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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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    »Ein einziges Mal noch«, entschied der Detective. »Ich habe eine Idee, die vielleicht weiterhilft. Erzählen Sie mir, was Sie alles tun, bevor Sie zur Arbeit fahren.«
    »Ich bitte Sie«, protestierte Erin.
    »Es ist mein Ernst. Jeder Mensch folgt einer bestimmten Routine, wenn er morgens aufsteht. Verraten Sie mir Ihre.«
    »Ich würde sagen, der Höhepunkt ist die Reinigung der Zähne.«
    »Egal. Gehen Sie jeden Punkt durch.«
    Erin erklärte sich aus reiner Erschöpfung dazu bereit. »Nun, zuerst dusche ich, wasche die Haare und rasiere meine Beine. Dann möble ich meine Fingernägel und Fußnägel auf... Moment mal.« Sie schaute auf die Fensterbank, wo ihre Badeutensilien aufgereiht standen.
    »Mein Gott, das ist ja furchtbar. Jetzt weiß ich, was fehlt.« Sie richtete sich zitternd auf. »Angela kann nicht hierbleiben«, sagte sie, »auch nicht eine weitere Nacht.«
    Der Detective legte ihr einen Arm um die Schultern. »Verraten Sie mir, was sie mitgenommen haben.«
    »Sie werden es nicht glauben«, flüsterte Erin. »Ich glaube es nicht mal selbst.«

21. KAPITEL
     
    Der Kongreßabgeordnete lag auf dem Bett, trug einen schwarzen Cowboyhut, ein weißes Handtuch um die Hüften geschlungen und ein Paar Stiefel aus grünem Eidechsenleder.
    Die Operationsnarbe auf seinem Brustbein pulsierte im ultravioletten Licht wie ein Wurm.
    »Was haben Sie jetzt getan?« fragte Erb Crandall.
    »Mich in Stimmung gebracht.« David Dilbeck schlug die Augen auf. »Haben Sie bekommen, was ich haben wollte?«
    »Ja. Wo ist Ihre Frau?«
    »An Äthiopien, mit Empfehlung der Unicef. Dann Paris und vielleicht Mailand. Gefällt Ihnen das Licht?«
    »Es weckt Erinnerungen.«
    »Pierre fand die Lampen in einem Alternativladen im Grove. Lassen Sie mal sehen, was Sie haben, Erb.«
    Crandall ging tastend durch den blauvioletten Lichtschein. Er sagte: »Herrgott, Sie sollten sich mal selbst sehen.«
    Mit Taschentüchern hatte der Kongreßabgeordnete einen Arm und beide Füße an den Bettpfosten gebunden. Oberhalb der Stiefel glänzten seine blassen Schienbeine, als seien sie lackiert worden.
    »Vaseline«, erklärte Dilbeck. »Zuerst habe ich sie in der Mikrowelle angewärmt – man nimmt am besten die Einstellung für Saucen.« Erb Crandalls angeekelter Gesichtsausdruck ließ ihn hinzufügen: »Das passiert, wenn Sie mich nicht rausgehen und spielen lassen.«
    »David«, sagte Crandall ruhig, »sagen Sie mir, daß Sie getrunken haben.«
    »Nicht einen Tropfen.«
    Er ist verrückt, dachte Crandall und fragte sich, was der Vorsitzende der Demokratischen Partei Floridas wohl sagen würde, wenn er den Kongreßabgeordneten in diesem Moment sehen könnte.
    Dilbeck streckte seinen freien Arm aus. »Kommen Sie schon. Ich habe den ganzen Abend darauf gewartet.«
    Crandall ließ das, was er aus der Wohnung der Stripteasetänzerin gestohlen hatte, in Dilbecks offene Hand fallen. Der Kongreßabgeordnete verrenkte sich auf dem Bett, als er den verbotenen Schatz begutachtete: ein rosafarbener Einwegrasierer.
    »Ist das wirklich echt?«
    »Direkt aus ihrem Badezimmer«, sagte Crandall teilnahmslos.
    Dilbeck drehte den Rasierapparat zwischen den Fingern. Mit einem Ausdruck der Erregung sagte er: »Ich wette, sie hat ihn heute morgen benutzt.«
    »Kann ich nicht feststellen.«
    »Ich kann die kleinen Haare sehen.«
    »Seien Sie vorsichtig, Davey.« Bei seinem Glück würde dieser dämliche Trottel sich noch die Pulsadern aufschneiden.
    Dilbecks Brust hob und senkte sich heftig. »Erb, mögen Sie Garth Brooks?«
    »Ist das der, den Sie darstellen?«
    Dilbeck lächelte verträumt. »Meine Stiefel sind voll Vaseline.«
    Nun, dachte Crandall, genug ist genug. Er holte eines der Einbruchswerkzeuge aus der Tasche – einen kleinen Schraubenzieher – und berührte mit der Spitze Dilbecks Hals. Der Kongreßabgeordnete schien überrascht zu sein, aber nicht unbedingt ängstlich.
    Crandall sagte: »Ich würde uns beiden damit einen ungeheuren Gefallen tun.«
    »Erb, bitte, das ist ein völlig harmloser Sport.«
    »Sie sind ein kranker Irrer.«
    Dilbeck sah ihn strafend an. »Unterlassen Sie das auf der Stelle.«
    »Ich bin nicht in die Politik gegangen, um für einen perversen alten Scheißer wie Sie den Zuhälter und Dieb zu spielen. Ob Sie es glauben oder nicht, ich hatte mal Ideale.«
    Crandall übertrieb stark, denn er war kein Mensch mit Idealen, sondern mit Instinkten. Er war von der günstigen Gelegenheit angelockt zur Politik gekommen,

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