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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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erwarten. Das von ihm gewünschte Großfeuer wäre visuell sicherlich weitaus befriedigender gewesen, aber es hätte die Ling-Brüder nicht aus dem Geschäft gedrängt. Sie hätten einfach mit dem Geld der Versicherung alles neu aufgebaut und wahrscheinlich Verbesserungen vorgenommen – ein neuer Baldachin, neue Inneneinrichtung, neue Musikanlage. Orly gefiel diese Aussicht überhaupt nicht, und er entschied sich als Alternative für die Rattenplage. Zeitungsmeldungen von Ungezieferverseuchung wären für die Flesh Farm tödlich.
    Die Fernsehteams schlugen die Polizei um fünf Minuten. Auf der Bühne kniete eine bildschöne nackte Brasilianerin und schlug auf einen leblosen Fellappen ein. Ihre Waffe war ein ordinärer Stöckelschuh. Mit jedem Hieb schwangen die Brüste der Tänzerin im Takt hin und her, genauso wie Kirchenglocken. Shad fragte sich, wie die Fernsehleute das Videoband schneiden würden, um es in den Elf-Uhr-Nachrichten senden zu können.
    Er schlenderte auf den Parkplatz, um die Ankunft der Streifenwagen zu beobachten. Bei neun hörte er auf zu zählen. Eine ganze Busladung Waisenkinder könnte von einer Brücke stürzen, und man bekäme bei weitem nicht so viele Polizisten zu sehen. Shad grinste; nichts aktivierte die Kavallerie so schnell und gründlich wie Stripperinnen in Not.
    Eine der Tänzerinnen, eine zierliche Brünette, erkannte Shad in der Menschenmenge und sprach ihn an: »Sie arbeiten doch ein Stück die Straße runter.«
    »Bis heute ja.«
    »Ich habe vor zwei Monaten bei Ihnen vorgetanzt. Damals hieß der Laden noch Eager Beaver.«
    Shad sagte, er erinnere sich schwach, obgleich das nicht der Wahrheit entsprach. Die Tänzerin streifte sich ein langes rosafarbenes Sweatshirt über ihr durchsichtiges Bühnenkostüm. Shad fand sie außerordentlich attraktiv. Mehr und mehr verehrte er Frauen, die bekleidet waren.
    Die Brünette bemerkte den Kopfkissenbezug. »Was haben Sie denn da?«
    »Eine Boa constrictor«, antwortete Shad. »Wollen Sie sie haben?«
    »Wofür?«
    »Für Ihre Bühnennummer.«
    Die Brünette verneinte und meinte, eine Schlangentänzerin in der Stadt reiche.
    »Aber Lorelei ist weg«, informierte Shad sie. »Es gibt eine riesige Marktlücke.«
    »Ich weiß nicht, ich bin nicht gerade scharf auf Schlangen.«
    »Wer ist das schon?« Er reichte ihr die Boa im Kissenbezug. »Überlegen Sie es sich«, sagte er. »Denken Sie sich eine Nummer aus.«
    Er kehrte ins Tickled Pink zurück und meldete Orly, daß die Ratten ein Riesenerfolg seien. Orly erwiderte, das habe er sich fast gedacht. Der Club füllte sich mit Gästen, die aus der Flesh Farm vertrieben worden waren. Orly wollte wissen, ob Urbanas Ehre gerächt worden sei, und Shad erzählte ihm die Geschichte vom kleineren Ling. Orly lachte so heftig, daß ihm Cream Soda aus der Nase lief.
    »Diese Scheißkerle«, sagte er glucksend, »sind am Ende.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Shad und wandte sich ab.
    Orly bat ihn, mal an Tisch vier nachzusehen. »Dort sitzen ein paar angekokste Dachdecker. Einer von ihnen hat einen Dildo mitgebracht.«
    Shad sagte: »Ich muß mich um Erin kümmern.«
    »Von wegen. Du hast heute Dienst.«
    »Nein, Mr. Orly, mir reicht es jetzt.« Er flankte über die Bartheke, öffnete die Registrierkasse und entnahm ihr vierundsechzig Dollar. »Mein Lohn für gestern«, sagte Shad und fächerte die Geldscheine auseinander. »Das von heute war gratis.« Er schob sich das Camus-Taschenbuch in den Hosenbund.
    »Mann, laß mich nicht im Stich«, flehte Orly.
    »Es wird Zeit.«
    »Was zum Teufel soll das heißen? Es wird Zeit für was?« Orly versperrte Shad den Weg. »Willst du eine Gehaltserhöhung? Ist das deine Methode, mehr aus mir herausholen zu wollen?«
    Shad legte die Hände auf das weiche Fleisch von Orlys Schultern. »Ich ersticke in dieser Welt«, sagte er.
    »Mal ganz im Ernst«, sagte Orly und befreite sich aus Shads Griff. »Ein ganzer Laden voller Muschis, und du erstickst? Nimm’s mir nicht übel, wenn ich nicht zusammenbreche und zu heulen anfange.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, Mr. Orly. Ich habe zuviel gesehen.«
    Orly schlug vor, er solle Urlaub machen. Shad könne eine Woche freinehmen, auf die Inseln fliegen und rund um die Uhr bumsen. Shad schüttelte den Kopf. »Eine Woche reicht nicht.«
    »Dann von mir aus zehn Tage.«
    »Sie verstehen nicht, Mr. Orly. Ich muß total aussteigen. Ich habe jeglichen Sinn für Wunder verloren.«
    »Oh, um Himmels willen«, sagte Orly. Er ging mit

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