Striptease: Roman (German Edition)
beobachtete mit starrem Blick die Hausfront. Als der Detective zum Wagen kam, entdeckte er auf dem Armaturenbrett eine kleine Pistole. Auf dem Rücksitz lag Angela und verhielt sich so still wie eine Porzellanpuppe.
García bat Erin, die Waffe wegzustecken. Sie deutete auf das Fenster im zweiten Stock und sagte: »Das Licht im Schlafzimmer brennt.«
»Sie haben es nicht brennen lassen?«
»Nein«, antwortete Erin. Sie hatte alle Lampen ausgeknipst, bevor sie zur Arbeit gefahren war. Es war eine alte Gewohnheit. Die Stromrechnungen waren mörderisch.
Sie beobachteten das Fenster und warteten auf einen Schatten. Nichts rührte sich hinter den halb zugezogenen Vorhängen.
»Geben Sie mir die Schlüssel«, sagte García.
»Wahrscheinlich ist die Tür offen.«
»Und die Pistole, bitte.«
Erin reichte ihm die Schlüssel und die.32er. »Sie ist gesichert«, sagte sie.
»Danke. Wenn irgend etwas passiert, dann stützen Sie sich auf die Hupe.«
Die Haustür war verschlossen. Der Detective öffnete sie behutsam und schlüpfte hinein. Mehrere Sekunden lang geschah nichts. Es war, als sei Al García von der Dunkelheit verschluckt worden. Erin behielt die Fenster im Auge und wappnete sich gegen das Geräusch eines gedämpften Pistolenschusses, aber alles, was sie hörte, waren Angelas ruhige Atemzüge auf dem Rücksitz. Schließlich wurde es hinter den anderen Fenstern hell, eins nach dem anderen, als García von Zimmer zu Zimmer ging. Als er wieder in der Haustür erschien, bedeutete er Erin zu kommen.
Die Wohnung sah unberührt aus. Der Detective begleitete sie und Angela durch die Küche und das Wohnzimmer die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Nichts schien zu fehlen.
Dann habe ich mich wohl geirrt, dachte Erin. Ich hab tatsächlich die verdammte Lampe selbst brennen lassen.
»Ist das alles, was Sie besitzen?« fragte García.
»Angie und ich reisen mit leichtem Gepäck.« Es war ein seltsames Gefühl, den Detective in ihrem Schlafzimmer zu sehen. Erin bemerkte, wie er lächelnd die Rockplakate an den Wänden betrachtete.
Sie sagte: »Ich spare für einen van Gogh.«
»Mir gefällt es so.«
Angela rannte durch die Diele und kam mit einem mit Wachsmalstiften gemalten Bild zurück. »Das habe ich selbst gemacht«, sagte sie und hielt es García hin.
»Was für ein schöner Hund.«
»Nein, das ist ein Wolf. Von Tante Rita.« Angela fuhr mit einem Finger an den Umrissen entlang. »Sehen Sie den buschigen Schwanz? Und das da unter dem Baum sind die Babywölfe.«
»Richtig«, sagte der Detective. »Wölfe.«
Erin nahm ihm das Bild aus der Hand. »Das ist Darrells Familie. Ich brauche ein Aspirin.«
Das Badezimmer war der letzte Raum, wo sie mit Spuren eines Eindringlings gerechnet hätte. Zuerst bemerkte sie es gar nicht. Sie holte ein Fläschchen Advil-Tabletten aus dem Arzneischrank und schluckte drei Stück. Als sie vor dem Waschbecken stand und in den Spiegel blickte, spürte Erin, daß etwas nicht so war, wie es sein sollte. Sie wandte sich um, und da sah sie es.
»Mein Gott«, flüsterte sie. Ein eisiges Frösteln lief über ihren Nacken.
García trat ein. Erin bat ihn, sich den Duschvorhang anzusehen, der über der Badewanne aufgezogen war.
»Sie haben ihn nicht so hinterlassen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Niemals.«
Angie zwängte sich zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch und sagte: »Wegen Schimmel.«
»Stimmt«, bestätigte ihre Mutter. »Es bildet sich Schimmel, wenn man ihn dauernd zusammengeschoben läßt.«
García lächelte. »Ich lerne jeden Tag etwas Neues.«
Erin brachte Angie zu Bett, dann durchsuchten sie und der Detective den Arzneischrank, die Regalfächer, den Schminktisch. Nichts fehlte oder war in Unordnung, dennoch war Erin sicher, daß jemand in dem Raum gewesen war.
Aber es war nicht Darrell Grant gewesen. Er wäre niemals eingedrungen und wieder verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen; sein Ego ließ kein anonymes Eindringen zu. Nein, Darrell hätte irgendeinen persönlichen Gegenstand zerstört und offen liegenlassen.
Erin saß am Rand der Badewanne und betastete den Duschvorhang, als enthielte er einen Hinweis.
»Merkwürdig«, sagte García. »Das war kein gewöhnlicher Einbrecher.«
»Ich kann es mir nicht leisten, schon wieder alles zusammenzupacken und umzuziehen. Ich kann einfach nicht.«
García lehnte sich gegen das Waschbecken. Er gierte nach einer Zigarre. »Ich möchte bloß wissen, was er wollte«, sagte er.
Erin sagte, sie sei zu müde, um
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