Striptease: Roman (German Edition)
nicht den Hauch von Mitleid für Congressman Dilbeck, aber er würde ihm trotzdem helfen.
Millionen von Dollar standen auf dem Spiel. Moldy würde tun, was getan werden mußte, egal, was es kostete.
Die anderen Tänzerinnen merkten, daß Erin etwas beschäftigte; sie merkten es an ihrer Darbietung.
»Schon wieder Darrell«, stellte Urbana Sprawl fest, die bei weitem größte und schönste Tänzerin im Eager Beaver.
»Nein, es ist nicht Darrell«, sagte Erin. »Nun ja, er ist es und auch wieder nicht.«
Darrell Grant war Erins früherer Ehemann. Nach fünf Jahren schlimmer Ehe und nach einem wunderbaren Kind, einer Tochter, hatten sie sich scheiden lassen. Die gerichtliche Auseinandersetzung war langwierig und sehr teuer, und Erin hatte beschlossen, ihr Glück als Schönheitstänzerin zu versuchen, was besser bezahlt wurde als Büroarbeit. An ihrem Job war nichts Exotisches, aber er war auch nicht so schäbig, wie sie befürchtet hatte. Das Geld reichte fast genau für ihre Anwalts- und Prozeßkosten.
Dann wurde Darrell gemein. Er reichte einen Antrag ein, in dem er Erin beschuldigte, eine ungeeignete Mutter zu sein, und lud den Scheidungsrichter ein, sich selbst anzusehen, wie die zukünftige Ex-Mrs. Grant ihren Lebensunterhalt verdiente. Der Richter sah sich sieben Tanznummern an und kam, als Angehöriger der Auferstehungskirche, zu dem Schluß, daß Erins für Eindrücke sehr empfängliche junge Tochter bei ihrem Vater besser aufgehoben sei. Daß Darrell tablettensüchtig, ein Ex-Sträfling und Händler für gestohlene Rollstühle war, störte den Richter bei weitem nicht so sehr wie die Tatsache, daß Erin in der Öffentlichkeit ihre Unterwäsche auszog. Der Richter hielt ihr einen strengen Vortrag über Sitte und Moral und teilte ihr dann mit, sie dürfe ihr Kind jedes dritte Wochenende und am Heiligen Abend sehen. Ihr Anwalt ging gegen die Sorgerechtsregelung in Berufung, und Erin brauchte nun die Tänzerinnengage noch dringender als je zuvor. Unterdessen war der Scheidungsrichter Stammgast im Eager Beaver geworden und saß immer in einer schattigen Nische unweit der Kickerautomaten. Erin redete mit dem Mann kein Wort, aber Shad machte es sich zur Gewohnheit, heimlich in den Jack Daniel’s zu pinkeln, den er ihm vorsetzte.
Urbana Sprawl sagte zu Erin: »Nun komm schon. Laß es mich nicht aus dir rausprügeln müssen.« Sie schminkten sich vor dem lädierten Spiegel in der Garderobe gerade ab.
Ein Gast, gab Erin zu. »Ich nenne ihn Mr. Peepers. Sein richtiger Name lautet Killian.«
»Tisch drei«, sagte eine andere Tänzerin, die man als Monique Jr. kannte. In dem Club tanzten zwei Moniques, und keine der beiden wollte ihren Namen ändern. »Ich kenne den Typ«, sagte Monique Jr. »Seltsame Brille, billige Krawatte, mickriges Trinkgeld.«
»Macht er dir irgendwelchen Ärger?« wollte Urbana Sprawl von Erin wissen.
»Er war an zwei Abenden nicht mehr da, das ist alles.«
»Donnerwetter«, sagte Monique Jr. »Dann ruf lieber das Scheiß-FBI.«
»Du verstehst nicht. Es geht um meinen Fall.« Erin öffnete ihre Handtasche und holte eine Cocktailserviette hervor, die zu einem winzigen Quadrat zusammengefaltet war. Sie reichte sie Monique Jr. »Das hat er mir neulich gegeben. Er wollte reden, aber Shad saß da, deshalb hat er es lieber aufgeschrieben.«
Monique Jr. las die Nachricht stumm. Dann gab sie sie an Urbana Sprawl weiter. Mr. Killian hatte Druckschrift benutzt, kleine Blockbuchstaben, und sich offensichtlich bemüht, sauber und ordentlich zu schreiben:
Ich kann Ihnen helfen, Ihre Tochter zurückzubekommen. Ich wünsche mir als Gegenleistung lediglich ein freundliches Lächeln. Könnten Sie außerdem ZZ Top in Ihr Musikrepertoire aufnehmen? Am liebsten irgendeinen Titel vom ersten Album. Vielen Dank.
»Männer versuchen alles«, stellte Monique Jr. skeptisch fest. »Alles für ein bißchen Fleisch.«
Erin dachte, es lohne sich vielleicht, sich Killians Vorschlag anzuhören. »Wenn er es nun ernst meint?«
Urbana Sprawl faltete die Nachricht zusammen und gab sie zurück. »Erin, woher weiß er von Angela?«
»Er weiß alles.« Es war ihre erste Erfahrung mit einem Gast, der leicht verrückt war. Drei ganze Wochen lang hatte Killian sie an Tisch drei angeschmachtet. »Er sagt, daß er mich liebt«, sagte Erin. »Ich habe ihn nicht ermutigt. Ich habe ihm auch nichts Persönliches erzählt.«
»So was passiert schon mal«, sagte Urbana. »Da bleibt man am besten ganz cool.«
Erin sagte, er
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