifenbeamte zog Darrells Arme nach hinten und legte ihm die Handschellen an.
»Sie machen einen Riesenfehler. Ich arbeite nämlich für diese Jungs.«
»Tatsächlich? Haben die Ihnen etwa gesagt, den weiten Weg bis hierherzukommen und Miss Brillsteins Rollstuhl zu stehlen?«
Der Polizist brachte Darrell Grant in die Arrestzelle und sagte, jemand vom Büro der Pflichtverteidiger werde später vorbeikommen, um sich mit ihm über ein Teilschuldgeständnis zu unterhalten.
Darrell Grant fand einen freien Platz auf einer Stahlpritsche zwischen zwei schlafenden Säufern. »Sie sagen mir Bescheid, wenn Merkin zurückruft«, bat er den Streifenpolizisten.
»Am Sankt-Nimmerleins-Tag.«
»Ich arbeite für den gottverdammten Sheriff in Broward County!«
»Das muß aber schon lange her sein«, grinste der Cop und verschwand.
Darrell Grant wiegte sich unglücklich auf seiner Pritsche, knirschte mit den Zähnen und kratzte seine Hände. Bluffte Merkin, oder hatten sie ihn tatsächlich abgeschrieben? Schlimmer noch, hatten sie Erins Anwalt wirklich sein Vorstrafenregister zukommen lassen? Darrell konnte nicht glauben, daß die Detectives solche Schweine waren. Er mußte zurück nach Lauderdale, um die Lage zu sondieren. Unterdessen brauchte er etwas, um seinen Kopf klar zu bekommen und seine Nerven zu beruhigen. Er fragte die anderen Gefangenen, wo er sich irgendwelchen Stoff besorgen konnte, aber sie waren nicht besonders hilfsbereit.
Ein stämmiger Rothaariger mit zwei Kobratätowierungen auf den Armen redete ihn schließlich an. »Hey, Freundchen, stimmt es, daß du einem Krüppel den Rollstuhl geklaut hast?«
»Ich wußte nicht, daß die Frau behindert war«, quakte Darrell. »Ich habe geglaubt, sie sei nur alt.«
Das Altersheim in Palm Lake – er hatte den Coup ziemlich geschickt durchgezogen, wenn man bedachte, daß er immer noch ein wenig weggetreten war, nachdem die Nutte ihn niedergeschlagen hatte …
Mittagszeit. Die Krankenschwester, eine hübsche Filipina, fuhr Miss Elaine Brillstein die Auffahrt zum Kleinbus hinunter. Die Schwester plapperte in einem fort, während Miss Brillstein in die Sonne blinzelte und einen fusseligen weißen Pullover festhielt, der auf ihrem Schoß lag. ’ntschulden Sie, meine Damen. Wer ist das? hatte Miss Brillstein gefragt und heftiger geblinzelt. Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen helfen? Wie nett, hatte Miss Brillstein gesagt, vielen Dank. Ich mach schon mal die Tür auf. Halten Sie doch bitte meinen Pullover fest. Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Nein, was für ein netter junger Mann …
Kaum saß Miss Brillstein in dem Bus – die Krankenschwester war halb drin und halb draußen und mühte sich mit dem Sicherheitsgurt der alten Dame ab – schnappte Darrell Grant sich den Rollstuhl und rannte los. Zwei Straßen weiter blokkierte die Bremse, und Darrell flog genau vor einer Schule über den Rollstuhl. Ein schwarz-weißer Wagen parkte auf dem Mittelstreifen und blitzte Raser. Darrell Grant konnte sein verdammtes Pech überhaupt nicht fassen.
Der rothaarige Gefangene mit den Schlangen auf den Armen redete weiter. »Der Cop sagte, die alte Frau habe Kinderlähmung gehabt.«
Darrell Grants Augen fühlten sich wund und geschwollen an, und er verspürte den unwiderstehlichen Drang zu schlafen. »Ich dachte, die Kinderlähmung sei ausgemerzt«, sagte er.
Der Rothaarige kam näher. »Meine Tante hat Kinderlähmung.«
»Ah ja?« sagte Darrell. »Heißt sie vielleicht Brillstein?«
»Nein.«
»Dann kümmere dich um deinen eigenen Mist.« Ohne seine Drogen war Darrell oft auf das gesamte Universum sauer.
Der Rothaarige meinte: »Ich wette, du siehst in einem Rollstuhl richtig gut aus.«
»Nicht so gut wie du«, sagte Darrell Grant, »mit einem einen halben Meter langen Eselsschwanz im Arsch.«
Später, als er im Bezirkskrankenhaus aufwachte und feststellte, daß man sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihn mit den Handschellen an die Tragbahre zu fesseln, beglückwünschte Darrell Grant sich zu einem solch kühnen und brillanten Plan.
In Süd-Florida war das Verschwinden eines Anwalts gewöhnlich keine Schlagzeilen wert. Es geschah oft genug, und zwar meistens in Verbindung mit dem Diebstahl irgendwelcher Mandantengelder. Der Mann von der Anwaltskammer benutzte den Begriff »Unterschlagung«, als er Beverly das Szenario beschrieb.
»Wieviel?« fragte die Sekretärin.
»Ungefähr
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