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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Unternehmen befanden sich tatsächlich in Familienbesitz, aber die Familienangehörigen kamen nur selten mit dem eigentlichen Ackerland in Berührung. Für die meisten bestand der direkte Kontakt mit dem eigentlichen Produkt darin, daß sie Zuckerwürfel in den Kaffee plumpsen ließen, den sie im Banker’s Club tranken. Die Sprößlinge der Zuckerrohrpflanzer betraten niemals ein in brütender Hitze kochendes Zuckerrohrfeld, wo es am Boden von Schlangen und Insekten wimmelte. Statt dessen wurde die brutal harte Erntearbeit den jamaikanischen und dominikanischen Wanderarbeitern überlassen, denen schändlich niedrige Löhne dafür gezahlt wurden, daß sie den ganzen Tag unter glühender Sonne ihre Macheten schwangen.
    So war es schon seit einer Ewigkeit, und Männer wie Malcolm Moldowsky hatten deswegen keine schlaflosen Nächte. Seine Aufgabe – eine unter vielen – bestand darin, zu gewährleisten, daß die Subventionsanträge der Zuckerindustrie das Repräsentantenhaus ohne Schwierigkeiten passierten. Um das zu erreichen, brauchte Moldowsky Senatoren und Abgeordnete, die den Farmern wohlwollend gesinnt waren. Glücklicherweise war Sympathie in Washington immer noch sehr einfach zu kaufen; Wahlkampfspenden reichten dazu gewöhnlich aus.
    Auf diese Weise bekam Moldowsky stets die notwendigen Stimmen zusammen. Das war kein Problem. Aber die Stimmen nutzten nichts, wenn der Zuckererlaß nicht vom Ausschuß verabschiedet wurde, und dieses Jahr stritt der Kongreßausschuß über Themen, die überhaupt nichts mit Landwirtschaft zu tun hatten. Nicht weniger als drei bisher gefügige Kongreßabgeordnete entdeckten seltsamerweise plötzlich ein Gewissen und verkündeten, daß sie gegen Subventionen stimmen würden. Angeblich wollten sie damit gegen die Not der Wanderarbeiter protestieren und gegen die katastrophale Verschmutzung der Everglades, in die die Pflanzer regelmäßig Millionen Liter Abwasser pumpten.
    Malcolm Moldowsky wußte, daß die aufmüpfigen Kongreßabgeordneten sich überhaupt nicht um die armen Zuckerrohrarbeiter kümmerten und daß ihnen im Grunde gleichgültig war, wenn die Everglades völlig abbrennen würden. In Wahrheit war die Opposition gegen den Zuckererlaß eine Art Rache am Vorsitzenden des Ausschusses, einem gewissen David Dilbeck, der die ausschlaggebende Stimme abgab, mit der eine üppige Diätenerhöhung von zweiundzwanzig Prozent für ihn und seine ehrenwerten Kongreßkollegen abgeschmettert wurde.
    Dilbeck hatte diese unverzeihliche Sünde rein zufällig begangen. Er war betrunken gewesen und hatte ganz einfach den falschen Hebel betätigt, als die Diätenerhöhung zur Abstimmung aufgerufen wurde. In seinem angeschlagenen Zustand war es überhaupt ein Wunder, daß Dilbeck den Weg zu seinem eigenen Platz gefunden, geschweige denn gewußt hatte, wie die Abstimmungsmaschine zu bedienen war. Am Mittag des darauffolgenden Tages schaltete der verkaterte Kongreßabgeordnete den Fernseher ein und erlebte, wie George Will ihn für seinen Mut lobte. Dilbeck hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Er erinnerte sich nicht mehr an den vorhergehenden Tag. Als das Büropersonal ihm erklärte, was er getan hatte, kroch er zu einem Papierkorb und übergab sich.
    Anstatt die Wahrheit zuzugeben – daß der Dank für diese Tat eigentlich den Herstellern von Barbancourt-Rum gebühre -, trat David Dilbeck in »Nightline« auf und erklärte, er sei stolz darauf, gegen den Vorschlag gestimmt zu haben, dies sei schließlich nicht gerade die Zeit, in der der Kongreß den Menschen noch tiefer in die Tasche greifen dürfe. Insgeheim war Dilbeck wütend auf sich selbst. Er brauchte das zusätzliche Geld dringender als jeder andere.
    Und nun schlugen seine Politikerkollegen zurück. Sie wußten, daß Dilbeck von den Wahlkampfspenden der Zuckerindustrie abhängig war, und sie wußten, daß die Zuckerindustrie sich hinsichtlich der Preisstützung auf Dave Dilbeck verließ. Daher beschlossen die Angehörigen des Kongresses, ihn gründlich fertigzumachen, ihm eine Lektion zu erteilen.
    Malcolm J. Moldowsky sah deutlich, wie die Katastrophe sich anbahnte. Seine sämtlichen verborgenen Talente wären nötig, um den Zuckererlaß zu retten, und das könnte er wohl kaum schaffen, wenn Dilbeck an einem Sexskandal beteiligt war. Nach Jahren, die er in der politischen Gosse verbracht hatte, staunte Moldowsky noch immer darüber, wie absolut dämlich die meisten Politiker sein konnten, und das praktisch jederzeit. Er empfand

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